Mit Aktien von Medizintechnikunternehmen war auch 2024 kaum etwas zu verdienen. Bekannte Titel wie Carl Zeiss Meditec, Stratec und Sartorius sorgten in den vergangenen zwölf Monaten sogar für herbe Verluste. Und die Anteilscheine von Branchengrößen wie Drägerwerk oder Siemens Healthineers kommen per saldo nicht vom Fleck – trotz mitunter sehr moderater Bewertung. Vor diesem Hintergrund hat sich der Aktienkurs von Paul Hartmann zuletzt ganz wacker geschlagen, selbst wenn das Papier noch immer weit unter seinen Möglichkeiten notiert. Immerhin befindet sich der Anbieter von Produkten zur Wundversorgung oder auch medizinischer Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln nach einer umfassenden Phase der Umstrukturierung wieder im Aufwärtstrend.
Sichtbares Zeichen: 2024 hat die Gesellschaft aus Heidenheim ihre Einschätzung eines moderaten organischen Umsatzwachstums zwar durchgehend beibehalten, bei der Prognose für das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in jedem Quartal aber an beiden Enden der Bandbreite jeweils 10 Mio. Euro draufgelegt: von ursprünglich 200 bis 240 Mio. Euro auf zuletzt 230 bis 270 Mio. Euro. Das Kostenmanagement von CEO Britta Fünfstück zahlt sich also aus. Was die Zahlen genau wert sind, werden Investoren indes erst mit Veröffentlichung des Geschäftsberichts am 20. März 2025 sehen. Nach neun Monaten 2025 zeigt Paul Hartmann zwar ein adjustiertes EBITDA von 214 Mio. Euro und bewegt sich damit bereits dicht an dem unteren Ende der Gesamtjahresprognose. Zu unbereinigten EBITDA-Zahlen und anderen Ergebnisgrößen macht das Unternehmen auf Q1- und Q3-Basis traditionell keine Aussage.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 2.058,63 | 2.119,10 | 2.186,77 | 2.433,04 | 2.301,77 | 2.311,61 | 2.353,26 | |
EBITDA1,2 | 204,80 | 193,48 | 210,35 | 308,92 | 232,89 | 165,05 | 165,55 | |
EBITDA-Marge3 | 9,95 | 9,13 | 9,62 | 12,70 | 10,12 | 7,14 | 7,04 | |
EBIT1,4 | 138,23 | 123,17 | 104,38 | 163,28 | 135,39 | 63,40 | 62,51 | |
EBIT-Marge5 | 6,71 | 5,81 | 4,77 | 6,71 | 5,88 | 2,74 | 2,66 | |
Jahresüberschuss1 | 93,70 | 83,77 | 62,93 | 112,94 | 97,10 | 39,48 | 32,74 | |
Netto-Marge6 | 4,55 | 3,95 | 2,88 | 4,64 | 4,22 | 1,71 | 1,39 | |
Cashflow1,7 | 200,51 | 147,46 | 161,26 | 304,94 | 130,60 | -1,04 | 230,79 | |
Ergebnis je Aktie8 | 24,82 | 22,25 | 16,41 | 29,98 | 26,66 | 10,18 | 8,00 | |
Dividende8 | 7,00 | 7,00 | 7,00 | 8,00 | 8,00 | 8,00 | 8,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Und so bleibt – zumindest für Bereinigungsmuffel – nur zu hoffen, dass die zum Halbjahr 2024 deutlich kleiner gewordene Lücke zwischen berichtetem und angepasstem EBITDA sich nicht wieder ausgeweitet hat. Zurzeit rechnet boersengefluester.de jedoch mit einem signifikant verbesserten Ergebnis je Aktie von 21,00 Euro für 2024 – nach 8,00 Euro im Jahr zuvor. Mit Blick auf den aktuellen Aktienkurs von 222,00 Euro ergibt sich daraus ein denkbar günstiges KGV, was, bezogen auf unsere Ergebnisschätzungen für 2025 und 2026, sogar klar einstellig ist. Dividendentechnisch liegt die Untergrenze bei der Vorjahresdividende von 8,00 Euro je Aktie, was aber bereits für eine ansehnliche Rendite von 3,6 Prozent sorgt.
Ein Manko bleibt die geringe Handelsliquidität in der Aktie. Zudem ist der Titel nur im Freiverkehr gelistet. Sollte sich die Unternehmerfamilie Schwenk/Schleicher mit einem Delisting befassen, wäre keine Pflichtofferte an die freien Investoren nötig. Derzeit gibt es allerdings keine Indizien für eine solche Strukturmaßnahme. Insgesamt gehört die Aktie von Paul Hartmann in die Kategorie Hidden Champions: An der Börse kaum bekannt, dafür aber in jeder medizinischen Einrichtung sehr präsent. Und wer mag, kann ja auch mal in seinem Auto nachschauen, wer den Verbandskasten hergestellt hat. Wir hätten da einen Tipp …
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