So ist das manchmal an der Börse: Jahrelang interessierte sich kein Mensch für die Aktie – und auf einmal geht das Ding durch die Decke. Aktuelles Beispiel ist CeoTronics. Auf knackige 190 Prozent türmten sich die Kursgewinne seit Anfang November beim Spitzenkurs von 3,10 Euro – dann wurde es den Zockern aber wohl doch etwas zu heiß und die Notiz fiel noch am selben Tag (14. Januar 2016) auf 1,99 Euro zurück. Auf diesem Niveau bringt es der Anbieter von Produkten für Funkgeräte (Headsets, Adapter, etc.), wie sie in der Industrie, auf Airports oder bei der Feuerwehr, der Polizei und dem Militär eingesetzt werden, auf eine Marktkapitalisierung von 13,1 Mio. Euro. Damit ist die Gesellschaft aus Rödermark in der Nähe des Frankfurter Flughafens ein reinrassiger Micro Cap, zumal sich auch nur etwa 45 Prozent der CeoTronics-Aktien im freien Umlauf befinden. Die Fantasie der Börsianer entfacht sich dabei an der aktuellen Sicherheitsdebatte. Und hier redet Vorstandssprecher Thomas H. Günther im Vorwort des Halbjahresberichts Klartext: „Unser Leben, unsere Werte und unsere Demokratie werden nicht nur durch den islamistischen Terror bedroht, sondern auch von radikalen und/oder populistischen Rechten sowie der organisierten Kriminalität inklusive der No-Go-Areas. Als Folge dessen sollte bei den staatlichen Sicherheits- und Ordnungskräften die Bereitschaft und Fähigkeit, wieder mehr zu investieren, europaweit steigen. Zudem weist Thomas H. Günther darauf hin, dass die Ausrüstung von Spezialeinheiten „eine der größten Kernkompetenzen” von CeoTronics sei und das Unternehmen kürzlich „einzigartige Produkte” für SEKs und verdeckt operierende Einheiten auf den Markt gebracht habe. Klingt super spannend und hört sich irgendwie nach Szene-Ermittlern mit High-Tech-Knopf im Ohr an. Allerdings: „Die Veröffentlichung der Details verbietet sich von selbst”, sagt der CEO.
Derweil sehen die fundamentalen Rahmendaten allerdings noch deutlich unspektakulärer aus. Der von CeoTronics in den jüngsten Jahresberichten regelmäßig platzierte Hinweis auf den Abstand des Aktienkurses von rund einem Drittel auf den Buchwert gilt nach der Rally nicht mehr. Mittlerweile wird das Papier mit einem Aufschlag von mehr als 30 Prozent auf das Eigenkapital gehandelt. Demnach müssen die Ergebnisperspektiven stärker in den Vordergrund der Bewertung rücken. Bereits Anfang Dezember hatte die Gesellschaft bekanntgegeben, dass die Umsätze in der ersten Hälfte des Geschäftsjahrs 2015/16 (per Ende Mai) um 20 Prozent auf 8,49 Mio. Euro gestiegen seien. Nun liegen auch die restlichen Zahlen vor: Demnach kam CeoTronics auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von minus 92.000 Euro – nach minus 603.000 Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode. Unterm Strich blieb ein Fehlbetrag von 128.000 Euro stehen, was einer Verbesserung von knapp 300.00 Euro gegenüber dem Vergleichswert entspricht. Das Ergebnis je Aktie stieg von minus 0,06 auf minus 0,02 Euro. Für das Gesamtjahr kündigte Firmenlenker Günther Erlöse von rund 18,1 Mio. Euro sowie ein „positives Konzernergebnis” an. Zur Einordnung: 2014/15 kam das Unternehmen bei Erlösen von 17,90 Mio. Euro auf einen Überschuss von 509.000 Euro, der allerdings maßgeblich durch einen Steuerertrag und Währungsgewinne aufgepeppt wurde.
Unterstellt, dass CeoTronics im laufenden Geschäftsjahr auf eine EBIT-Marge von 4,5 Prozent – das entspricht dem Niveau von 2012/13 – kommt, würde das auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von gut 0,8 Mio. Euro hinauslaufen. Unterm Strich könnten dann nach unseren Schätzungen mehr als die Hälfte davon als Gewinn übrig bleiben. Für 2016/17 gibt Vorstandssprecher Günther ebenfalls eine erste Richtschnur und kündigt einen „deutlicheren Umsatzanstieg” sowie ein weiter verbessertes Ergebnis an. Treiber sind dabei die Einführung des Digitalfunks für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) – im Wesentlichen also Polizei und Feuerwehr – sowie Zusatzgeschäfte mit den Militärs. Boersengefluester.de geht davon aus, dass die Marke von 20 Mio. Euro beim Umsatz dann deutlich geknackt wird. Schwer abzuschätzen bleibt, wie sich die neuen Produkte auf die Margen auswirken werden. Dennoch: Auch bei höheren Renditen bleibt die CeoTronics-Aktie unter KGV-Aspekten ein heißes Eisen. Immerhin errechnet sich auf Basis unserer Schätzungen ein Faktor von knapp 17. Unter normalen Umständen ist der Titel damit nur eine Halten-Position. Allerdings hat sich in den vergangenen Wochen gezeigt, dass „Sicherheits-Aktien“ momentan schwer angesagt sind und wenn ein Titel neu entdeckt oder von der Finanzpresse empfohlen wird, es unter Umständen kein Halten mehr gibt. Wer möchte, kann mit dosiertem Einsatz also noch ein wenig mitzocken bei CeoTronics. Dafür bietet sich der jüngste Rücksetzer einfach an: 2 Euro sind eben doch ein anderer Schnack als 3 Euro. Für eher konservativere Anleger empfehlen wir – trotz der noch sportlicheren KGVs – Titel wie secunet Security Networks oder Mobotix, die ebenfalls als Profiteure der aktuellen politischen Entwicklungen gelten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 17,65 | 16,92 | 24,50 | 26,56 | 29,12 | 30,08 | 29,63 | |
EBITDA1,2 | 0,01 | 1,13 | 3,34 | 4,33 | 4,83 | 5,27 | 3,89 | |
EBITDA-Marge3 | 0,06 | 6,68 | 13,63 | 16,30 | 16,59 | 17,52 | 13,13 | |
EBIT1,4 | -0,51 | 0,61 | 2,50 | 3,24 | 3,61 | 3,88 | 2,51 | |
EBIT-Marge5 | -2,89 | 3,61 | 10,20 | 12,20 | 12,40 | 12,90 | 8,47 | |
Jahresüberschuss1 | -0,21 | -0,32 | 1,64 | 2,10 | 2,51 | 2,53 | 1,25 | |
Netto-Marge6 | -1,19 | -1,89 | 6,69 | 7,91 | 8,62 | 8,41 | 4,22 | |
Cashflow1,7 | -0,13 | 1,27 | 1,58 | 5,04 | 1,04 | 4,67 | -12,12 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,03 | -0,05 | 0,25 | 0,32 | 0,38 | 0,38 | 0,18 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,12 | 0,15 | 0,15 | 0,15 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: uniTreu |