Zwei Großaufträge mit einem addierten Volumen von mehr als 15 Mio. Euro – und das innerhalb weniger Tage. Für LS telcom hätten die letzten Tage des Kalenderjahrs kaum besser laufen können. Immerhin passten die Meldungen zeitlich auch noch mit der Veröffentlichung des Berichts für das am 30. September beendete Geschäftsjahr 2019/20 zusammen. Womöglich kommt demnächst sogar noch eine weitere Erfolgsmeldung hinzu, denn laut den Aussagen im Geschäftsbericht befand sich die Gesellschaft in Vertragsverhandlungen über „mehrere großvolumige und ertragsstarke Projekte“ in einem Gesamtumfang von mindestens 22 Mio. Euro. Inklusive der jüngsten Deals türmt sich der für den Neu-Umsatz ab dem laufenden Geschäftsjahr maßgebliche Auftragsbestand damit auf jetzt gut 52 Mio. Euro. Wichtig: Das Orderbuch verteilt sich über einen längeren Zeitraum als das einzelne Geschäftsjahr, so dass die Umsatzprognose für 2020/21 unter dem Auftragsbestand liegt. Offiziell rechnete der Vorstand zuletzt mit Erlösen von 33,4 Mio. Euro – bei einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 2,1 Mio. Euro.
Gut möglich freilich, dass die Zahlen angesichts der jüngsten Neuigkeiten nun doch besser ausfallen. Zur Einordnung: Im Vorjahr kam LS telcom auf Umsätze von 25,80 Mio. Euro sowie ein Betriebsergebnis von minus 2,69 Mio. Euro. Zum vierten Mal in Folge gibt es daher eine Nullrunde bei der Dividende. Für das grundsätzlich eher konservativ ausgerichtete Unternehmen kein Ruhmesblatt. Umso mehr setzt die in Lichtenau südlich von Baden-Baden ansässige Firma auf zukunftsträchtige Trends, die sich aus dem Ausbau der 5G-Technologie ergeben. Schlagwörter sind etwa Internet der Dinge, Industrie 4.0 oder auch Smart Cities. Dabei löst sich LS telcom ein Stück vom früher dominierenden Geschäft mit staatlichen Behörden und forciert das besser planbare Geschäft mit privaten Unternehmen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 27,59 | 27,62 | 32,33 | 25,80 | 31,59 | 47,27 | 41,71 | |
EBITDA1,2 | -1,51 | 2,16 | 6,50 | 2,17 | 6,07 | 8,72 | 6,15 | |
EBITDA-Marge3 | -5,47 | 7,82 | 20,11 | 8,41 | 19,22 | 18,45 | 14,75 | |
EBIT1,4 | -4,97 | -1,71 | 2,44 | -2,69 | 1,14 | 3,09 | 1,03 | |
EBIT-Marge5 | -18,01 | -6,19 | 7,55 | -10,43 | 3,61 | 6,54 | 2,47 | |
Jahresüberschuss1 | -4,76 | -2,01 | 2,44 | -2,51 | 0,09 | 1,83 | -0,14 | |
Netto-Marge6 | -17,25 | -7,28 | 7,55 | -9,73 | 0,29 | 3,87 | -0,34 | |
Cashflow1,7 | -0,67 | 1,97 | 4,66 | 7,02 | 6,17 | 4,94 | 5,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,85 | -0,37 | 0,33 | -0,38 | -0,02 | 0,34 | -0,04 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Entsprechend formuliert auch der Aufsichtsrat seine positive Erwartungshaltung: „Für die Zukunft darf wieder mit nachhaltig positiven Ergebnissen und vor allem auch mit Dividendenausschüttungen gerechnet werden. Es besteht kein Anlass zu Pessimismus.“ Derweil musste LS telcom im Zuge der Corona-Pandemie zusehen, möglichst liquide über die Runden zu kommen und hat daher einen mit 1,0 Prozent verzinsten und bis Mitte 2025 laufenden Hilfskredit der KfW über knapp 8 Mio. Euro aufgenommen. Entsprechend stiegen auch die liquiden Mittel in der Bilanz auf ungewöhnlich hohe 11,78 Mio. Euro – bei Finanzverbindlichkeiten von allerdings jetzt auch 13,52 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote bewegt sich bei knapp 41 Prozent. Die Marktkapitalisierung beträgt zurzeit etwas weniger als 37 Mio. Euro – bei einem für das kommende Geschäftsjahr zu erwartenden EBIT von wohl mindestens 3 Mio. Euro. Da lässt sich nichts gegen sagen. Wichtig wird einfach, dass LS telcom nach den zahlreichen Enttäuschungen der Vergangenheit endlich wieder verlässlich liefert. Dann sollte auch der Aktienkurs nachhaltig Richtung Norden ziehen, selbst wenn die Investor Relations-Aktivitäten traditionell eher auf Sparflamme laufen. Kurse um 8 Euro sollten auf Sicht von zwölf Monaten möglich sein.
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