Mit ein wenig Fortune könnte das der Ausbruch aus der nun schon fast zwei Jahre dauernden Seitwärtsbewegung sein. Jedenfalls sehen die Zahlen von Steico für das dritte Quartal 2019 so gut aus, dass die Notiz des Herstellers von Holzfaser-Dämmstoffen nun sogar über die Marke von 25 Euro gesprungen ist. Just in diesem Bereich hatte sich die Steico-Aktie zuletzt immer wieder die Zähne ausgebissen. Bewertungstechnisch sollten Kurse bis etwas oberhalb von 30 Euro locker drin sein, immerhin wird die Steico-Aktie zurzeit gerade einmal mit dem Doppelten des Buchwerts gehandelt. Dabei kommt die in Feldkirchen bei München ansässige Gesellschaft ergebnismäßig super voran: Auch ohne den positiven Effekt einer Gutschrift von rund 2,4 Mio. Euro der polnischen Regierung zum Ausgleich enorm gestiegener Energiekosten hätte Steico im dritten Quartal 2019 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von etwa 10,7 Mio. Euro erzielt. Das ist der mit Abstand beste Wert, den das Unternehmen je in einem Quartal erwirtschaftete.
Insgesamt steht nach neun Monaten nun ein EBIT von 26,8 Mio. Euro zu Buche – nach 19,6 Mio. Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr setzt der Vorstand daher die Prognose für die operative Marge – bezogen auf die Relation von EBIT zur Gesamtleistung (Umsatz plus Bestandserhöhungen) – leicht herauf und hält nun den Bereich um zehn Prozent für realistisch. Bislang lag stellte Steico eine Spanne zwischen neun und zehn Prozent in Aussicht. Nach neun Monaten 2019 liegt die entsprechende Kennzahl bei 12,4 Prozent, es scheint also ausreichend Puffer in der Vorschau eingebaut zu sein. Obligatorisch für den Bauzulieferer ist der Hinweis zum Wetterbericht: Ein früher Wintereinbruch würde sich negativ auf die Zahlen des vierten Quartals auswirken.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 230,31 | 251,96 | 281,00 | 308,77 | 388,18 | 445,16 | 365,29 | |
EBITDA1,2 | 37,91 | 44,41 | 56,71 | 57,02 | 91,31 | 90,05 | 57,86 | |
EBITDA-Marge3 | 16,46 | 17,63 | 20,18 | 18,47 | 23,52 | 20,23 | 15,84 | |
EBIT1,4 | 22,02 | 24,56 | 32,49 | 33,58 | 67,61 | 65,20 | 30,38 | |
EBIT-Marge5 | 9,56 | 9,75 | 11,56 | 10,88 | 17,42 | 14,65 | 8,32 | |
Jahresüberschuss1 | 15,27 | 16,16 | 22,79 | 25,43 | 48,16 | 47,86 | 16,88 | |
Netto-Marge6 | 6,63 | 6,41 | 8,11 | 8,24 | 12,41 | 10,75 | 4,62 | |
Cashflow1,7 | 25,49 | 40,52 | 43,36 | 42,91 | 85,76 | 65,63 | 51,65 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,08 | 1,15 | 1,62 | 1,81 | 3,42 | 3,40 | 1,18 | |
Dividende8 | 0,21 | 0,25 | 0,25 | 0,30 | 0,40 | 0,40 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Gut ist, dass die Gesellschaft auch für das kommenden Jahr eine positive Entwicklung erwartet. Zwar ist für 2020 mit keinen weiteren Kompensationszahlungen in Polen zu rechnen, dafür dürfte ein Teil des benötigten Stroms aus dem neu errichteten Biomassekraftwerk am Standort Czarnków kommen, so dass die Profitabilität hier zumindest stabil bleiben dürfte. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt, ob sich die europäische Bauwirtschaft weiterhin gegen die sich zum in immer mehr Sektoren doch sehr deutlich abkühlende Konjunktur stemmen kann. Und auch das Thema Brexit ist für Steico von enormer Bedeutung. Last but not least herrscht in der gesamten Branche ein scharfer Wettbewerb, selbst wenn der Konsolidierungsprozess in vollem Gang ist und einzelne Firmen bereits den Geschäftsbetrieb eingestellt haben (siehe dazu auch unseren Bericht zum zweiten Quartal 2019 HIER).
Insgesamt bleibt boersengefluester.de positiv eingestellt für die im Münchner Spezialsegment m:access gelistete Aktie: Die Relation von Enterprise Value (Börsenwert plus Netto-Finanzschulden) zu dem für 2019 zu erwartenden EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) liegt bei weniger als acht und sollte für 2020 nochmals rückläufig sein. Nun muss im Grunde nur noch die Charttechnik auf Grün springen. Fundamental stehen die Zeichen ohnehin auf höhere Kurse.
Foto: Steico SE