Mit einem Kursrückschlag von fünf Prozent reagierten Investoren auf die Ergebnisse von Energiekontor: Der Umsatz des Windkraftprojektentwicklers lag im ersten Halbjahr mit 30,2 Mio. Euro deutlich unter dem Wert des Vorjahrs von 54,9 Mio. Euro. Grund war, dass die Erlöse aus dem Verkauf der Windparks auf nunmehr 1,03 Mio. Euro eingebrochen waren. Das konnte durch die deutlich höheren Einnahmen aus dem Betrieb der konzerneigenen Windparks bei Weitem nicht ausgeglichen werden. „Wie üblich im Projektgeschäft erwarten wir den wesentlichen Anteil der ertragswirksamen Geschäftsaktivitäten im zweiten Halbjahr 2015. Das Vorjahr war in dieser Hinsicht durch die Fertigstellung zweier größerer Projekte bereits im ersten Halbjahr eher außergewöhnlich”, sagt Vorstandschef Peter Szabo. Derzeit seien alle für das laufende Geschäftsjahr relevanten Parks im Bau und sollen bis Ende 2015 in Betrieb genommen werden. „Wir gehen daher davon aus, dass Energiekontor das prognostizierte Ziel eines gegenüber dem Vorjahr abermals leicht verbesserten Ergebnisses erreichen wird”, erklärt der Firmenlenker. 2014 hatte der Konzern den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf 40,7 Mio. Euro gesteigert. Trotz des deutlichen Umsatzrückgangs war das EBIT im ersten Halbjahr 2015 um lediglich 15 Prozent auf 12,3 Mio. Euro gesunken. Dabei belastete der gegenüber dem Pfund deutlich schwächere Euro das Ergebnis spürbar, weil das zu Währungsverlusten geführt hat. Dass die Eigenkapitalquote auf nunmehr 7,9 Prozent gesunken ist, dürfte Anleger auch nicht besonders erfreut haben.
Um weniger abhängig vom Projektgeschäft zu sein und damit ein insgesamt stabileres Geschäftsmodell zu haben, baut Szabo das Geschäft mit der Stromerzeugung in eigenen Windparks weiter aus; Standorte sind Deutschland, England und Portugal. Am Ende des ersten Halbjahrs befanden sich Parks mit einer Leistung von 248,45 Megawatt (MW) in eigenem Bestand. Mittelfristig soll der Wert auf 500 MW gesteigert werden. Dazu soll künftig von den selbst entwickelten Projekten etwa die Hälfte in den eigenen Bestand übernommen werden. „Die geographische Verteilung der Windparks im eigenen Bestand auf drei verschiedene Länder bedeutet darüber hinaus eine natürliche Diversifikation in Bezug auf die Erträge. Das Klumpenrisiko im Falle eines schlechten Windjahres an einem geografisch begrenzten Standort wird dadurch verringert”, heißt es im Quartalsbericht. Nun nimmt der Konzern zusehends Frankreich und die Niederlande ins Visier.
Gegenwind könnte es allerdings geben, falls die Ölpreise nach der aktuellen Rally wieder deutlich nachgeben sollten. Denn in dem Umfeld rechnen sich Windkraftanlagen weniger als bei hohen Ölpreisen. Ein weiteres Risiko ist, dass einzelne Projekte nicht rechtzeitig fertig werden. „Risiken liegen hier vor allem in potenziellen Projektverzögerungen, die sich nachteilig auf die Inbetriebnahme und den Verkauf der für 2015 geplanten Projekte auswirken könnten.” Die mittelfristigen Perspektiven für Energiekontor sind aber weiterhin gut. Die Bundesregierung strebt an, dass die erneuerbaren Energien im Jahr 2025 40 bis 45 Prozent der Stromerzeugung beisteuern. Im vergangenen Jahr war der Anteil der Windenergie auf 8,6 Prozent und der von Solar auf 5,8 Prozent gestiegen. Entsprechend viel Potenzial haben die erneuerbaren Energien und damit Energiekontor in den nächsten Jahren.
Nachdem die Aktie im März bei 14,50 Euro ein Mehrjahreshoch markiert hatte, war sie anschließend auf Südkurs gewechselt. Nach dem mehrmonatigen Seitwärtstrend rückt nun das Juni-Tief bei 11,60 Euro ins Visier. Wenn die kräftige Erholung beim Ölpreis weitergehen sollte, hellen sich die Perspektiven für Energiekontor aber zusehends auf. Dann könnte der Small Cap den Ergebnisrückgang für das erste Halbjahr zügig verdauen. Vielmehr könnten Anleger darauf setzen, dass Szabo die für das Gesamtjahr in Aussicht gestellten Ergebnisse erreichen wird. Dann könnte die Notiz Rückenwind bekommen und wieder nach oben drehen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 149,87 | 110,19 | 63,70 | 146,61 | 156,52 | 187,57 | 241,80 | |
EBITDA1,2 | 49,59 | 40,62 | 38,85 | 65,38 | 81,71 | 99,79 | 135,55 | |
EBITDA-Marge3 | 33,09 | 36,86 | 60,99 | 44,59 | 52,20 | 53,20 | 56,06 | |
EBIT1,4 | 32,89 | 22,08 | 16,30 | 45,99 | 61,68 | 79,97 | 114,44 | |
EBIT-Marge5 | 21,95 | 20,04 | 25,59 | 31,37 | 39,41 | 42,64 | 47,33 | |
Jahresüberschuss1 | 11,89 | 6,68 | 0,24 | 20,43 | 36,21 | 44,54 | 83,32 | |
Netto-Marge6 | 7,93 | 6,06 | 0,38 | 13,93 | 23,13 | 23,75 | 34,46 | |
Cashflow1,7 | 4,44 | 45,43 | 13,34 | 17,88 | 61,99 | 138,65 | 144,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,82 | 0,46 | 0,02 | 1,43 | 2,52 | 3,16 | 5,93 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,40 | 0,40 | 0,80 | 0,90 | 1,00 | 1,20 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PKF Deutschland |
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