Durchweg entspannt ging der Börsengang des Caravanherstellers Knaus Tabbert nun wahrlich nicht über die Bühne. So bewegte sich der Ausgabepreis von 58 Euro nur am unteren Ende der kommunizierten Spanne von 58 bis 74 Euro, zudem konnten die Alteigentümer nicht so viele Aktien wie ursprünglich geplant bei den Investoren unterbringen (siehe dazu unseren Beitrag HIER). Immerhin hat sich die zwischenzeitlich unter Emissionsniveau gerutschte Notiz über den Startkurs bewegt. Nun: Abgesehen vom geringen Anteil des gesamten Emissionserlöses, der tatsächlich in die Kassen von Knaus fließt, hat die Investmentstory durchaus ihren Charme – insbesondere auch durch das geänderte Urlaubsverhalten der Menschen im Zuge der Corona-Ausweitung. Insofern sieht boersengefluester.de das Kapitalmarkt-Comeback der Knaus Tabbert-Aktie durchaus positiv.
Werbung:
Genutzt haben wir die Gunst der Stunde aber auch, um die bereits seit 2002 gelistete Regenbogen AG neu in unsere Datenbank aufzunehmen. Das Unternehmen aus Kiel betreibt etliche Campingplätze, vorzugsweise an der Ost- und Nordsee. Am bekanntesten sind vermutlich die Anlagen in Prerow (Fischland-Darß-Zingst), Göhren (Rügen) und im Ostseebad Boltenhagen. Keine Frage: Mit einem Börsenwert von nur 16 Mio. Euro – bei einem Streubesitzanteil von lediglich knapp 22 Prozent – ist Regenbogen ein Micro Cap, der nicht unbedingt ins Depot muss. Für Anleger, die sich für solche ökologisch ausgerichteten Titel interessieren, ist das Papier aber durchaus interessant. Am Ende müssen die ganzen Caravans und Wohnwagen aus dem Konglomerat von Knaus Tabbert ja auch irgendwo unterkommen, damit der Urlaub losgeht. Der lange Sommer war für die Campingfreunde – und damit auch für die Regenbogen AG – ohnehin ein verspätetes Geschenk.
Schließlich sah es im Frühjahr, insbesondere durch die Reisebeschränkungen in den Urlaubsregionen von Mecklenburg-Vorpommern noch so aus, als ob die Saison 2020 durch COVID-19 ein kompletter Reinfall werden würde. Tatsächlich haben viele Urlauber aber umdisponiert und sind statt nach Spanien, Italien, Griechenland oder in die Türkei zu fahren in Deutschland geblieben. Dementsprechend konnte der Regenbogen-Vorstand Ende August 2020 auch Entwarnung geben und sogar die Prognosen für das laufende Jahr heraufsetzen. So kalkuliert er nun – trotz der noch immer schwierigen Lage im Gastronomiebereich – mit deutlich steigenden Umsatzerlösen und einem verbesserten operativen Ergebnis.
Von der eigentlich geplanten Nullrunde bei der Dividende für 2019 ist das Unternehmen auf der Hauptversammlung am 17. September 2020 ebenfalls wieder abgerückt und hat stattdessen eine Rekordausschüttung von 184.000 Euro – entsprechend 0,08 Euro je Aktie – auf die Agenda gesetzt, was so dann auch mit 100 Prozent der anwesenden Stimmen beschlossen wurde. Die entsprechende Dividendenrendite liegt bei immerhin gut 2,5 Prozent. Bezüglich des Ausblicks für das laufende Jahr sollten Anleger bedenken, dass es im Vorjahr einige Sondereffekte gab, die sich so nicht wieder einstellen: Ergebniserhöhend wirkte insbesondere eine Versicherungsleistung von rund 4,2 Mio. Euro nach einem Brand in der Anlage im ostwestfälischen Tecklenburg. Zudem hat die schwedische First Camp Sverige Holding ein ihr gewährtes Darlehen von 4 Mio. Euro vorzeitig zurückgezahlt, wofür es eine Vorfälligkeitsentschädigung von 0,4 Mio. Euro für Regenbogen gab.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 14,76 | 14,91 | 15,14 | 17,27 | 18,89 | 20,56 | 23,14 | |
EBITDA1,2 | 3,23 | 2,92 | 4,17 | 5,14 | 5,68 | 4,06 | 3,84 | |
EBITDA-Marge3 | 21,88 | 19,58 | 27,54 | 29,76 | 30,07 | 19,75 | 16,60 | |
EBIT1,4 | 1,74 | 1,51 | 2,73 | 3,86 | 4,26 | 2,45 | 2,05 | |
EBIT-Marge5 | 11,79 | 10,13 | 18,03 | 22,35 | 22,55 | 11,92 | 8,86 | |
Jahresüberschuss1 | 0,75 | 0,73 | 1,62 | 2,34 | 2,66 | 1,59 | 1,07 | |
Netto-Marge6 | 5,08 | 4,90 | 10,70 | 13,55 | 14,08 | 7,73 | 4,62 | |
Cashflow1,7 | 2,04 | 1,87 | 2,81 | 3,63 | 3,48 | 2,83 | 2,71 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,33 | 0,28 | 0,70 | 1,02 | 1,16 | 0,69 | 0,47 | |
Dividende8 | 0,07 | 0,07 | 0,08 | 0,09 | 0,46 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Hanseatische Mittelstands Treuhand |
Entsprechend werden die ausgewiesenen Ergebnisse für 2020 – trotz der operativ guten Entwicklung – wohl hinter den entsprechenden Resultaten für 2019 bleiben. Grundsätzlich ist die Wachstumsstory der Kieler aber eine Kombination aus organischer Expansion und der Übernahme weiterer Ferienanlagen. Beinahe überflüssig zu erwähnen ist, dass der Handel in der Regenbogen-Aktie extrem illiquide ist. Mehr als die Hälfte aller Anteile befinden sich im Eigentum von Vorstand Rüdiger Voßhall, der die Geschäfte noch bis Herbst 2022 leiten wird und dann an seine Söhne übergibt. Summa summarum ist die Regenbogen-Aktie ein schöner Spezialwert. Als echte Peer Group taugt die Knaus Tabbert-Aktie für Regenbogen dann allerdings doch nicht. Eher würden wir das Papier des Baumwipfelpfadbetreibers Erlebnis Akademie in einen Topf mit Regenbogen werfen.
Foto: Regenbogen AG (Camping in den Dünen von Prerow)