Die Erholung des TecDAX-Titels Nordex kommt zusehends in Fahrt: Verantwortlich hierfür war zuletzt vor allem eine Kaufempfehlung von Goldman Sachs. Die Analysten hatten das Kursziel von 31 Euro auf 38 Euro angehoben (nachdem sie es zuvor von 42 auf 31 Euro gesenkt hatten) und das Papier auf ihre berühmte Empfehlungsliste aufgenommen. Nach den guten Quartalszahlen haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen für Nordex angehoben, zumal Goldman davon ausgeht, dass das Geschäft des Windkraftanlagenherstellers in den Jahren 2016 und 2017 in Deutschland florieren werde. Die Finanzprofis gehen davon aus, dass die bevorstehende Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) dazu führen werde, dass sich die Unternehmen entscheiden würden, die Anlagen nach den alten statt den neuen Regelungen zu installieren, wovon Nordex besonders profitieren werde. Der Konzern hatte 2015 trotz eines schwierigen Marktumfelds hierzulande den Marktanteil in Deutschland auf zwölf Prozent ausgebaut. Für zusätzlichen Kursauftrieb hat die Meldung gesorgt, dass Christoph Burkhard zum 1. September als Finanzvorstand bei Nordex anheuern wird. Zuletzt hatte er eine ähnliche Position im Windgeschäft von Siemens bekleidet. Damit gewinnt Nordex einen Finanzexperten, der sich in der Windenergiebranche hervorragend auskennt.
Ende April hatte der Wettbewerber Vestas Wind Systems für Aufsehen gesorgt, nachdem die Notiz des dänischen Konzerns aufgrund von Aussagen von Vorstandschef Anders Runevad nach oben gehüpft war. Er hatte gesagt, der Konzern überarbeite seine Prognosen, nachdem die USA entschieden hatten, die Subventionen für Erneuerbare Energie um fünf Jahre zu verlängern. Dieser Schritt sei „unglaublich positiv“, sagte Runevad. Er erwarte, dass der US-Markt bis zum Jahr 2020 stabil bleiben werde. Das ist eine sehr positive Nachricht für den Sektor, soll laut der Schätzung des dänischen Beratungsunternehmens MAKE Consulting doch der chinesische Markt in diesem Jahr von 33 Gigawatt (GW) auf nur mehr 21 GW einbrechen. Trotz des Wachstums in Europa und Asien soll daher der weltweite Markt für Onshore-Windkraftanlagen vom 2015er-Rekord von 59,6 GW auf 53,7 GW schrumpfen und im nächsten Jahre auf dem Niveau stagnieren.
Nordex-Vorstandschef Lars Bondo Krogsgaard blickt dennoch optimistisch nach vorn. Zuversichtlich stimmt ihn, dass der Umsatz im ersten Quartal um knapp 30 Prozent auf 637 Mio. Euro nach oben geschossen war. Dabei ist die EBITDA-Marge (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Verhältnis zum Umsatz) von 7,6 Prozent auf 9,3 Prozent gestiegen. Für Verunsicherung bei Investoren hat allerdings gesorgt, dass der Auftragseingang um 16 Prozent auf 541 Mio. Euro gesunken war. Damit war er geringer als der Umsatz und deutet damit nicht gerade auf Wachstum hin. Der Konzern betonte jedoch, dass im Vorjahreszeitraum der Ordereingang von einem Großauftrag aus Südafrika nach oben getrieben worden war. Im ersten Quartal 2016 stammten 58 Prozent des Auftragseingangs von Nordex aus Deutschland. Das zeigt, dass die Analysten von Goldman auf der richtigen Spur sein könnten.
Ganz oben auf Krogsgaard’s Agenda steht daher weiter die Integration der spanischen Tochter Acciona Windpower, die nach der Übernahme ab dem zweiten Quartal in die Zahlen von Nordex einfließt. Durch die Transaktion expandiert der Konzern kräftig in die Emerging Markets, wie Mexiko, Brasilien und Indien sowie in die USA, in denen Nordex bislang nur schwach oder gar nicht vertreten ist. Zuletzt stammten 75 Prozent des Auftragsbestands aus Europa. Mit dem Zukauf steigt der Konzern von einem mittelständischen Anbieter zu einem Global Player auf. Für das Gesamtjahr prognostiziert Krogsgaard einen Umsatz von mehr als 3,4 Mrd. Euro, was einem „leichten“ Wachstum entsprechen würde. Die EBITDA-Marge werde bei mehr als 7,5 Prozent liegen – ebenfalls eine leichte Verbesserung. Die Abschreibung des Firmenwerts auf den AWP-Deal soll zudem mit 44 Mio. Euro durchschlagen, weshalb die EBIT-Marge (Gewinn vor Zinsen und Steuern im Relation zum Umsatz) bei mehr als vier Prozent liegen soll. Zudem bekräftigte der Firmenlenker die 2018er-Prognose. Dann soll bei einem Erlös von 4,2 bis 4,5 Mrd. Euro eine EBITDA-Marge von mehr als zehn Prozent erwirtschaftet werden. Der Konzern will zudem seine Größenvorteile ausspielen und die Investitionen auf weniger als 2,5 Prozent des Umsatzes drücken.
Welche Aktie könnte in den nächsten Monaten besser laufen – jene von Nordex oder von Vestas? Zwar ist das 2017er-KGV von Nordex mit rund 17 niedriger als das von Vestas von 18,7. Dennoch könnten Investoren Vestas bevorzugen, denn die Analysten sagen für Nordex eine EBIT-Marge von 5,3 Prozent für 2016 und von 6,0 Prozent für 2017 voraus. Die Schätzungen für Vestas liegen hingegen mit jeweils rund elf Prozent fast doppelt so hoch. Daher erscheint der Bewertungsaufschlag für die Dänen mehr als gerechtfertigt. Und noch ein zweiter Grund spricht für Vestas: Die Aktie könnte weiter von der US-Fantasie profitieren, stammten laut Schätzungen im Jahr 2015 knapp 40 Prozent der Umsätze aus dem Nordamerikageschäft, also aus den USA und Kanada. Der Wert ist damit um ein Vielfaches höher als bei Nordex, selbst nach dem Acciona-Deal.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 3.077,79 | 2.459,12 | 3.284,57 | 4.650,74 | 5.443,95 | 5.693,56 | 6.489,07 | |
EBITDA1,2 | 200,66 | 101,66 | 123,83 | 93,95 | 52,67 | -244,27 | 2,03 | |
EBITDA-Marge3 | 6,52 | 4,13 | 3,77 | 2,02 | 0,97 | -4,29 | 0,03 | |
EBIT1,4 | 43,36 | -54,18 | -19,58 | -61,84 | -107,33 | -426,68 | -186,47 | |
EBIT-Marge5 | 1,41 | -2,20 | -0,60 | -1,33 | -1,97 | -7,49 | -2,87 | |
Jahresüberschuss1 | 0,33 | -83,85 | -72,98 | -129,71 | -230,16 | -497,76 | -302,81 | |
Netto-Marge6 | 0,01 | -3,41 | -2,22 | -2,79 | -4,23 | -8,74 | -4,67 | |
Cashflow1,7 | 91,41 | 124,93 | 37,98 | -352,20 | 127,56 | -350,09 | 161,20 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | -0,86 | -0,73 | -1,21 | -1,68 | -2,71 | -1,33 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |