Wenn es einen Preis für die am originellsten verpackte Gewinnwarnung der laufenden Quartalssaison geben würde: Der Finanzdienstleister JDC Group hätte wohl gute Chancen, ihn abzuräumen. Auf die Schlagzeile „JDC Group steht vor transformativer Wachstumsphase, unterzeichnet Absichtserklärung zum Erwerb eines Wettbewerbers, Umsatz in Q3 steigt um 14%“ muss man jedenfalls erst einmal kommen, wenn es am Ende darum geht, die Erwartungen für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des laufenden Jahres von zuvor „mindestens 6 Mio. Euro“ auf eine Spanne von jetzt 3,5 bis 4,0 Mio. Euro zu stutzen. Dass der Aktienkurs der JDC Group nicht zweistellig ins Minus rauschte, sondern auf die Meldung hin sogar um rund fünf Prozent Richtung Norden zog, liegt freilich nicht an den Formulierungskünsten der Presseabteilung, sondern an der tieferen Interpretation der Zahlen und der angekündigten Großübernahme. So gehen immerhin rund 1,5 Mio. Euro an Ergebnisbelastungen auf das Konto von Investitionen zur Stärkung der eigenen IT- und Abwicklungsplattform. Es handelt sich also nicht nur um eine operative Schwächephase.
Zudem stehen bei dem im Börsensegment Scale gelisteten Unternehmen große Deals an: So hat die JDC Group erst kürzlich eine Zusammenarbeit mit der ins Versicherungsgeschäft strebenden comdirect bank auf die Schiene gesetzt (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Firmenkenner gehen sogar davon aus, dass bald weitere Kreditinstitute auf der Kundenliste von JDC stehen werden. Zudem haben die Wiesbadener mit der Lufthansa-Tochter Albatros Versicherungsdienste bereits vor geraumer Zeit einen dicken Auftrag an Land gezogen. Und mit dem zum BMW-Konzern gehörenden Finanzproduktvermittler Bavaria Wirtschaftsagentur wurde kürzlich ebenfalls eine Absichtserklärung unterzeichnet. Damit nicht genug: Dem Vernehmen nach steht die JDC Group vor der Übernahme eines direkten Wettbewerbers. „Wir wollen die größte Transaktion unserer Unternehmensgeschichte durchführen und damit die Konsolidierung des Marktes vorantreiben,“ sagt der JDC-Vorstandsvorsitzende Sebastian Grabmaier. Details zu dem Deal verriet der Manager freilich noch nicht. Die Analysten von Montega Research taxieren das maximale Volumen der Übernahme derweil auf rund 20 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung der JDC Group bewegt sich zurzeit bei etwa 83,5 Mio. Euro.
JDC-Finanzvorstand Ralph Konrad legt sogar noch einen drauf: „Diese erste große Investition soll nicht die letzte sein. Seit Jahren glauben wir an die Konsolidierung im Maklermarkt, die nun stattfindet. Mittlere Makler und Plattformen können die Anforderungen der Regulierung und die massiven IT-Kosten nicht mehr stemmen und werden sich größeren Einheiten anschließen.“ Wir sind gespannt, ob der JDC-Vorstand bereits bei der Präsentation auf dem Eigenkapitalforum am 27. November weitere Neuigkeiten parat hat. Insgesamt überwiegen für uns – trotz der gepfefferten Gewinnwarnung für 2018 und des gruseligen Chartverlaufs – noch die positiven Aspekte bei dem Titel. Aber klar ist auch: Die JDC Group muss mal liefern – und zwar nicht nur auf EBITDA-Ebene, sondern in Form von Gewinnen unterm Strich.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,48 | 95,03 | 111,47 | 122,83 | 146,81 | 156,08 | 171,71 | |
EBITDA1,2 | 3,19 | 1,46 | 4,17 | 5,13 | 8,31 | 8,97 | 11,73 | |
EBITDA-Marge3 | 3,78 | 1,54 | 3,74 | 4,18 | 5,66 | 5,75 | 6,83 | |
EBIT1,4 | 0,20 | -1,70 | -0,15 | 0,50 | 2,91 | 2,91 | 5,84 | |
EBIT-Marge5 | 0,24 | -1,79 | -0,14 | 0,41 | 1,98 | 1,86 | 3,40 | |
Jahresüberschuss1 | -0,17 | -4,34 | -1,81 | -1,16 | 0,90 | 0,94 | 3,83 | |
Netto-Marge6 | -0,20 | -4,57 | -1,62 | -0,94 | 0,61 | 0,60 | 2,23 | |
Cashflow1,7 | 3,21 | 1,57 | 3,85 | 8,87 | 14,86 | 7,67 | 18,03 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,14 | -0,35 | -0,14 | -0,09 | 0,07 | 0,07 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Merschmeier + Partner |