Kaum ein Tag, an dem Mühlbauer nicht zumindest ein paar eigene Aktien zurückkauft. Mittlerweile türmt sich das Depot auf rund 400.00 Papiere. Und da Firmenpatriarch Josef Mühlbauer seine Bestände ebenfalls aufstockt, dürfte der Anteile der frei handelbaren Stücke allmählich gegen 10 Prozent streben. Dabei ist der Spezialmaschinenbauer zur Produktion von Reisepässen, ID-Karten, Halbleiterprodukten oder auch RFID-Anwendungen alles andere als eine börsenverrückte Gesellschaft. So schlägt CEO Mühlbauer auch im Vorwort des aktellen Geschäftsberichts Töne an, die so eher selten am Kapitalmarkt zu lesen sind: „Im Umgang mit Innovationen, speziell auch im digitalen Bereich, darf nicht die kurzfristige Gewinnmaximierung im Vordergrund stehen; wir müssen uns vor allem auf den Nutzen konzentrieren, den die Technologie bringt, um unser Leben einfacherer und sicherer zu gestalten.”
Dementsprechend halten sich immer wieder Spekulationen, dass Mühlbauer perspektivisch auf ein Delisting oder einen Squeeze-out zusteuert. Immerhin: Das Schreckgespenst Börsenrückzug hat insofern an Bedrohungspotenzial verloren, weil an Regionalplätzen wie Hamburg regelmäßig weiter Kurse gestellt werden. Insofern lohnt es sich weiterhin, die Mühlbauer-Aktie auch unter klassischen fundamentalen Kriterien zu betrachten.
Kontinuität wird bei dem in Roding – rund 50 km von Regensburg entfernt – ansässigen Unternehmen groß geschrieben: Und so steht auch zu der am 8. August 2019 anstehenden Hauptversammlung eine Dividende von 1,50 Euro auf der Tagesordnung. Bezogen auf den aktuellen Kurs von 40,20 Euro ergibt sich daraus eine erkleckliche Dividendenrendite von 3,7 Prozent. Ansonsten hat Mühlbauer im vergangenen Geschäftsjahr mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 56,28 Mio. Euro deutlich besser abgeschnitten, als zu vermuten war. Wesentliche Ursachen hierfür waren der um gut 3,4 Prozent auf 275,35 Mio. Euro gestiegene Umsatz sowie die in erster Linie durch Sondereffekte bedingte spürbare Ausweitung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen. Und da sich auch die Steuerquote normalisierte, kletterte der Gewinn nach Steuern von 27,06 auf 44,16 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 266,40 | 275,35 | 286,92 | 283,06 | 343,01 | 324,47 | 464,41 | |
EBITDA1,2 | 57,46 | 68,36 | 79,91 | 58,16 | 92,98 | 33,41 | 94,63 | |
EBITDA-Marge3 | 21,57 | 24,83 | 27,85 | 20,55 | 27,11 | 10,30 | 20,38 | |
EBIT1,4 | 42,38 | 44,17 | 66,44 | 43,67 | 76,73 | 8,08 | 66,32 | |
EBIT-Marge5 | 15,91 | 16,04 | 23,16 | 15,43 | 22,37 | 2,49 | 14,28 | |
Jahresüberschuss1 | 27,06 | 44,17 | 44,65 | 34,66 | 58,93 | -3,02 | 48,41 | |
Netto-Marge6 | 10,16 | 16,04 | 15,56 | 12,24 | 17,18 | -0,93 | 10,42 | |
Cashflow1,7 | 33,76 | 49,32 | 39,59 | 67,95 | 59,18 | 39,68 | 38,76 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,87 | 3,07 | 3,12 | 2,43 | 4,13 | -0,21 | 3,35 | |
Dividende8 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 1,00 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Consaris |
Soweit müssten die Anleger – so sie überhaupt auf die Zahlen von Mühlbauer aufmerksam geworden sind – eigentlich zufrieden sein. Sorge bereitet allerdings der zögerliche Ausblick des Managements. Demnach rechnet Mühlbauer aufgrund des intensiven Wettbewerbs, höherer Kosten und konjunktureller Risiken für 2019 mit einem rückläufigen Umsatz. Das operative Ergebnis wird darunter überproportional leiden. Boersengefluester.de kalkuliert zurzeit mit einem Jahresüberschuss von rund 32 Mio. Euro. Allerdings lassen sich die Zahlen von Mühlbauer stets schwer kalkulieren, schon allein aufgrund des hohen Anteils an Projektgeschäft.
Bewertungstechnisch kommt die Gesellschaft zurzeit auf eine Marktkapitalisierung von knapp 591 Mio. Euro. Abzüglich des Netto-Finanzguthabens von rund 86 Mio. Euro (Mühlbauer hat keine Bankverbindlichkeiten) ergibt sich ein Unternehmenswert von etwa 505 Mio. Euro, was wiederum etwa dem 9,2fachen des von uns für das laufende Jahr erwarteten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) entspricht. Das ist jetzt nicht super günstig, relativiert aber trotzdem das auf den ersten Blick sportliche KGV. Bestimmt ist die gedämpfte Prognose für das laufende Jahr keine direkte Einladung zum Kauf der nur im Basic Board (Freiverkehr) gelisteten Mühlbauer-Aktie. Dennoch glauben wir, dass sich ein Engagement auf die mittlere Sicht lohnen wird. Immerhin handelt es sich um einen qualitativ hochwertigen Spezialwert. Lediglich die arg zurückgefahrenen Investor Relations-Aktivitäten gefallen uns gar nicht. Daran ändern auch die kontinuierlichen Aktienrückkäufe nur wenig.
Foto: Mühlbauer GmbH & Co. KG