„Es ist jetzt kein Albtraum, eher eine Herausforderung.“ Wenn Claude Guillemot, CEO von Guillemot, dem französischen Anbieter von Gamingzubehör wie Lenkräder oder auch Joysticks sowie DJ-Equipment, über die angespannte Lage bei den Lieferketten für Elektronikteile spricht, hört sich das zwar nicht gerade nach einer Kuschelrunde an. Verglichen mit dem deutschen Marktbegleiter Endor, scheint Guillemot die Sache aber ganz gut im Griff zu haben. „Ein großes Lager – das ist unsere Strategie“, verrät Guillemot auf der Videokonferenz zur Vorlage des Halbjahresberichts. Und so hat die Gesellschaft ihre Vorräte per Ende Juni um fast 30 Prozent auf 26,8 Mio. Euro gegenüber dem Niveau vom Jahresende 2020 aufgestockt. Tatsächlich hat sich Guillemot in den ersten sechs Monaten operativ super gut entwickelt. So kamen die Erlöse um annähernd 70 Prozent auf 70,46 Mio. Euro voran – und das bei einer um 3,5 Prozentpunkte verbesserten Bruttomarge von 55 Prozent.
Letztlich eine Mixtur aus einem vorteilhaften Produktmix sowie einer sehr starken Nachfrage. Zudem hat Guillemot Ende des zweiten Quartals damit begonnen, die Preise für einzelne Produkte zu erhöhen. Entsprechend kletterte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im ersten Halbjahr überraschend deutlich von 3,10 auf 13,29 Mio. Euro. Trotzdem blieben unterm Strich nur 3,69 Mio. Euro hängen – nach 7,33 Mio. Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Grund: Aus historischen Gründen hat die Gesellschaft 443.874 Aktien des zum Familienkreis gehörenden französischen Spieleentwicklers Ubisoft im Depot. Und diese Position hat in den ersten sechs Monaten 2021 um gut ein Viertel ein Wert eingebüßt, so dass eine Abschreibung um 8,8 Mio. Euro darauf fällig war.
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Das ist ärgerlich, aber Guillemot betonte auf der Investorenkonferenz jetzt noch einmal, dass ein Verkauf der Ubsisoft-Aktien momentan keine Option sei. Denkbar wäre so eine Transaktion höchstens vor dem Hintergrund einer möglichen Akquisition. „Das ist keine Preisfrage, sondern eine Investmentfrage“, sagt Guillemot. Zur Einordnung: Momentan hat das Ubisoft-Paket einen Gegenwert von etwas mehr als 24 Mio. Euro, die es bei der Einordnung der Guillemot-Aktien zu berücksichtigen gilt. Mindestens ebenso wichtig aus Börsenperspektive ist aber, dass der Guillemot-Vorstand seine EBIT-Prognose für das Gesamtjahr 2021 kurzerhand um 5 Mio. Euro auf mindestens 25 Mio. Euro heraufgesetzt hat. Ein deutliches Signal, mit dem wir so nicht gerechnet hatten.
Dabei fackeln die Franzosen zurzeit ein Feuerwerk aus neuen Produkten ab. So steht etwa das mit viel Vorschusslorbeeren versehene Hybrid-Lenkrad T248 kurz vor dem Verkaufsstart. Teilweise steigt die Gesellschaft – wie etwa bei dem Lenkrad Thrustmaster Ferrari SF 1000 – aber auch in vergleichsweise höhere Preissegmente ein und macht dem High-end-Anbieter Endor – zumindest in deren Einsteigergeräten der Marke Fanatec – ein wenig Konkurrenz. Ansonsten dürften eher die Produkte von Logitech im direkten Wettbewerb zu der Marke Thrustmaster von Guillemot stehen. Im Bereich Joysticks für Flugsimulatoren ist Guillemot ohnehin ein Klasse für sich. Angesichts der ungebremst starken operativen Entwicklung findet boersengefluester.de es jedenfalls überraschend, dass die Aktie seit einigen Monaten kaum vom Fleck kommt. Das sollte sich für unseren Geschmack jedoch ändern.
Unter Berücksichtigung des Netto-Finanzguthabens wird die Gesellschaft gerade einmal mit dem dem gut Fünffachen des für 2021 von uns erwarteten EBITDA gehandelt. Da ist die Peer Group um Endor mehr als doppelt so hoch bewertet. Einen gewissen Aufschlag hat Endor aufgrund der besseren Margen zwar verdient, aber bestimmt nicht diesem Ausmaß. Kurzfristig scheint uns die Guillemot-Aktie daher die deutlich bessere Chance-Risiko-Ausprägung zu haben. In dem Fall hat es sich also unbedingt gelohnt, dass wir die Aktie der Franzosen schon vor geraumer Zeit in unsere Datenbank aufgenommen haben, einfach um eine bessere Vergleichbarkeit von Endor zu ermöglichen.
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Foto: Thrustmaster
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