Da hat Peter Podesser, CEO von SFC Energy, die Messlatte nochmals ordentlich heraufgesetzt – verlängert den Anlauf dafür aber auch entsprechend: So will der Spezialist für Brennstoffzellentechnik die Umsätze bis zum Jahr 2025 nun auf 350 bis 400 Mio. Euro hieven und dabei eine EBITDA-Marge von 15 Prozent erzielen, was einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von bis zu 60 Mio. Euro entsprechen würde. Diese neue Mittelfristplanung ersetzt die bisherige – bereits im Geschäftsbericht 2018 kommunizierte – Prognose, die bis 2023 Erlöse von mehr als 100 Mio. Euro sowie eine bereinigte EBITDA-Marge von deutlich über 10 Prozent vorsah. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de begründet der sichtbar gut aufgelegte Peter Podesser die veränderte Planung in erster Linie mit der zu erwartenden massiven Nachfrage rund um Wasserstofftechnologien, die in der ursprünglichen Planung so noch gar nicht berücksichtigt war.
An der Börse kommt die Verschiebung des mittelfristigen Ausblicks bislang erstaunlich gut an und schiebt den Aktienkurs erstmals seit einer halben Ewigkeit wieder deutlich über die Marke von 30 Euro. Bei der aktuellen Notiz von gut 32 Euro bringt es SFC Energy auf einen Börsenwert von immerhin fast 472 Mio. Euro. Mit den für 2021 avisierten Erlösen von 61 bis 70 Mio. Euro und dabei zu erwartenden adjustierten EBITDA zwischen 3,5 und 6,0 Mio. Euro ist das – bei aller Euphorie rund um das Thema Wasserstoff – kaum zu rechtfertigen. Von den Resultaten für 2020 mit ihren COVID-Schleifspuren ganz schweigen. SFC Energy muss also liefern in den nächsten Jahren, um den Kursmotor auf Drehmoment zu halten. Die avisierte EBITDA-Marge von 15 Prozent hält Vorstand Peter Podesser dabei für das weniger ambitionierte Ziel, immerhin sind kaum Skaleneffekte in den Prognosen berücksichtigt.
„Hauptaufgabe ist die Top-Line“, sagt Podesser mit Blick auf das stattliche Umsatzziel. Doch Anlass für Optimismus gibt es genug: „Das Umfeld für unsere Technologie war noch nie so positiv wie momentan.“ Neben dem normalen organischen Wachstum setzt Podesser dabei auf eine Ausweitung von regionalen Partnerschaften wie zuletzt mit Toyota Tsusho im asiatischen Markt. Abgerundet wird das Paket durch mögliche Akquisitionen im Bereich Brennstoffzellen. Den für die Expansion nötigen finanziellen Rahmen hat das in Brunnthal bei München ansässige Unternehmen zum Teil durch die Ende 2020 durchgeführte Kapitalerhöhung mit einem Mittelzufluss von rund 19 Mio. Euro geschaffen. Aber mit Sicherheit wird weitere Finanzierungsmaßnahmen geben, darauf sollten sich Anleger schon jetzt einstellen. Das muss nicht zwingend schädlich für die Kursentwicklung sein. Viel hängt – neben der allgemeinen Börsenstimmung – davon ab, ob SFC sich mit dem erhofften Tempo den Mittelfristzielen nähert. Das inkludiert für boersengefluester.de auch, dass ab 2023 der Umsatz erstmals in den dreistelligen Millionen-Euro-Bereich vordringen sollte.
Keine Experimente – etwa in Richtung Elektromobilität – will Podesser derweil im Einsatzgebiet der eigenen Energielösungen machen. „Wir bleiben dort, wo wir uns etabliert haben: im stationären Bereich.“ Regelmäßig geht es also darum, konventionelle Diesel-Aggregate durch umweltfreundliche Brennstoffzellentechnik zu ersetzen. „Good bye Diesel“, heißt es daher auch intern bei SFC Energy. Wer sich mit der Thematik näher befassen will, dem empfehlen wir die nochmalige Lektüre unsere sehr umfassenden Interviews mit CEO Peter Podesser von Mitte November 2020 HIER. Keine Frage: Im Aktienkurs von SFC Energy ist schon enorm viel der Zukunftsperspektiven enthalten. Selbst wenn alles wie am Schnürchen läuft, wäre der Anteilschein bereits mit dem knapp Achtfachen des für 2025 (!) zu erwartenden EBITDA bewertet. Daher gibt es nach der jüngsten Rally auch „nur“ noch eine Halten-Einschätzung von boersengefluester.de. Zukäufe würden wir bei der im Prime Standard gelisteten SFC-Aktie wohl erst bei Rücksetzern wieder ins Auge fassen. Einen radikalen Schritt sind derweil die Analysten von First Berlin gegangen: Sie haben ihr Kursziel für den Tiel nach den jüngsten Neuigkeiten von 17 auf 44 Euro angehoben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 54,29 | 61,70 | 58,54 | 53,22 | 64,32 | 85,23 | 118,15 | |
EBITDA1,2 | 0,86 | 2,48 | 1,70 | -0,99 | -0,80 | 8,59 | 14,62 | |
EBITDA-Marge3 | 1,58 | 4,02 | 2,90 | -1,86 | -1,24 | 10,08 | 12,37 | |
EBIT1,4 | -0,89 | 1,33 | -1,29 | -4,50 | -5,11 | 3,60 | 9,16 | |
EBIT-Marge5 | -1,64 | 2,16 | -2,20 | -8,46 | -7,95 | 4,22 | 7,75 | |
Jahresüberschuss1 | -2,07 | 0,00 | -1,93 | -5,18 | -5,83 | 2,02 | 21,06 | |
Netto-Marge6 | -3,81 | 0,00 | -3,30 | -9,73 | -9,06 | 2,37 | 17,83 | |
Cashflow1,7 | 1,70 | 2,01 | -1,26 | -0,60 | 1,08 | -4,76 | 3,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,23 | 0,00 | -0,17 | -0,39 | -0,40 | 0,07 | 1,18 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Foto: SFC Energy