Irgendwie hat der Kapitalmarkt Ende Mai da wohl was übersehen. Nach den – zugegeben schwachen Ergebnissen für 2018 – hat ad pepper media International kürzlich nämlich prima Zahlen für das erste Quartal präsentiert und wenige Tage zuvor auf der Hauptversammlung auch noch den Einzug von 1.500.000 eigenen Aktien beschlossen. Kursreaktion? Beinahe nicht messbar. Und auch die jüngste Offerte von KKR an die freien Aktionäre von Axel Springer ist an der Notiz von ad pepper wie an einer Teflonpfanne abgeperlt, obwohl das Unternehmen über seine Affiliatemarketing-Tochter webgains nach Auffassung von boersengefluester.de ein indirekter Profiteur der Transaktion sein sollte. Grund: Gemeinsam mit United Internet (Anteil: 20 Prozent) betreibt Springer (Anteil: 80 Prozent) das Performancemarketing-Netzwerk AWIN. Die Überlegung dahinter ist, dass Springer und United Internet ihre zuletzt etwas vergessenen Kapitalmarktpläne für die AWIN-Gruppe in der neuen Konstellation möglicherweise forcieren werden. Das gilt wohl auch mit Blick auf die enormen Kosten für den 5G-Netzaufbau des United Internet-Konzerns. Jedenfalls dürfte die im Falle eines IPO’s aufgerufene Bewertung von AWIN zeigen, mit welchem Discount webgains derzeit an der Börse bewertet wird. Und angesichts der noch immer laufenden Migration von affilinet aus dem Reich von United Internet in das AWIN-Universum, dürften einige Kunden sich ohnehin bei der – freilich deutlich kleineren – webgains komfortabler aufgehoben fühlen.
Last but not least sollte auch die aktuelle Übernahmeofferte der Müller Medien Group für den Marketing- und Auskunftsdienstleister 11880 Solutions förderlich für den Aktienkurs von ad pepper sein, denn die hinter Müller Medien stehende Familie Oschmann ist über die EMA B.V. und die Euro Serve Media mit 43,23 Prozent gleichzeitig auch der dominierende Anteilseigner von ad pepper (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Eine mögliche Spekulation: Müller Medien stockt auch bei ad pepper auf und nutzt so den aktuell niedrigen Börsenkurs. Immerhin ist es so, dass die frei von Bankschulden agierende ad pepper media zum Ende des ersten Quartals 2019 liquide Mittel von insgesamt 23,2 Mio. Euro ausweist – bei einem Börsenwert von 55,4 Mio. Euro. Bereinigt um die für den Einzug vorgesehenen eigenen Aktien (die Frist für die Umsetzung hierfür beträgt nach der bereits erfolgten Anmeldung zum Handelsregister zwei Monate) ergibt sich sogar nur ein Marktkapitalisierung von 51,8 Mio. Euro.
Mit anderen Worten: Das gesamte operative Geschäft der Nürnberger wird derzeit nur mit knapp 29 Mio. Euro bewertet. Dafür bekommen Anleger unter anderem die auf Leadgenerierung (Displaywerbung, E-Mail-Marketing etc.) spezialisierte ad pepper media. Dieses traditionelle Geschäft hat sich zuletzt als verlässlicher Ergebnislieferant präsentiert, was sich im Auftaktquartal 2019 mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 535.000 Euro nochmals bestätigt hat. Besser als zu vermuten war, hat sich auch der zweite Geschäftsbereich, abgebildet durch die Performance-Marketingagentur ad agents, entwickelt. Mit einem EBITDA von 74.000 Euro nach den ersten drei Monaten 2019 hängt die 60-Prozent-Beteiligung zwar noch immer dem entsprechenden Vorjahresresultat hinterher. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass ad agents im Jahresverlauf 2018 drei ganz wichtige Adressen – dem Vernehmen nach darunter auch Gerry Weber – als Kunden verloren hat. Offenbar holt ad agents aber auf und hat – wie zu hören ist – zuletzt interessante Neuabschlüsse tätigen können. Aus Börsensicht am ehesten zu vergleichen ist ad agents vermutlich mit der Digitalagentur Sinner Schrader: nur eben in kleiner.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 18,72 | 20,27 | 21,79 | 25,62 | 27,65 | 24,87 | 21,75 | |
EBITDA1,2 | 2,21 | 1,35 | 3,51 | 6,56 | 4,38 | 1,28 | 0,02 | |
EBITDA-Marge3 | 11,81 | 6,66 | 16,11 | 25,60 | 15,84 | 5,15 | 0,09 | |
EBIT1,4 | 1,82 | 1,03 | 2,52 | 5,45 | 3,19 | 0,19 | -0,99 | |
EBIT-Marge5 | 9,72 | 5,08 | 11,57 | 21,27 | 11,54 | 0,76 | -4,55 | |
Jahresüberschuss1 | 1,14 | 0,54 | 1,92 | 4,34 | 2,56 | -0,25 | -0,70 | |
Netto-Marge6 | 6,09 | 2,66 | 8,81 | 16,94 | 9,26 | -1,01 | -3,22 | |
Cashflow1,7 | 3,10 | -1,52 | 6,48 | 3,38 | 2,21 | 1,93 | 1,24 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,03 | 0,01 | 0,06 | 0,17 | 0,08 | -0,04 | -0,05 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Dritter Geschäftsbereich ist das bereits erwähnte Affiliate-Netzwerk webgains, das seine Erlöse überwiegend in Großbritannien und zu etwa einem Viertel in Deutschland erzielt. Mit einem EBITDA von 417.000 Euro (Vorjahr: 52.000 Euro) gelang webgains sogar die dynamischste Verbesserung im Auftaktviertel 2019. Auf Konzernebene summierte sich das EBITDA in den ersten drei Monaten 2019 auf 709.000 Euro – nach 312.000 Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode. „Die Company hatte einen sehr guten Start ins Jahr“, lautet daher auch die Einschätzung der Analysten von First Berlin. Zur Einordnung: Die Jahresplanung von CEO Jens Körner sieht ein EBITDA von rund 2 Mio. Euro für 2019 vor. Das wiederum entspricht der ursprünglichen Zielsetzung für 2018, die ad pepper aufgrund der schmerzhaften Kundenverluste von ad agents letztlich aber nicht einlösen konnte.
Sollte 2019 auch nur halbwegs normal verlaufen, dürfte die Prognose für das laufende Jahr also gut erreichbar sein. Das nächste Update werden die vorläufigen Halbjahreszahlen sein, die das Unternehmen vermutlich bereits Mitte Juli vorlegen wird. Derweil macht First Berlin noch einen ganz anderen Kurstreiber für den im Prime Standard gelisteten Titel aus: Quasi wie jedes Jahr, hat sich ad pepper nämlich auch zur jüngsten Hauptversammlung die Ermächtigung für umfangreiche Aktienrückkäufe geben lassen. Umgesetzt hat ad pepper solch ein Programm freilich zuletzt im Frühjahr/Sommer 2016. Dabei wäre nach Auffassung von boersengefluester.de jetzt die perfekte Gelegenheit dazu. Der Kurs ist niedrig und das Konto voll.