Einen Schrecken in der Abendstunde jagte Splendid Medien seinen Aktionären am 30. September um kurz nach 18 Uhr ein. Statt eines erwarteten operativen Gewinns zwischen 5 und 6 Mio. Euro werden es zum Jahresende wohl nur 1 bis 2 Mio. Euro werden, verkündeten die Kölner. Am Morgen des 1. Oktober setzte sich der Horror mit einem bis zu 20prozentigen Kurssturz fort.
Ambitioniert waren die Ziele des kleinen Medienhauses: Zum Halbjahr 2014 blieb der Umsatz mit 25 Mio. Euro rund 12 Prozent hinter dem entsprechenden Vorjahreszeitraum zurück. Das Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) stellte sich sogar auf minus 1,4 Mio. nach plus 2,2 Mio. Euro zur Jahresmitte 2013. Nachdem besonders die Kinoauswertung im ersten Halbjahr die Erwartungen nicht erfüllten, setzte Finanzvorstand Hans-Jörg Mellmann alle Hoffnung auf die beiden Actionfilme „Expendables 3“ und „Sin City 2“ (siehe „Warten auf Silvester“). Doch auch diese Titel hielten nicht, was sich das Management von ihnen versprach. Während „Expendables 3“ mit aktuell 683 Tausend Zuschauern noch gerade akzeptabel läuft, ist „Sin City2“ mit derzeit 170 Tausend Besuchern in Deutschland ein echter Flop.
Hier zeigt sich, wie riskant das Kinogeschäft für kleine Medienhäuser ist. Die immensen Herausbringungskosten für die Streifen können schnell die gesamten Gewinne des angestammten Home-Entertainment-Geschäftes auffressen. Das bekamen schon viele – im T-M-T-Boom (Technologie-Medien-Telekom) zu Beginn des Jahrtausends an die Börse gekommene – Medien-Unternehmen zu spüren. Neben Highlight und Constantin war Splendid das einzige, das überlebt hat. Das spannende ist, dass es der überraschende Erfolg von „Expendables 1“ war, der Splendid 2010 nach Jahren des Verlustes wieder in die Gewinnzone zurückbrachte. Nun passiert genau das Gegenteil. Sollten zum Jahresende nur 1 Mio. Euro Ebit übrig bleiben, könnte sogar ein Abrutschen in die Verlustzone drohen. Marcus Silbe, Analyst bei Close Brothers Seydler Reseach, schätzt, dass Splendid rund 0,8 Mio. Euro Zinsen bezahlen muss. Blieben noch 0,2 Mio. Euro regulärer Überschuss. Doch die lange Periode ohne Gewinn hat zu steuersparenden Verlustvorträgen geführt. Diese werden in der Bilanz als so genannte „Aktive Latente Steuern“ angesetzt. Grundlage für die Berechnung ist eine rollierende Fünf-Jahres-Planung. Da sich die Gewinnerwartungen abschwächen dürften, könnte es zu Wertberichtigungen bei den „Latenten Steuern“ kommen, die das Ergebnis weiter belasten würden. Das könnte bei der Veröffentlichung der 2014er Jahreszahlen zu einer weiteren Kurskorrektur führen.
Als wär das alles nicht genug, sind die privaten Aktiengeschäfte von Andreas Klein, Vorstandschef von Splendid, zumindest zeitlich unglücklich. Er hat Anfang September gut 15 Tausend Aktien zu Kursen um 2,50 Euro verkauft. Da war „Expendables 3“ bereits gestartet und die Besucherzahlen der entscheidenden ersten beiden Wochenenden bereits bekannt. Eine Unternehmenssprecherin betont, dass zum Zeitpunkt der privaten Aktiengeschäfte von Herrn Klein die jetzt eingetretene Revision der Gewinnprognose überhaupt nicht absehbar und auch die Ad Hoc vom 30. September nicht zu erwarten waren.
Während Klein hier wenig Geschick zeigte, hatte er in den vergangenen Jahren bei Splendid ein besseres Händchen. Es waren die Blockbuster, die das Unternehmen reanimiert haben. Nun bleibt abzuwarten, wie die weitere Unternehmenspolitik aussieht. Für den Beginn des Jahres 2015 darf erst einmal mit positiven Geschäftszahlen gerechnet werden. Dann werden die Videos von „Expandables 3“ und Sin City2“ verkauft. Hier sollten sich die Flops von der Kinokasse nicht wiederholen. Die Titel sind typische Video-Filme, die von den Fans früher oder später gekauft werden, auch wenn sie gerade einmal nicht ins Kino gehen.
Kurzfristig dürfe es zu weiteren heftigen Kurs-Schwankungen bei der Splendid-Aktie kommen. Von Neuengagements sollten vorsichtige Anleger daher erst einmal absehen. Trader sollten unbedingt die extreme Marktenge der Splendid-Aktie beachten. Also am besten – erst einmal abwarten.
Bild: Splendid Medien