Auf der Frühjahrskonferenz Mitte Mai 2023 in Frankfurt war Schloss Wachenheim für boersengefluester.de so etwas wie ein Überraschungs-Tipp: Immerhin legte der sonst eher selten auf solchen Veranstaltungen präsente Schaumweinproduzent eine unerwartet schwungvolle Präsentation hin, die zudem noch extrem gut besucht war (HIER). Bezogen auf den Aktienkurs hat sich seitdem zwar nicht fürchterlich viel getan, was mit Blick auf den durchwachsenen Gesamtmarkt und das – vorsichtig ausgedrückt – verhaltene Interesse an vielen Spezialwerten aber beinahe schon ein Erfolg ist. Zudem ist der Titel grundsätzlich auch eher eine Option für langfristig orientierte Anleger mit ausgeprägtem Fokus auf robuste Dividenden. Und hier kann Schloss Wachenheim abermals punkten.
Wie jetzt feststeht, wird das Unternehmen auch zur Hauptversammlung am 16. November 2023 eine Dividende von 0,60 Euro je Aktie zahlen, was beim aktuellen Kurs von 16,40 Euro auf eine Rendite von knapp 3,7 Prozent hinausläuft. Die wesentlichen Eckdaten aus dem nun vorgelegten Geschäftsbericht 2022/23 (30. Juni) hat die Gesellschaft aus Trier zwar bereits Ende August kommuniziert, einige Punkte sind aber durchaus eine Erwähnung wert: Zunächst einmal liegt das Ergebnis je Aktie von 1,38 Euro (Vorjahr: 1,73) ein gutes Stück unter unseren Erwartungen, was eher enttäuschend ist. Das wiederum hängt bei Schloss Wachenheim unter anderem daran, dass insbesondere die osteuropäischen Mehrheitsbeteiligungen AMBRA und TIM starke Zahlen vorlegt haben, diese beim Ergebnis je Aktie aber nur anteilsmäßig einberechnet werden. Interessant auch der Ausblick für das laufende Jahr: So rechnet Vorstandssprecher Oliver Gloden insbesondere aufgrund höherer Verkaufspreise mit einem Umsatzplus zwischen 6 und 9 Prozent auf dann vermutlich knapp 460 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) siedelt Gloden in einer Bandbreite zwischen 28 und 30 Mio. Euro an – nach knapp 27,4 Mio. Euro im Vorjahr.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 324,53 | 337,16 | 338,21 | 354,58 | 383,98 | 425,75 | 441,51 | |
EBITDA1,2 | 33,00 | 32,42 | 33,37 | 39,58 | 45,03 | 44,46 | 46,31 | |
EBITDA-Marge3 | 10,17 | 9,62 | 9,87 | 11,16 | 11,73 | 10,44 | 10,49 | |
EBIT1,4 | 23,83 | 22,98 | 18,97 | 24,42 | 29,19 | 27,38 | 28,19 | |
EBIT-Marge5 | 7,34 | 6,82 | 5,61 | 6,89 | 7,60 | 6,43 | 6,39 | |
Jahresüberschuss1 | 16,37 | 16,00 | 12,99 | 17,65 | 21,22 | 19,02 | 18,47 | |
Netto-Marge6 | 5,04 | 4,75 | 3,84 | 4,98 | 5,53 | 4,47 | 4,18 | |
Cashflow1,7 | 20,76 | 27,02 | 12,96 | 42,66 | 21,92 | 26,43 | 20,11 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,40 | 1,38 | 0,96 | 1,32 | 1,73 | 1,38 | 1,20 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,50 | 0,40 | 0,50 | 0,60 | 0,60 | 0,60 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |
Zunächst einmal sieht das nach Stillstand aus, allerdings bleiben die Rahmenbedingungen – etwa was die Beschaffung von Glas oder auch die hohen Energiepreise angeht – auch schwierig. Hinzu kommt, dass der Getränkeproduzent die Investitionen mit rund 25 Mio. Euro nochmals hochfährt, um die betrieblichen Prozesse zu optimieren und neue Anlagen aufzustellen. „Für 2023/24 haben wir weitere wichtige Weichenstellungen vorgesehen, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmensgruppe zu stärken“, sagt Oliver Gloden. Die Restrukturierung der Aktivitäten in Wissembourg (Elsass), die das Ergebnis im Vorjahr mit 4,4 Mio. Euro belastet haben, bezeichnet der Vorstand sogar als „alternativlos“. Für das laufende Jahr werden hieraus nochmal Belastungen von 1,2 Mio. Euro zu verkraften sein, langfristig rechnet das Management jedoch mit Einsparungen von jährlich knapp 2 Mio. Euro.
Eine Option bleibt derweil auch künftig anorganisches Wachstum, zumal Schloss Wachenheim ordentliche Free Cashflows erwirtschaftet. „Für den Kauf von Marken und Unternehmen sind wir nach wie vor offen, sofern dies in die Gesamtstrategie der Unternehmensgruppe passt“, heißt es dazu im aktuellen Geschäftsbericht. Insgesamt punktet die Aktie mit einer rundum moderaten Bewertung: Das KGV liegt im Bereich um 10, die Dividendenrendite kann sich sehen lassen, zudem wird der Titel mit einem Abschlag von rund 30 Prozent auf den Buchwert gehandelt. Ein echtes Manko sind allerdings die geringen Handelsumsätze in dem Titel. Ohne Limit geht da gar nichts. Der Börsenwert beträgt zurzeit etwa 130 Mio. Euro, immerhin 69,9 Prozent davon sind der Günther Reh AG (Faber Sekt) aus Leiwen an der Mosel zuzurechnen. Per saldo ein unaufgeregter und durchweg solider Spezialwert aus dem Datenbank-Universum von boersengefluester.de.
Foto: Unsplash+
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