Um immerhin etwas mehr als 130 Prozent hat der Aktienkurs von ad pepper media International in den vergangenen zwölf Monaten zugelegt und den Börsenwert damit auf 142 Mio. Euro befördert. Aus der zurzeit 639 Aktien umfassenden Datenbank von boersengefluester.de belegt ad pepper damit Platz 90 in der Performance-Rangliste unseres Tools „Top-Flop Interaktiv“. Damit gehört der Spezialwert zu den Top-15-Prozent, was nicht so verkehrt ist. Immerhin handelt es sich bei dem Marketingspezialisten zwar um einen – so hässlich der Begriff auch ist – „Corona-Profiteur“, aber eben auch um ein seit jeher solide finanziertes Unternehmen. Von einer heißes Turnaround-Wette ist ad pepper jedenfalls meilenweit entfernt. Und auch gemessen an komplett durch die Decke gegangenen heimischen Aktien aus dem E-Commerce-Umfeld wie Cliq Digital, Westwing oder Media and Games Invest, wird über den Anteilschein von ad pepper media International noch immer eher zurückhaltend in der Finanzszene diskutiert.
Und wer sich gar die üppige Börsenbewertung von international einigermaßen vergleichbaren Unternehmen wie S4 Capital aus Großbritannien oder der US-Company theTradeDesk ansieht, fällt vermutlich tatsächlich aus allen Wolken. Von hoch gehandelten Zweckgesellschaften (SPACs), die in den Vereinigten Staaten wie Pilze aus dem Boden schießen, ganz zu schwiegen. Kein Wunder, dass es auf den Investoren-Calls mit CEO Jens Körner meist auch darum geht, wie man die ad pepper media-Aktie noch mehr ins Rampenlicht stellen kann. Das war auch auf dem von Montega organisierten Round Table am 27. April 2021 zur Erläuterung der Q1-Zahlen nicht anders. Umso erfrischender, dass Vorstand Körner bei solchen Verlockungen cool bleibt und den – schon allein durch die Aktionärsstruktur vorgegebenen – Kern eines mittelständisch geprägten Unternehmens betont: „Wir richten uns nicht nach SPACs aus. Wir verfolgen eine Langfriststrategie.“
Entsprechend stellt sich zurzeit auch nicht die Frage, ob etwa die momentan alles dominierende Affiliate Marketing-Tochter Webgains reif für einen Börsengang wäre oder die gegenwärtige Konzernstruktur mit den beiden weiteren Portfolio-Mitgliedern ad pepper (Leadgenerierung) und ad agents (Performance-Agentur) sonst wie filetiert werden sollte. Gleichwohl verspricht Körner, die IR-Aktivitäten auszubauen und etwa an weiteren Investorenkonferenzen teilzunehmen. So wäre schon viel gewonnen, wenn etwa Webgains am Kapitalmarkt nicht nur als Marketingagentur, sondern zunehmend auch als Softwareanbieter wahrgenommen wird. Nun: Mit Blick auf den Chart der ad pepper-Aktie scheint dieser Prozess längst angestoßen. Dafür spricht auch das kontinuierlich steigende Interesse an den Präsentationen von Körner auf den Round Tables von Montega.
Ansonsten hatte boersengefluester.de bereits über die kürzlich veröffentlichten Zahlen zum ersten Quartal 2021 berichtet (HIER), so dass wir uns hierzu an dieser Stelle kurz fassen. Nachzutragen ist im Grunde nur die Ursache für das vergleichsweise schwache Abschneiden der Tochter ad pepper in den ersten drei Monaten 2021. Auslöser ist hierfür ist unter anderem das zurückhaltende Buchungsverhalten eines Großkunden. Konkret geht es dabei um ein bekanntes Karrierenetzwerk, was seit knapp fünf Jahren zum Microsoft-Konzern gehört. Ohne Namen zu nennen: Wir können uns nicht daran erinnern, dass Xing von Microsoft übernommen wurde. Hinzu kommt, dass die Kunden von ad pepper eher nicht aus dem E-Commerce-Sektor kommen und daher keine Corona-bedingte Sonderkonjunktur hatten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 18,72 | 20,27 | 21,79 | 25,62 | 27,65 | 24,87 | 21,75 | |
EBITDA1,2 | 2,21 | 1,35 | 3,51 | 6,56 | 4,38 | 1,28 | 0,02 | |
EBITDA-Marge3 | 11,81 | 6,66 | 16,11 | 25,60 | 15,84 | 5,15 | 0,09 | |
EBIT1,4 | 1,82 | 1,03 | 2,52 | 5,45 | 3,19 | 0,19 | -0,99 | |
EBIT-Marge5 | 9,72 | 5,08 | 11,57 | 21,27 | 11,54 | 0,76 | -4,55 | |
Jahresüberschuss1 | 1,14 | 0,54 | 1,92 | 4,34 | 2,56 | -0,25 | -0,70 | |
Netto-Marge6 | 6,09 | 2,66 | 8,81 | 16,94 | 9,26 | -1,01 | -3,22 | |
Cashflow1,7 | 3,10 | -1,52 | 6,48 | 3,38 | 2,21 | 1,93 | 1,24 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,03 | 0,01 | 0,06 | 0,17 | 0,08 | -0,04 | -0,05 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Positiv ausgedrückt wäre ad pepper damit freilich auch die Tochter, die bei einer Lockerung der aktuellen COVID-Beschränkungen schnell Potenzial freisetzen könnte. Überhaupt werden die kommenden Quartale spannend bei der Interpretation: Bei der UK-lastigen Tochter Webgains etwa stehen – angesichts der vielen Geschäftsöffnungen in England – bereits zum Ende des zweiten Quartals 2021 die ersten „Nach-Corona-Zahlen“ den durch den E-Commerce-Boom während der harten Lockdown-Zeit befeuerten Daten vom Frühjahr/Sommer 2020 gegenüber. Mit anderen Worten: Die ganz großen Wachstumsraten von 2020 werden sich vermutlich kaum fortsetzen lassen. „Da muss man keine Glaskugel für haben“, sagt Vorstand Jens Körner.
Grundsätzlich bleibt die Story von ad pepper media International aber voll intakt, denn viele Trends in der Digitalisierung werden auch nach Corona bleiben, allen voran das Einkaufsverhalten via Online. Und sollte das zu Axel Springer und United Internet gehörende Affiliate-Netzwerk AWIN – wie mehrfach kolportiert – doch noch den Weg Richtung Börse finden, wäre ad pepper so etwas wie der natürlich Gewinner. Denn die für AWIN aufgerufenen Multiples werden mit Sicherheit positiv auf die ad pepper-Aktie strahlen. Montega-Analyst Henrik Markmann setzt den fairen Wert für den Anteilschein zurzeit bei 8,20 Euro an und rät weiter zum Einstieg.
Foto: JOSHUA COLEMAN auf Unsplash