Natürlich gibt es mit Unternehmen wie Vonovia oder Deutsche Wohnen auch ein paar echte Immobilien-Schwergewichte auf dem heimischen Kurszettel. Insgesamt türmt sich die Marktkapitalisierung aller 45 von boersengefluester.de beobachteten Immobiliengesellschaften jedoch „nur“ auf rund 83,5 Mrd. Euro, was etwa dem Börsenwert des DAX-Konzerns Siemens entspricht. Rund drei Viertel des Börsenwerts der Immobilientitel geht dabei auf das Konto der hauptsächlich im Bereich Wohnimmobilien tätigen Gesellschaften. Und auch hier gibt es wieder jede Menge unterschiedlicher Ausprägungen: Am wesentlichsten ist dabei die Unterscheidung in Bestandshalter wie Vonovia, Deutsche Wohnen, Adler Real Estate oder TAG Immobilien sowie Immobilienentwickler wie Consus Real Estate oder Eyemaxx Real Estate. Eine Zwitterrolle zwischen diesen beiden Ausprägungen nehmen Privatisierungsgesellschaften wie Accentro Real Estate oder Noratis ein. „Schon beim Ankauf haben wir regelmäßig den Exit vor Augen“, sagt Noratis-Finanzvorstand André Speth auf der von GBC veranstalteten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz. Ähnlich äußert sich Jacopo Mingazzini, Vorstand von Accentro Real Estate, der ebenfalls auf der MKK präsentierte und mit dem wir kürzlich zudem ein Einzelgespräch auf dem Eigenkapitalforum hatten: „Wir haben uns zu einem reinen Handelsunternehmen transformiert.“
Kein Wunder, dass die Chartbilder beider Aktien in der jüngsten Zeit eine ziemliche Ähnlichkeit aufweisen. Das gilt übrigens auch für die Art der Bilanzierung: Im Gegensatz zu den meisten anderen Branchenvertretern, bei denen das Ergebnis zu einem maßgeblichen Teil durch die Aufwertung der Immobilienbestände beeinflusst wird, macht bei Accentro und Noratis die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis die Musik aus. Dabei ist die in Berlin ansässige Accentro mit einer Marktkapitalisierung von rund 320 Mio. Euro knapp vier Mal so groß wie die im Handelssegment Scale gelistete Noratis. Diese Relation verschiebt sich freilich spürbar, wenn es nur um den im Streubesitz befindlichen Börsenwert geht. Immerhin sind von der ehemals zu Adler Real Estate gehörenden Accentro auch nach der jüngsten Kapitalerhöhung nur 12,1 Prozent der Aktien im freien Umlauf – entsprechend einer Freefloat-MarketCap von etwas weniger als 39 Mio. Euro. Zum Vergleich: Noratis kommt hier mit einem Streubesitzfaktor von annähernd 45 Prozent auf eine Größenordnung von 36,5 Mio. Euro.
Um die Handelsliquidität der Accentro-Aktie zu erhöhen, dürfte der neue Großaktionär Brookline Real Estate Sà.r.l. – bei der in Luxemburg angesiedelten Company handelt es sich um internationale Investoren mit Immobilienbackground – bei künftigen Kapitalmaßnahmen kaum mitziehen. „Am Thema Streubesitz müssen wir Stück für Stück arbeiten“, räumt CEO Mingazzini ein. Auf dem Eigenkapitalforum hatte uns der Manager ein langfristiges Freefloat-Ziel von 50 Prozent verraten. Noch wichtiger für Privatanleger dürfte indes die Dividendenrendite sein – und hier hat Noratis die Nase vorn. Die Eschborner haben es sich auf die Fahnen geschrieben, rund die Hälfte ihres Gewinns auszuschütten. Mit Blick auf die aktuelle Ergebnisvorschau und die knapp 20prozentige Verwässerung durch die jüngste Kapitalerhöhung von Ende Mai 2018 rechnet boersengefluester.de zurzeit zwar mit einer leichten Kürzung der Vorjahresdividende von 1,50 Euro. Gleichwohl sollte der Titel noch immer auf eine sehr attraktive Rendite von rund sechs Prozent kommen. Accentro setzt ebenfalls auf eine nachhaltige Dividendenpolitik, allerdings ist die Rendite hier spürbar geringer.
