Mehr als 200 Prozent Kursplus innerhalb von zwei Jahren sind schon mal eine Hausnummer. Umso mehr fragen sich momentan die Aktionäre von S&T: War es das oder geht die Party demnächst womöglich erst richtig los? Immerhin hat der IT-Dienstleister unter Führung von Hannes Niederhauser zuletzt für so viel Newsflow gesorgt, dass es manchem Anleger schwindelig wurde. Konkret geht es um den 29,9-Prozent-Einstieg bei dem Embedded-Computerhersteller Kontron, wo Niederhauser früher selbst einmal CEO war und die Beteiligung der taiwanesischen Foxconn-Tochter Ennoconn an S&T. „Für mich persönlich ist dieser Deal der wichtigste in meiner zwanzigjährigen Vorstandstätigkeit“, sagt Niederhauser. Allerdings geht es nicht um persönliche Hitlisten. Dem Vollblutunternehmer Niederhauser ist klar, dass er den Kapitalmarkt von der Vorteilhaftigkeit des Doppeldeals erst noch überzeugen muss: „Einige unserer Aktionäre schätzten die Transaktionen als schwer kalkulierbares Risiko ein.“
Aus dem Status des chronisch unterbewerteten IT-Spezialisten mit Schwerpunkt auf Osteuropa ist der S&T längst entwachsen. Und auch das lange Zeit eher illusorisch anmutende Ziel TecDAX haben die Linzer im September 2016 erreicht. Nun wird das Potenzial des Unternehmens also neu vermessen. Dazu gehört auch, dass der langjährige Investor Erhard Grossnigg bei S&T ausgestiegen ist und Foxxcon – sofern alle Regularien erfüllt sind – mit knapp 30 Prozent der dominante Aktionär ist. Die operative Messlatte ist hoch angesetzt. „Der S&T-Umsatz soll 2018 erstmals die Schwelle von 1 Milliarde Euro durchbrechen“, sagt Niederhauser. Zur Einordnung: Für 2016 kalkuliert die Gesellschaft mit Konzernerlösen von rund 480 Mio. Euro. Dabei wird das Kontron-Investment – S&T muss für das Paket fast 60 Mio. Euro zahlen – wohl noch keinen nennenswerten Einfluss auf das Zahlenwerk haben. Für 2017 rechnet Niederhauser bei Kontron mit „leichten Gewinnen“, ab 2018 sollen die Augsburger dann mit „deutlichen Gewinnsteigerungen“ das Konzernergebnis von S&T befruchten.
Die enorme Lücke von gut 500 Mio. Euro zwischen dem aktuellen Erlösniveau und dem avisierten Umsatz von 1 Mrd. Euro, soll im Wesentlichen durch die geplante Konsolidierung von Kontron geschlossen werden. Der ehemalige TecDAX-Konzern dürfte 2016 auf Erlöse von rund 355 Mio. Euro kommen. Summa summarum scheint das große Ziel als machbar zu sein, auch wenn der Restrukturierungsfall Kontron von vielen Investoren sehr kritisch beäugt wird. Doch auch hier wirbt Niederhauser für Vertrauen: „Kontron hat eine weltweit starke Kundenbasis am Markt für Embedded Computer. Die zur Vernetzung des Kontron-Produktportfolios benötigten Softwareprodukte kann die S&T AG anbieten, und schon heute werden Kunden von beiden Firmen mit sich ergänzender Technologie beliefert. Der neue Ankerinvestor Foxconn, der immerhin über 200 Mio. Euro in die S&T AG und Kontron-Gruppe investiert, stellt uns nicht nur Kapital zur Verfügung, sondern ermöglicht S&T auch die Nutzung von Synergien.“
Trotzdem hält boersengefluester.de es für gut möglich, dass die Phase der Unsicherheit noch eine Weile anhält. Nach einer derart rasanten Kursrally wie in den vergangenen zwei Jahren ist es nur verständlich, wenn eine Reihe von Anlegern Kasse macht. Rein fundamental ist die S&T-Aktie mit einem 2017er-KGV von rund 19 bzw. gut 16 auf 2018er-Basis eher sportlich bewertet – verglichen mit Aktien wie Cancom oder Bechtle. Dennoch: Das von Hauck & Aufhäuser nach Vorlage der Neun-Monats-Zahlen bestätigte Kursziel von 11 Euro halten wir weiterhin für eine realistische Größenordnung.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 881,98 | 990,88 | 1.122,89 | 1.254,80 | 1.341,95 | 1.096,10 | 1.225,95 | |
EBITDA1,2 | 68,06 | 90,55 | 111,71 | 130,04 | 126,27 | 69,99 | 126,02 | |
EBITDA-Marge3 | 7,72 | 9,14 | 9,95 | 10,36 | 9,41 | 6,39 | 10,28 | |
EBIT1,4 | 41,74 | 61,51 | 61,77 | 68,58 | 62,68 | -2,02 | 86,48 | |
EBIT-Marge5 | 4,73 | 6,21 | 5,50 | 5,47 | 4,67 | -0,18 | 7,05 | |
Jahresüberschuss1 | 29,37 | 48,46 | 49,51 | 54,62 | 48,96 | 231,88 | 78,12 | |
Netto-Marge6 | 3,33 | 4,89 | 4,41 | 4,35 | 3,65 | 21,16 | 6,37 | |
Cashflow1,7 | 44,91 | 35,54 | 83,39 | 140,81 | 95,28 | 44,44 | 116,86 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,43 | 0,70 | 0,73 | 0,84 | 0,74 | 3,59 | 1,19 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,16 | 0,00 | 0,30 | 0,35 | 1,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Foto: pixabay