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Nanorepro: Nervenkitzel inklusive

Unglaublich, wie groß das Interesse an der Nanorepro-Aktie weiter ist. In der Spitze waren es 298 Teilnehmer, die sich in dem von der BankM organisierten Call mit CEO Lisa Jüngst und CFO Stefan Pieh am 28. September 2021 eingewählt hatten. Das entspricht ungefähr dem Zehnfachen der bei solchen Veranstaltungen sonst üblichen Gruppengröße. Aber was ist zurzeit schon normal bei dem Anbieter von medizinischen Schnelltests, der durch Corona in zuvor undenkbare Umsatzregionen katapultiert wurde? Der Aktienkurs ist es ganz sicher nicht, denn allein während der gut 60 Minuten dauernden Präsentation knickte die Notiz auf Xetra im Tief erst um 16,5 Prozent ein, um sich dann im späteren Verlauf (zumindest teilweise) wieder zu erholen. Für die Kurswende sorgte ausgerechnet Viromed-CEO Uwe Perbandt, der sich kurz vor Schluss in die virtuelle Veranstaltung einwählte und einige Details zur – kurz vorab gemeldeten (HIER) – Vertriebsallianz mit Nanorepro für das von Medsan Biotech entwickelte PCR-Testgerät verriet.

Demnach haben sich sämtliche Schulen in Österreich für dieses Schnelltestgerät entschieden und auch in Deutschland setzen etliche Bundesländer auf das neue Produkt. Selbst DAX-Konzerne wie Volkswagen hat Viromed wohl bereits überzeugt. „Die Kunden stehen Schlange“, sagt Perbandt. „Das ist ein ganz großes Geschäft.“ Dem Vernehmen nach ist das Gerät von Viromed deutlich leistungsfähiger als das potenzielle Konkurrenzprodukt von Bosch oder künftig wohl auch das von Roche. Freilich wollte Lisa Jüngst auch auf mehrfache Nachfrage hin keine Details dazu verraten, in welchem Umfang Nanorepro von der Vertriebsvereinbarung mit Viromed profitieren wird. Immerhin: Ermutigt durch die offensive und ebenso unerwartete Selbsteinwechslung von Uwe Perbandt formulierte Lisa Jüngst auch die Aussagen zur eigenen Prognose spürbar zuversichtlicher, als zu Beginn ihrer Ausführungen. Demnach sei sie „sehr, sehr positiv“ gestimmt, die für 2021 in Aussicht gestellte Umsatzplanung von 250 bis 400 Mio. Euro tatsächlich zu erreichen.

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Zur Einordnung: Per 30. Juni türmten sich die Erlöse von Nanorepro zwar bereits auf knapp 120 Mio. Euro, doch die Preise für Corona-Tests schmelzen wie Eis in der Sonne. Entsprechend schwierig sind valide Vorhersagen. Und was die vor geraumer Zeit mit Viromed vereinbarten Abnahmemengen von Antigen-Schnelltests angeht, befindet sich Nanorepro ohnehin in einer Zwickmühle. Immerhin gehören die Pinneberger mittlerweile selbst maßgeblich dem Aktionärskreis von Nanorepro an und spielen darüber hinaus eine zentrale Rolle bei der künftigen strategischen Ausrichtung. Mit so einem Partner will man es sich schließlich nicht verscherzen. Nachdem diverse Überlegungen um die Weiterentwicklung des eigenen Portfolios oder auch Übernahmen anderer Unternehmen bzw. einzelner innovativer Produkte wieder verworfen wurden, läuft zurzeit nämlich ein von KPMG begleiteter Due Dilligence-Prozess, bei dem es um die Eingliederung der Viromed-Geschäftsbereiche VitaLab (Antikörpernachweise) und Terraplasma (Wundheilung) geht.

Sollten die Verhandlungen erfolgreich verlaufen, würde in einem nächsten Schritt auf einer außerordentlichen Hauptversammlung die Einbringung dieser Teile in die Börsennotiz von Nanorepro beschlossen. Dabei macht Viromed keinen Hehl daraus, dass die „komplette Fusionierung beider Unternehmen“ das Ziel ist. Sprich: Es würde auf eine Art Reverse-IPO hinauslaufen. Wieviel Nanorepro dann noch übrig bleibt, lässt sich derzeit kaum vorhersagen. Entsprechend ist ein Engagement in der Aktie extrem spekulativ. Viel Wert legt Lisa Jüngst darauf zu betonen, dass sämtliche Schritte miteinander abgestimmt sind: „Nein. Es ist keine feindliche Übernahme.“ Angesichts von noch immer rund 43 Mio. Euro Cash in der Kasse, ist freilich sogar eine Sonderdividende eine Option. Zum jetzigen Zeitpunkt ist aber auch das reine Spekulation und hängt maßgeblich vom Verlauf der Verhandlungen mit Viromed ab. Vermutlich schon in vier bis fünf Wochen wird es hier deutlich mehr Klarheit geben. Immerhin: Eine weitere Kapitalerhöhung zur Forcierung der Strategie ist derzeit nicht geplant.

An der Börse ist das Unternehmen derzeit 112 Mio. Euro wert. Mit Blick auf die Zahlen für 2021 sowie die aktuelle Bilanzstruktur ist das natürlich ein Scherz. Doch das Geschäft mit Corona ist flüchtig und die Zukunft höchst ungewiss. Wer in diese Gemengelage hinein investiert, sollte sich dessen bewusst sein. Und auch die Spekulation auf eine Übernahmeofferte durch Viromed ist aufgrund des Freiverkehrslistings nicht angesagt. Losgelöst davon ist es für boersengefluester.de immer wieder krass zu sehen, wie riesig das Interesse der Privatanleger an eben solchen Aktien wie Nanorepro werden kann. Und genau das macht ja auch den Reiz der Börse aus.

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Foto: Meli1670 auf Pixabay


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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.