Sehr vergleichbar sind beide Aktien dann wieder bezogen auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Auf die bei Immobilienaktien sonst üblichen Substanzwertbetrachtungen verzichten wir an dieser Stelle bewusst, da der NAV (Net Asset Value) bei beiden Unternehmen nicht unbedingt eine schlagende Rolle spielt. Bilanziell gefällt uns die im Prime Standard zugehörige Accentro derweil eine Spur besser als Noratis. Insgesamt haben aber beide Unternehmen einen guten Eindruck auf der MKK hinterlassen. Und auch das Interesse der Investoren war bei beiden Gesellschaften ähnlich hoch. Die Kursziele der Analysten bewegen sich bei Accentro zwischen 10,70 und 13,40 Euro – bei einer aktuellen Notiz von knapp 10 Euro. Zumindest in der optimistischen Variante besteht also noch ausreichend Potenzial nach oben. Der Noratis-Aktie trauen die Experten gar ein Niveau von bis zu 34 Euro zu. Bezogen auf den gegenwärtigen Kurs von knapp 23 Euro entspricht das einer möglichen Steigerung von fast 48 Prozent. Unser Tipp: Risikoscheuere Investoren setzen eher auf die aus der früheren Estavis hervorgegangene Accentro. Bei Noratis könnte dagegen insbesondere im nächsten Frühjahr – in den Wochen vor der Hauptversammlung – eine Dividendenrally einsetzen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 159,30 | 205,61 | 143,27 | 125,18 | 192,75 | 165,23 | 112,00 | |
EBITDA1,2 | 36,53 | 33,21 | 40,54 | 35,63 | 46,60 | 11,26 | 4,70 | |
EBITDA-Marge3 | 22,93 | 16,15 | 28,30 | 28,46 | 24,18 | 6,81 | 4,20 | |
EBIT1,4 | 36,42 | 32,86 | 39,80 | 34,77 | 45,16 | 8,54 | 1,70 | |
EBIT-Marge5 | 22,86 | 15,98 | 27,78 | 27,78 | 23,43 | 5,17 | 1,52 | |
Jahresüberschuss1 | 20,12 | 18,30 | 26,30 | 18,06 | 13,13 | -14,24 | -20,00 | |
Netto-Marge6 | 12,63 | 8,90 | 18,36 | 14,43 | 6,81 | -8,62 | -17,86 | |
Cashflow1,7 | -25,20 | -48,43 | -75,67 | -32,66 | 99,55 | 67,55 | -5,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,81 | 0,56 | 0,81 | 0,51 | 0,37 | -0,45 | -3,50 | |
Dividende8 | 0,17 | 0,16 | 0,00 | 0,00 | 0,04 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Grant Thornton |
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 67,99 | 56,12 | 75,95 | 28,70 | 73,60 | 85,61 | 60,18 | |
EBITDA1,2 | 15,32 | 15,72 | 15,95 | 8,63 | 16,29 | 12,98 | 4,08 | |
EBITDA-Marge3 | 22,53 | 28,01 | 21,00 | 30,07 | 22,13 | 15,16 | 6,78 | |
EBIT1,4 | 15,22 | 15,55 | 15,76 | 8,21 | 19,36 | 12,50 | 3,55 | |
EBIT-Marge5 | 22,39 | 27,71 | 20,75 | 28,61 | 26,30 | 14,60 | 5,90 | |
Jahresüberschuss1 | 8,67 | 9,27 | 8,67 | 2,80 | 9,54 | 8,28 | -10,99 | |
Netto-Marge6 | 12,75 | 16,52 | 11,42 | 9,76 | 12,96 | 9,67 | -18,26 | |
Cashflow1,7 | 12,86 | -0,09 | -18,36 | -94,05 | -70,10 | -33,03 | 22,91 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,97 | 2,57 | 2,40 | 0,58 | 1,97 | 1,71 | -2,21 | |
Dividende8 | 1,50 | 1,30 | 0,80 | 0,50 | 0,55 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RGT Treuhand |
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