„MDAX wäre eine andere Geschichte gewesen“, sagt Arno Walter, Vorstandsvorsitzender der comdirect bank beim Pressefrühstück in der 22. Etage des Frankfurter Hotels Innside Eurotheum. Doch der Abstieg aus dem SDAX im September 2016 – damals nahm Leifheit den Platz der comdirect ein – war für Walter fast schon ein „Non-Event“. Es gab weder eine signifikante Kursreaktion, noch habe sich das Interesse der Analysten oder Finanzpresse an der comdirect-Aktie in irgendeiner Form geändert, betont Walter. Auffällig ist dennoch, dass der Kurs des zu 81,34 Prozent zur Commerzbank gehörenden Direktbrokers seit mittlerweile mehr als vier Monaten in einem engen Korridor zwischen 9,00 und 9,50 Euro festhängt. Da hatten die Aktie von Deutsche Bank, Commerzbank und Aareal Bank zuletzt spürbar mehr Dynamik vorzuweisen. Fairerweise muss man allerdings auch sagen, dass die Notiz der comdirect zuvor auch längst nicht so stark unter Druck war, wie die der Großbanken – dementsprechend auch weniger verloren gegangenes Terrain aufzuholen hatte.
Operativ läuft bei dem Unternehmen mit Sitz in Quickborn weiterhin ganz ordentlich, auch wenn sich die Gesellschaft naturgemäß nicht vom ungünstigen Zinstrend und der labilen Börsenlandschaft abkoppeln kann. Daher kommt es beinahe wie gerufen, dass der Kauf von Visa Europe durch Visa Inc. USA das Ergebnis der comdirect im laufenden Jahr mit rund 41 Mio. Euro beflügelt. Dementsprechend liegt der Gewinn vor Steuern nach neun Monaten 2016 mit 106,91 Mio. Euro um fast 37,3 Prozent über dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. Bereinigt um die Visa-Millionen fällt das Ergebnis vor Steuern dagegen um rund knapp 15,4 Prozent niedriger aus als in der Vergleichsperiode. Zudem betont CEO Walter: „2015 war das beste Tradingjahr in der Geschichte der comdirect.“ Mit anderen Worten: Die Messlatte für 2016 liegt extrem hoch.
Für das Gesamtjahr bestätigte der Manager die Vorgabe, wonach das Ergebnis vor Steuern auf mehr als 110 Mio. Euro – nach 90,61 Mio. Euro im Jahr zuvor – klettern soll. Demnach müsste die comdirect im Abschlussviertel gerade einmal gut 3 Mio. Euro an Gewinn erzielen, um die Unterkante der Prognose zu touchieren. Selbst wenn das Abschlussviertel aufgrund höherer Marketingaufwendungen für Depotkampagnen etc. traditionell kein Renditehit ist, steuerte Q4 in der Vergangenheit doch meist zwischen 13 und 20 Mio. Euro zum Gesamtergebnis bei. Vor diesem Hintergrund lässt das Gewinnziel also eine Menge Spielraum nach oben. Angesichts der ungewissen Effekte durch den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl, verzichtetet Arno Walter trotzdem drauf, das offizielle Gewinnziel um ein paar Millionen Euro nach oben zu setzen: „Da bin ich lieber hanseatisch vorsichtig.“
Noch nicht in die Karten schauen lässt sich Walter auch hinsichtlich der Verwendung der Mittel aus der Visa-Transaktion: „Diese Diskussionen sind noch nicht geführt.“ Boersengefluester.de lehnt sich aus dem Fester und tippt, dass es eine Sonderdividende von mindestens 10 Cent je Aktie geben könnte. Sollte die comdirect bank den Sockelbetrag konstant halten, würde das auf eine Ausschüttung von 0,50 Euro pro Anteilschein und eine entsprechend attraktive Rendite von 5,5 Prozent hinauslaufen. Denkbar ist aber freilich auch, dass der Sonderertrag „nur“ die Lücke zu der an sich schwächeren operativen Entwicklung schließt und es bei dem Vorjahreswert von 0,40 Euro pro Anteilschein bleibt. Das wäre unserer Meinung nach jedoch eine Enttäuschung. Nun: Spätestens zur Bilanzpressekonferenz am 31. Januar 2017 in Frankfurt wird klar sein, mit welchem Dividendenvorschlag die Aktionäre für die Hauptversammlung am 11. Mai 2017 rechnen können. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2017 sieht mit einem Wert von rund 20 dagegen zwar sportlich aus und bewegt sich auch etwas über dem langjährigen Mittelwert – noch ist aber alles im grünen Bereich. Ebenfalls innerhalb des Toleranzbereichs bewegt sich das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von knapp 2,3. Für Langfristanleger mit Fokus auf Dividende bleibt der Titel also ein gutes Investment.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Foto: comdirect bank AG (CEO Arno Walter)