Im Prinzip war es eine ganz einfache Formel: Für jeden Anteilschein der Fair Value REIT-AG bekamen tauschwillige Aktionäre im vergangenen Jahr zwei Titel von DEMIRE (Deutsche Mittelstand Real Estate) ins Depot gebucht. Genau überlegen mussten sich die Aktionäre von Fair Value REIT– einem Bestandshalter von Einzelhandels- und Büroimmobilien mit Schwerpunkt in Ostdeutschland – die Transaktion aber trotzdem. Immerhin sollten sie ihr Dividendenpapier in einen Wachstumswert mit einer nicht mal halb so hohen Eigenkapitalquote tauschen. Trotzdem ging die Transaktion angenehm geräuschlos und ohne großes Stechen über die Bühne. Mittlerweile hält die in Frankfurt ansässige DEMIRE 77,7 Prozent der Aktien an der Fair Value REIT und der langjährige Fair Value-CEO Frank Schaich ist zusätzlich in den Vorstand von DEMIRE eingezogen. „Die beiden Unternehmen sind in gleichen Teilmärkten aktiv und ergänzen sich entsprechend gut. Wir haben jetzt auf jeden Fall mehr Möglichkeiten, attraktive Assets zu heben“, sagt Schaich im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de.
Potenzial sieht Finanzprofi Schaich insbesondere auch bei der Optimierung der Finanzierungskosten. Während Fair Value REIT im vergangenen Jahr mit einem gewichteten durchschnittlichen Zinssatz aller Darlehen von 2,5 Prozent agierte, kommt DEMIRE hier auf eine Größenordnung nördlich von fünf Prozent. Trotzdem: Mit einem Streubesitz von nur noch 21,78 Prozent ist die Aktie der Fair Value REIT zuletzt doch spürbar in den Hintergrund geraten. Das könnte für Aktionäre, die an einem verlässlichen Dividendenzahler Interesse haben, eine gute Chance sein. Für das vergangene Jahr werden die Münchner erneut eine Gewinnbeteiligung von 0,25 Euro pro Anteilschein auskehren. Beim gegenwärtigen Kurs von 7,05 Euro läuft das auf eine Dividendenrendite von brutto 3,5 Prozent hinaus. Die Hauptversammlung (HV) findet am 4. Juli 2016 in München statt. Interessanter Aspekt am Rande: Da sich die Aktienstückzahl nach der jüngsten Barkapitalerhöhung im April 2015 spürbar erhöht hat, kletterte die Ausschüttungssumme von 2,33 auf 3,50 Mio. Euro. Ebenfalls gut zu wissen ist, dass sich die Gesellschaft schon jetzt darauf festgelegt hat, dass die Zieldividende auch für das Jahr 2016 (zahlbar nach der HV 2017) 0,25 Euro je derzeit im Umlauf befindlicher Aktie betragen soll.
Mit Blick auf die Börsennotiz der Fair Value REIT sagt uns Firmenlenker Schaich, dass es zurzeit keine Pläne für ein Downgrade der momentan im streng regulierten Prime Standard gelisteten Aktie gibt. Im Gegenteil: „Unser Ziel muss es sein, auch das momentan noch im General Standard geführte Papier der DEMIRE in den Prime Standard zu hieven“, sagt Schaich. Punkten kann die Aktie der Fair Value REIT-AG auch abseits der Dividende. Immerhin wird der Small Cap zurzeit mit einem Abschlag von gut 15 Prozent auf den Substanzwert (Net Asset Value = NAV) von zuletzt 8,36 Euro gehandelt. Bei der für Immobiliengesellschaften üblichen Cashflow-Kennzahl „Funds From Operations“ (FFO) will Schaich für die Fair Value REIT im laufenden Jahr auf einen Wert zwischen 6,2 und 6,5 Mio. Euro ( 0,44 bis 0,46 Euro je Aktie) kommen – nach 6,4 Mio. Euro im Jahr zuvor. Die bei Fair Value REIT typisch hohen Anteile Dritter sind hier bereits abgezogen. Inklusive der Nettofinanzverschuldung von 128 Mio. Euro wird der Titel derzeit also etwa mit dem Faktor 35 auf den für 2016 erwarteten FFO bewertet. Das ist etwas günstiger als beispielsweise bei DIC Asset – übersteigt andererseits aber die entsprechenden Multiples bei vergleichbaren Unternehmen wie VIB Vermögen, WCM oder Hamborner REIT. Per saldo ist aber noch alles im grünen Bereich. Für eher konservativ ausgerichtete Langfristinvestoren ist der Anteilschein von Fair Value REIT-AG jedenfalls eine ansprechende Gelegenheit. Und könnten Fair Value-Aktionäre ihre Papiere heute gegen jeweils zwei DEMIRE-Aktien tauschen, würden sie noch immer ein kleines Geschäft machen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 22,11 | 21,93 | 21,92 | 19,99 | 18,44 | 18,49 | 19,51 | |
EBITDA1,2 | 23,60 | 37,86 | 25,35 | 10,34 | 21,80 | -5,38 | -11,06 | |
EBITDA-Marge3 | 106,74 | 172,64 | 115,65 | 51,73 | 118,22 | -29,10 | -56,69 | |
EBIT1,4 | 23,58 | 37,78 | 25,34 | 9,18 | 21,61 | -6,05 | -11,73 | |
EBIT-Marge5 | 106,65 | 172,28 | 115,60 | 45,92 | 117,19 | -32,72 | -60,12 | |
Jahresüberschuss1 | 12,57 | 22,78 | 15,11 | 4,10 | 13,49 | -6,47 | -7,52 | |
Netto-Marge6 | 56,85 | 103,88 | 68,93 | 20,51 | 73,16 | -34,99 | -38,54 | |
Cashflow1,7 | 18,58 | 10,54 | 8,55 | 9,91 | 10,17 | 9,45 | 12,28 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,90 | 1,62 | 1,08 | 0,29 | 0,96 | -0,46 | -0,54 | |
Dividende8 | 0,34 | 0,15 | 0,26 | 0,27 | 0,39 | 0,37 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |