Schwer zu sagen, ob der Aktienkurs der FinTech Group in den vergangenen Quartalen eine bessere Performance erzielt hätte, wenn die Gesellschaft bereits wieder unter dem Namen flatex AG firmieren würde. Vermutlich zwar nicht. Doch förderlich ist die zuletzt geballte Ladung an pikanten Meldungen aus dem heimischen Fintech-Umfeld, wie etwa bei Kreditech, N26 oder ayondo, definitiv auch nicht. Und wer weiß, was noch alles kommen wird. Umso wichtiger für die FinTech Group, dass die eigene Investmentstory wieder zu leuchten beginnt. Immerhin sprach CEO Frank Niehage erst Mitte März von der „erfolgreichsten FinTech Group aller Zeiten“. In den Zahlen spiegelt sich das momentan nur gedimmt wider, da die Frankfurter nach der gefloppten Kooperation mit der Österreichischen Post die europäische Expansion des Discountbrokers flatex vehement forcieren und dafür zunächst einmal entsprechend Geld in die Hand nehmen müssen.
So klaffte in den bisherigen Planungen für das 2019er-Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) eine Differenz von rund 10 Mio. Euro – je nachdem, ob man die Wachstumsinvestitionen mit einberechnet (EBITDA-Marge: 27 Prozent) oder eben ausklammert (EBITDA-Marge: 34 Prozent). Umso erfreulicher nun die Meldung der FinTech Group, dass zumindest der noch für den Mai 2019 avisierte Start in den Niederlanden wohl spürbar weniger kosten wird als gedacht. Demnach kalkuliert die FinTech Group für das laufende Jahr nun mit einer EBITDA-Rendite von 29 Prozent – statt zuvor 27 Prozent. Bezogen auf den bislang kommunizierten Umsatz von Untergrenze 138 Mio. Euro entspricht das einer Ergebnisentlastung von etwa 2,75 Mio. Euro. „In den vergangenen Monaten haben wir den Marktstart in Holland sehr effizient vorbereitet und umgesetzt. Unsere bisher angenommenen Investitions- und Marketingkosten wurden und werden deutlich unterschritten. Der Grund liegt in unserer exzellenten Plattform, die es uns erlaubt, schnell und kostengünstig in neue Länder zu expandieren“, sagt Finanzvorstand Muhamad Chahrour.
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Dem Vernehmen nach will flatex bis zum Jahresende 2019 auf mindestens 20.000 Kunden in den Niederlanden kommen. Zur Einordnung: Bislang hat der Discountbroker rund 290.000 Kunden in Deutschland und Österreich. Abzuwarten bleibt indes, wie der europäische Roll-out weitergeht. In einer früheren Investorenkonferenz hatte CEO Niehage gesagt, dass er zunächst sehen wolle, dass das Pilotprojekt Niederlande technisch – also nicht bezogen auf Kundenzahlen – sauber umgesetzt ist und man dann auf dieser Basis weitere Länder angehen kann. Am liebsten wären ihm jedoch zusätzliche Trigger wie in den Niederlanden, wo sich das Wettbewerbsumfeld – etwa durch die Übernahme der BinckBank durch den dänischen Onlinebroker Saxo Bank – momentan verändert und Kunden sich eventuell umorientieren wollen.
Anfänglich standen Spanien und Frankreich als nächste Länder auf der Agenda. Bis Ende 2020 sollten nach den ursprünglichen Planungen noch Schweden, Finnland, Polen, Tschechien, Belgien, Portugal oder auch Irland folgen. Inwiefern diese Roadmap überhaupt noch aktuell ist, bleibt abzuwarten. Möglicherweise äußert sich CFO Chahrour bei seiner Präsentation auf der Frühjahrskonferenz am 14. Mai 2019 in Frankfurt dazu. Gegenwärtig interpretiert boersengefluester.de die Sachlage so: Der Start in Holland findet zwar ungefähr ein Quartal später als erhofft statt, dafür wird der Launch aber nicht so teuer, wie gedacht. Im Zweifel ist das besser als die umgekehrte Variante. Negativ überrascht hat uns allerdings, dass die FinTech Group die Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts 2018 im Finanzkalender auf den 27. Juni 2019 geschoben hat. Ursprünglich sollten die testierten Zahlen voraussichtlich Ende Mai kommen.
Im Auge behalten sollten Investoren auch die Entwicklung beim Großaktionär Heliad Equity Partners (Anteil: 9,87 Prozent), der sich nach zuletzt drastischen Abschreibungen auf einzelne Beteiligungen womöglich anders aufstellen will. Zusammen laufen die Fäden freilich in Kulmbach bei der dem Unternehmer Bernd Förtsch zurechenbaren GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation. Das zweite Halbjahr 2019 verspricht also Hochspannung, zumal auch die Österreichische Post noch ein Aktienpaket hältvon kanpp 6,3 Prozent hält. Unser Fazit: Per saldo spiegelt die gegenwärtige Notiz um knapp 19 Euro der noch im Scale notierten FinTech Group die vorhandene Ertragsfantasie sowie das ansprechende Risikoprofil nur unzureichend wider. Eigentlich müsste der Titel deutlich höher stehen.
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Foto: Clipdealer
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