Besser hätte das Timing nicht sein können. Kurz vor seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum in Frankfurt hat Thomas Stümmler, Vorstand von Vectron Systems, seine Mittelfristprognosen für den Kassenhersteller vorgelegt. Und die haben es in sich: Nachdem die regulatorischen Eckdaten für die Einführung steuersicherer Kassensysteme nun endlich feststehen, stellt Stümmler für 2020 Umsätze von mindestens 50 Mio. Euro – bei einer EBIT-Marge im niedrigen zweistelligen Prozentbereich – in Aussicht. Vorsichtig geschätzt, würde das auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 8,0 und 8,5 Mio. Euro hinauslaufen. Und da die Münsteraner bei ihrer Digitalisierungsstrategie (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER) offenbar immer besser vorankommen, legt Stümmler noch einen drauf und setzt die für 2022 zu erwartenden Erlöse gar bei mehr als 100 Mio. Euro an, über die Hälfte davon sollen dann aus wiederkehrenden Servicegebühren stammen.
Dementsprechend dürfte die operative Rendite auf eine Größenordnung im mittleren zweistelligen Prozentbereich wachsen. „Selbst wenn man noch so vorsichtig rechnet, man kommt schnell zu großen Zahlen“, sagt Stümmler. Kein Wunder, dass die Notiz der Vectron-Aktie auf die Neuigkeit hin einen Hüpfer bis fast an die Marke von 16 Euro gemacht hat. Aber selbst auf diesem Niveau beträgt der Börsenwert nicht einmal 114 Mio. Euro. Sprich: Es besteht noch reichlich Potenzial. Allein die Sonderkonjunktur aus dem Fiskalisierungsprojekt sollte den Aktienkurs des im Frankfurter Freiverkehrssegment Scale gelisteten Titels noch mindestens in den Bereich um 20 Euro führen.
Die eigentlich spannende Frage bleibt dabei, wie sich der Absatz in den kommenden Jahren tatsächlich darstellen wird. Zum einen wird es auch künftig den klassischen Verkauf von neuen Kassen über die etablierten Fachhändler geben. Dem gegenüber steht die moderne Variante, bei dem Gastronomen im Extremfall gar nichts mehr für die Kasse bezahlen, sich dafür aber den – in den Kassen integrierten – Vectron-Kooperationspartnern für Reservierungs-, Bestell-, Payment- oder auch Gutscheinlösungen anschließen. Um diese zweite Gruppe von Kunden möglichst umfassend abzudecken, muss Vectron freilich eine separate Vertriebsstruktur aufbauen. Eine Herausforderung, doch daran sollte das digitale Geschäftsmodell eigentlich nicht scheitern.
Offen bleibt derweil, wie sich der Wettbewerb in den kommenden Jahren aufstellen wird. Als größter Kassenhersteller hat Vectron zwar eine super Ausgangsposition. Sollten große Spieler etwa aus dem Lieferdienstsektor jedoch den Spieß umdrehen und vielleicht selbst eine zugekaufte Kassenlösung gratis anbieten, könnte sich die Lage spürbar ändern. Kein übermäßig großes Gewicht sollten Anleger derweil auf die Zahlen für 2019 werfen, wie der kürzlich vorgelegte Bericht für die ersten neun Monate 2019 bereits gezeigt hat. Zu viele Gastronomen haben sich – in Anbetracht der gesetzlichen Hängepartie – mit ihren Ersatzentscheidungen bis zuletzt zurückgehalten. Boersengefluester.de bleibt dabei: Sofern Stümmler in den kommenden Quartalen tatsächlich liefert (was natürlich Voraussetzung ist), müsste die Vectron-Aktie inmitten einer Neubewertung stehen. Drei Jahre Sonderkonjunktur sind jedenfalls eine exzellente Basis.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 32,38 | 24,83 | 25,17 | 27,77 | 38,23 | 25,22 | 37,02 | |
EBITDA1,2 | 2,25 | -0,45 | -1,37 | -2,19 | 4,71 | -3,86 | 3,72 | |
EBITDA-Marge3 | 6,95 | -1,81 | -5,44 | -7,89 | 12,32 | -15,31 | 10,05 | |
EBIT1,4 | 1,74 | -2,13 | -1,76 | -2,58 | 3,12 | -5,36 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 5,37 | -8,58 | -6,99 | -9,29 | 8,16 | -21,25 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 1,08 | -3,88 | -1,39 | -2,07 | 2,44 | -5,27 | -0,78 | |
Netto-Marge6 | 3,34 | -15,63 | -5,52 | -7,45 | 6,38 | -20,90 | -2,11 | |
Cashflow1,7 | -1,46 | -2,32 | -2,51 | -3,77 | 10,18 | -2,05 | 7,20 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,16 | -0,58 | -0,17 | -0,26 | 0,30 | -0,65 | -0,10 | |
Dividende8 | 0,05 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |