Wer als Privatanleger mit Aktien von Börsenmänteln spekuliert, braucht in der Regel einen langen Atem. Und selbst dann passiert häufig genug gar nichts. Manchmal kommt aber auch plötzlich Leben in die Bude, wie derzeit bei den Stamm- und Vorzugsaktien von Investunity – der früheren Ilka, die ab 2007 zwischenzeitlich sogar mal eine Beteiligung von Aurelius war (damals bereits als Investunity firmierend). Nach der jüngsten Meldung, dass der jetzige Großaktionär Deutsche Balaton die Gesellschaft durch die Einbringung von zwei auf Immobilienprojekte spezialisierte Crowdinvestment-Plattformen revitalisieren will, geht der Kurs nämlich um mehr als 50 Prozent durch die Decke. Das hört sich jetzt dramatisch an, der aktuelle Börsenwert türmt sich damit aber gerade einmal auf gut 1 Mio. Euro.
Worum geht es konkret? Zunächst einmal sollen im Zuge einer Sachkapitalerhöhung die Anteile an der in Berlin ansässigen KlickOwn sowie die iEstate gegen die Ausgabe von insgesamt 6.666.700 Aktien eingebracht werden. Bewertet werden beide Gesellschaften in Summe mit 15 Mio. Euro – entsprechend 2,25 Euro pro neu emittierter Aktie. Wichtig: Bei dieser Maßnahme sind die Altaktionäre von Investunity außen vor. Ein Bezugsrecht bekommen sie erst für eine nachgelagerte Barkapitalerhöhung im Umfang von 287.625 Aktie zu ebenfalls je 2,25 Euro, die den Verwässerungseffekt durch die Sachkapitaltransaktion mildern soll. Blaupause für diese Form eines Reverse-IPOs war kürzlich die Wasserstoffgesellschaft Enapter, die ebenfalls in einen Börsenmantel der Deutsche Balaton geschlüpft ist. Nach Wasserstoff geht es nun also um Immobilien.
Neu ist das Geschäftskonzept freilich nicht. Mit Exporo, Bergfürst, Home Rocket, Rendity oder auch Zinsbaustein (um nur einige zu nennen) gibt es jede Menge Unternehmen im Markt. Entscheidend wird es also, möglichst viele attraktive Immobilienprojekte ins Portfolio zu bekommen. Die Ausgangslage ist – auch bedingt durch die künftig Börsennotiz – vermutlich gar nicht mal so schlecht. Zudem setzt KlickOwn voll auf das Thema Blockchain. Und neben dem Vorstand, agieren bekannte Börsianer wie Philip Moffat (Mitgründer und Aufsichtsrat), Rolf Elgeti (Deutsche Konsum REIT), Christian Angermayer (Cryptology Asset Group) oder auch Andreas Ruether (ehemals IG Markets) im Hintergrund. iEstate mit Sitz in Hamburg wiederum setzt ebenfalls voll auf neue Trends – etwa durch die Akzeptanz von Kryptowährungen bei den Immobilieninvestments.
Ob es sich bereits jetzt lohnt, hier einzusteigen? Ganz ehrlich: Das ist kaum valide einzuschätzen. Noch ist Investunity quasi eine Hülle. Der letzte Abschluss ist von 2015, die letzte Hauptversammlung datiert auf den 29. Juni 2018. Immerhin: Wie zu hören ist, soll der Streubesitzanteil zurzeit bei etwa 30 Prozent liegen. Nach Abschluss der Kapitalmaßnahmen könnte also durchaus ein nennenswerter Börsenhandel stattfinden. Die Wirtschaftsprüfer von Rödl & Partner taxieren den Wert von KlickOwn AG und iEstate auf mindestens 17,8 Mio. Euro. Boersengefluester.de wird die Enticklung bei Investunity weiter verfolgen. Auf jeden Fall wird der Kurszettel um eine spannende Story reicher.
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