Irgendwie hatten sich die Gerüchte um ein mögliches Übernahmeangebot für Aixtron in den vergangenen Tagen bereits verdichtet. Nun liegen die Fakten auf dem Tisch: Die chinesische Investorengruppe Fujian Grand Chip Investment Fund (FGC) bietet 6,00 Euro je Aixtron-Aktie. Wichtigste Nebenbedingung: Es muss eine Annahmequote von mindestens 60 Prozent zustande kommen. Bewertet würde der TecDAX-Konzern auf diesem Niveau mit rund 676 Mio. Euro. Gemessen am Schlusskurs vor der Offerte bietet Fujian einen Aufschlag von 25 Prozent. Bei „normalen“ Übernahmeangeboten ist so eine Größenordnung womöglich eine realistische Hausnummer. Bei dem Spezialmaschinenbauer Aixtron wird dieses Angebot jedoch viele Verlierer hinterlassen, die darauf gesetzt haben, dass Aixtron mit dem nächsten zyklischen Branchenaufschwung wieder deutlich an Boden gewinnt und vielleicht doch noch einmal in zweistellige Kursregionen zurückkehrt. Da spielt es fast keine Rolle, dass die meisten Kursziele der Analysten deutlich unterhalb der jetzt gebotenen 6 Euro liegen. Allerdings gilt es fairerweise auch zu sagen, dass Aixtron seit vielen Quartalen operativ nicht mehr überzeugen konnte und die Aktie zunehmend unter Substanzgesichtspunkten einen Blick wert war.
Der Buchwert zum ersten Quartal 2016 lag bei 3,33 Euro je Aktie. Hinzu kommt, dass die Gesellschaft aus Herzogenrath keine Bankverbindlichkeiten hat, dafür aber über liquide Mittel und sonstige finanzielle Vermögenswerte von 181,89 Mio. Euro verfügt – das entspricht einem Netto-Cash von immerhin mehr als 1,60 Euro pro Anteilschein. Zur weiteren Ausrichtung sind bislang nur grobe Eckpunkte bekannt: Auf jeden Fall soll Aixtron ein deutsches Unternehmen bleiben – mit dem bisherigen CEO Martin Goetzeler an der Spitze. “FGC beabsichtigt, Aixtron’s Strategie auch weiterhin zu unterstützen”, heißt es offiziell. Was tun als Aktionär? Zunächst einmal können sich Anleger relativ entspannt zurücklehnen und die weitere Entwicklung abwarten. Noch gibt es ohnehin keine konkreten Informationen über den Zeitplan. Dem Vernehmen nach soll die Angebotsfrist aber vermutlich im Juli starten und sich über einen Zeitraum von zehn Wochen erstrecken. Auf der Webseite www.grandchip-aixtron.com sind alle Eckpunkte zusammengefasst. Letztlich muss Fujian Grand Chip nun die Investoren von der Vorteilhaftigkeit des Deals überzeugen.
Aixtron war bereits seit geraumer Zeit auf Partnersuche. Gespräche mit FGC laufen – wie Aixtron nun einräumt – bereits seit Februar 2016. Hinter FGC steht der Halbleiter-Staatsfonds Sino IC. Immerhin handelt es sich um eine abgestimmte Offerte. “Wir befürworten die Transaktion vollumfänglich, da sie unmittelbaren Mehrwert für unsere Aktionäre schafft und es Aixtron ermöglicht, die neuen Produkte in den Markt zu bringen. Mit dem FGC haben wir einen Partner gefunden, der uns einen lokalen Marktzugang bietet und damit unsere Geschäftsziele in Asien unterstützt”, sagt Kim Schindelhauer, der Aufsichtsratsvorsitzende von Aixtron. Momentan befinden sich 93,2 Prozent der Aixtron-Aktien im Streubesitz. Der jemals erreichte Höchststand – das All-Time-High – stammt aus Neuer-Markt-Zeiten (vom 2. August 2000) und lag bei heute kaum mehr vorstellbaren 89,50 Euro. Nur spekulieren lässt sich derzeit darüber, ob die Chinesen den gebotenen Preis möglicherweise noch einmal nach oben anpassen. Offiziell geben sich die Unternehmen natürlich bedeckt: “Wir haben intensive Gespräche mit FGC über dieses Thema geführt und sind fest davon überzeugt, dass das Angebot ein fairer Preis ist”, heißt es in dem Q&A-Teil auf der Webseite zu der Transaktion. Hinsichtlich eines mögliches Delistings nach erfolgreicher Übernahme will sich die Gesellschaft noch nicht äußern. Fest steht aber schon jetzt: Auf der Aixtron-Hauptversammlung am 25. Mai 2016 wird es sich wohl fast ausschließlich um das Übernahmeangebot drehen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 230,38 | 268,81 | 259,63 | 269,25 | 428,95 | 463,17 | 629,88 | |
EBITDA1,2 | 22,65 | 51,41 | 49,14 | 44,39 | 108,81 | 113,56 | 168,38 | |
EBITDA-Marge3 | 9,83 | 19,13 | 18,93 | 16,49 | 25,37 | 24,52 | 26,73 | |
EBIT1,4 | 4,93 | 41,47 | 39,00 | 34,84 | 98,98 | 104,70 | 156,77 | |
EBIT-Marge5 | 2,14 | 15,43 | 15,02 | 12,94 | 23,08 | 22,61 | 24,89 | |
Jahresüberschuss1 | 6,53 | 45,86 | 32,48 | 34,47 | 94,84 | 100,47 | 145,19 | |
Netto-Marge6 | 2,83 | 17,06 | 12,51 | 12,80 | 22,11 | 21,69 | 23,05 | |
Cashflow1,7 | 70,09 | 12,95 | 42,81 | -39,16 | -13,49 | 37,14 | -47,29 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,06 | 0,41 | 0,29 | 0,31 | 0,85 | 0,89 | 1,29 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,11 | 0,30 | 0,31 | 0,40 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
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