Von zwischenzeitlichen Ausreißern nach oben einmal abgesehen: Seit mittlerweile rund drei Jahren hängt der Aktienkurs von Netfonds im Bereich um 40 Euro fest. Positiv formuliert lässt sich das zwar auch so interpretieren, dass sich die Notiz des überwiegend für Versicherungsmakler, Vermögensverwalter oder auch Fondsmanager tätigen Finanzdienstleisters gemessen am Anfang Februar 2022 erreichten Rekordhoch von 54 Euro damit vergleichsweise stabil gehalten hat – trotz der ausgeprägten Marktschwäche für Small- und Midcaps. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Kapitalmarkt die vielen operativen Verbesserungen der Hamburger überhaupt nicht nachhaltig honoriert. Dabei war die Netfonds-Aktie selbst auf All-Time-High nicht sonderlich luftig bewertet. Zur Einordnung: Die aktuellen Kursziele der Analysten liegen zwischen 76 Euro (NuWays) und 67 Euro (Montega), also ganz weit über den bislang erreichten Marken.
Auf Kapitalmarktkonferenzen hat die Gesellschaft zuletzt eine Reihe von Akquisitionen vorgestellt, wobei Fondsinitiatoren hier im Fokus der Strategie stehen. Für Netfonds ein attraktives Geschäft, weil es die Wertschöpfungskette nochmals qualitativ aufwertet, obwohl sich die zu zahlenden Kaufpreise in Grenzen halten. Neu ist dabei, dass Netfonds den geplanten Erwerb eines weiteren Fondsinitiators mit einem Fondsvolumen mehr als 100 Mio. Euro für einen mittleren einstelligen Millionen-Euro-Betrag durch die Emission einer Unternehmensanleihe mitfinanzieren will. Dem Vernehmen nach soll der Bond ein niedriges bis mittleres zweistelliges Millionen-Euro-Volumen haben und marktüblich verzinst werden. „Die Übernahme zeigt einmal mehr, dass Netfonds eine aktive Rolle bei der Marktkonsolidierung spielt“, betonen die Analysten von NuWays.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 17,12 | 20,19 | 26,47 | 31,82 | 38,64 | 33,62 | 36,60 | |
EBITDA1,2 | 2,58 | 1,39 | 3,43 | 4,17 | 15,65 | 6,47 | 4,91 | |
EBITDA-Marge3 | 15,07 | 6,88 | 12,96 | 13,10 | 40,50 | 19,24 | 13,42 | |
EBIT1,4 | 1,89 | -0,17 | 1,16 | 1,81 | 11,67 | 2,96 | 1,34 | |
EBIT-Marge5 | 11,04 | -0,84 | 4,38 | 5,69 | 30,20 | 8,80 | 3,66 | |
Jahresüberschuss1 | 1,27 | -0,72 | -0,40 | 0,03 | 8,74 | 0,88 | -0,28 | |
Netto-Marge6 | 7,42 | -3,57 | -1,51 | 0,09 | 22,62 | 2,62 | -0,77 | |
Cashflow1,7 | 1,57 | -0,04 | -9,68 | 5,22 | -17,77 | 3,07 | 1,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,45 | -0,33 | -0,19 | 0,01 | 3,79 | 0,38 | -0,12 | |
Dividende8 | 0,20 | 0,15 | 0,00 | 0,16 | 0,25 | 0,25 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: NPP |
Da passt es gut in den Zeitplan, dass die aktuellen Neun-Monats-Zahlen eher im oberen Bereich der Erwartungen liegen und CFO Peer Reichelt die Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt. So zeigt Netfonds für die ersten drei Quartale einen Anstieg der Netto-Erlöse um 19,3 Prozent auf 31,1 Mio. Euro. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) verbesserte sich trotz weiterhin hoher Investitionen in die eigene IT-Plattform sehr deutlich von 3,2 auf 4,8 Mio. Euro. Der Gewinn vor Steuern machte einen Satz von 1,0 auf 2,9 Mio. Euro. Bis zum Jahresende 2024 will Reichelt den Umsatz auf eine Bandbreite von 41,5 bis 43,0 Mio. Euro hieven. Das EBITDA soll dabei zwischen 8,5 und 9,5 Mio. Euro ankommen. Das traditionell starke Abschlussviertel müsste demnach noch bis zu 4,7 Mio. Euro EBITDA beisteuern. Das ist zwar deutlich mehr, als für Q4 2023 an EBITDA (2,0 Mio. Euro) erwirtschaftet wurde. Allerdings gab es im Vorjahr einige Sondereffekte.
Wohin die Reise gehen soll, zeigt jedoch das für 2026 avisierte EBITDA von immerhin 23 Mio. Euro. „In den kommenden Quartalen wird unser Fokus neben dem weiteren Wachstum auch auf der Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung liegen”, sagt CEO Martin Steinmeyer. Sollte Netfonds dieses Niveau tatsächlich erreichen, wäre der aktuelle Börsenwert von rund 93 Mio. Euro tatsächlich viel zu niedrig, zumal die Erlösstruktur sehr gut planbar ist, was der Kapitalmarkt im jetzigen Chartbild kaum honoriert. Für boersengefluester.de sind Aktienkurse im Bereich um 50 Euro das erste Mindestziel. Geeignet ist die im Münchner Spezialsegment m:access notierte Netfonds-Aktie insbesondere für Langfristanleger.
Foto: shutterstock