Ganz ehrlich: Vor noch gar nicht allzu langer Zeit, hätten wir wohl keinen Pfifferling auf die Aktie von MAX 21 gewettet. Zu sehr hatte sich die Holding mit ihren Beteiligungen in meist verlustreichen Aktivitäten verzettelt. Aus Börsensicht deutete zudem der vor knapp zwei Jahren erfolgte Rückzug aus dem Spezialsegment Scale hinein in das Open Market-Becken auf eine wenig transparente Zukunft am Kapitalmarkt. Im Grunde schwankte der Titel sogar zwischen einem Kandidaten für ein Delisting bis hin zum potenziellen Pleitewert. Keine besonders erbauliche Gemengelage. Mittlerweile hat sich die Lage jedoch signifikant verbessert – operativ und auch bilanztechnisch: Der seit April 2019 amtierende Vorstand Frank Wermeyer hat die Gesellschaft komplett umgekrempelt und konzentriert sämtliche Aktivitäten auf die 100-Prozent-Tochter Binect. „Wir haben uns fast neu erfunden“, sagt Wermeyer. Binect mit Sitz in Weiterstadt bietet Standardsoftware für die Digitalisierung des Postausgangs an und übernimmt gleichzeitig auch die komplette Abwicklung – sprich Druck, Kuvertierung und Versand. Das geht grundsätzlich in physischer, hybrider oder auch rein digitaler Form. „Viele Postausgangsprozesse sind aufwändig und teuer, gerade im Mittelstand. Deutschland hat da Entwicklungsotenzial“, sagt Wermeyer.
Zahlentechnisch wird Binect 2020 vermutlich besser abschneiden als gedacht: Nach einem ersten Überblick dürften die Umsätze um rund 28 Prozent auf 9 Mio. Euro gestiegen sein. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird den Vorjahreswert von 587.000 Euro vermutlich um rund 100.000 Euro übertreffen. Die in Relation zum Erlöswachstum unterproportionale Ertragsentwicklung zeigt, dass die Gesellschaft bereits in die Weiterentwicklung des Produktangebots investiert. Ein Prozess, den Frank Wermeyer jetzt beschleunigen will. Konkret geht es um die Optimierung der Skalierbarkeit der Plattform als auch den Einstieg in neue Geschäftsfelder wie etwa die Eingangskommunikation. Aber auch die Adressierung neuer Branchen wie zum Beispiel dem Gesundheitswesen steht auf der Agenda. Letztlich soll alles komplett aus der Cloud bedient werden. „In ein bis zwei Jahren wollen wir mit Binect 2.0 gestartet haben“, sagt Wermeyer.
Die dafür nötige finanzielle Beinfreiheit will sich das Unternehmen über eine noch bis zum 29. Januar 2021 laufende Kapitalerhöhung im Verhältnis 4:1 holen. Demnach plant MAX 21 die Ausgabe von bis zu 643.143 neuen Aktien zum Preis von jeweils 2,40 Euro geplant. Aktuelle Notiz: 2,91 Euro. „Der Bezugspreis ist auch ein Signal an die Bestandsaktionäre, ihre Bezugsrechte auszuüben“, betont Wermeyer am Ende der von der BankM organisierten virtuellen Roadshow anlässlich der Kapitalerhöhung. Per saldo ist die Kapitalerhöhung also auch eine Möglichkeit den durchschnittlichen Einstiegskurs nach der schwierigen Historie zu verbilligen. Bemerkenswert: Immerhin 54 Teilnehmer hatten sich für die Präsentation angemeldet. Für ein Unternehmen von der Größenordnung wie MAX 21 ist das eine ungewöhnlich hohe Zahl und zeigt das Interesse an der neuen MAX 21-Story.
Ansonsten läuft die Finanzierungsmaßnahme mit den üblichen Mechanismen ab: Wer will, kann einen Überbezug anmelden. Für nicht bezogene neue Aktien, organisiert die BankM eine Privatplatzierung. Der maximale Mittelzufluss aus der Maßnahme beträgt brutto 1,54 Mio. Euro. „Das deckt die geplanten Investitionen vollständig ab“, sagt der MAX 21-Vorstand. Eine Absage – zumindest für die kommenden zwei bis drei Jahre – erteilt Wermeyer auf der Präsentation dem immer wieder aufkommenden Getuschel um eine mögliche Verschmelzung von MAX21 und Binect. Schlagender Grund dafür sind die steuerlichen Verlustvorträge, die der Manager nicht aufs Spiel setzen will. Insgesamt kommt die Investmentstory von MAX 21 jedenfalls so gut rüber, so dass boersengefluester.de dazu raten würde, an der Kapitalerhöhung teilzunehmen. Wer als Neueinsteiger Interesse an dem Titel hat: Selbst bei voller Platzierung beträgt der Börsenwert zurzeit weniger als 10 Mio. Euro. Damit sollte klar sein, dass sich der Micro Cap nur für erfahrene Investoren eignet. Nichtsdestotrotz scheint uns die MAX 21-Aktie derzeit so interessant, wie lange nicht.
Foto: Clipdealer