So hatten sich das die Aktionäre von Dr. Hönle sicher nicht vorgestellt. Obwohl der Experte für industrielle UV-Technologie zuletzt sehr anständige Neun-Monats-Zahlen vorlegte und den Ausblick konkretisierte, sackte die Notiz des Small Caps um ein gutes Stück ab. Seit Anfang August türmt sich der Rückgang nun auf mehr als neun Prozent. Sicher: Die Aktienmärkte befinden sich momentan in einem heftigen Korrekturmodus und lassen kaum einen Titel verschont. Auch im Nebenwertebereich gibt es enorme Verluste, obwohl die Unternehmen keine schlechten Nachrichten im Köcher hatten. Vielfach ist es so, dass die Investoren besonders bei den Titeln Kasse machen, die vorher überdurchschnittlich gut gelaufen sind. Und in diese Kategorie gehört Dr. Hönle definitiv. Seit Jahresanfang 2014 hatte das Papier von 11,90 Euro auf in der Spitze 27 Euro an Wert gewonnen – oben drauf gab es zwei Dividendenzahlungen von jeweils 0,50 Euro pro Anteilschein. Für das laufende Geschäftsjahr wird es wohl kaum weniger werden, so dass der Spezialwert beim gegenwärtigen Kurs von 21,07 Euro auf eine Rendite von mindestens 2,4 Prozent kommt.
Noch einen Tick besser als von boersengefluester.de erwartet sehen die Zahlen aus dem jüngsten Zwischenbericht aus. Bei einem Umsatzplus von 9,4 Prozent auf 67,17 Mio. Euro kam das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 49,1 Prozent auf 9,49 Mio. Euro voran. Unterm Strich blieb nach neun Monaten ein Gewinn von knapp 6,71 Mio. Euro stehen – nach 4,54 Mio. Euro in der entsprechenden Vergleichsperiode. Zur Einordnung: Das Geschäftsjahr der Gesellschaft aus Gräfelfing bei München endet jeweils am 30. September. Wesentliche Treiber für den Ertragssprung war die gute Entwicklung bei der seit 2008 zu Dr. Hönle gehörenden Panacol-Elosol (Industrieklebstoffe und Spezialklebstoffe für die Medizintechnik) sowie dem Hamburger UV-Trocknungsspezialisten Eltosch Grafix. Außerdem trägt die Restrukturierung von Raesch Quarz aus dem thüringischen Langewiesen die erhofften Früchte. Im dritten Quartal war der Anfang 2012 von Dr. Hönle übernommene Hersteller von Rohren und Halbfabrikate aus Quarzglas endlich positiv. Zuvor musste Dr. Hönle die Schmelzöfen von Raesch erheblich umbauen, um die hohen Ausschussquoten zu verringern.
Per saldo rechnet Finanzvorstand Norbert Haimerl für 2014/15 nun mit Erlösen von rund 90 Mio. Euro sowie einem EBIT im Bereich um 13,5 Mio. Euro. Die bisherigen Planungen sahen Umsätze zwischen 85 und 95 Mio. Euro vor. Das Betriebsergebnis hatte Haimerl zuvor in einer Spanne von 12 bis 14 Mio. Euro angesiedelt. Demnach touchiert Dr. Hönle also nicht ganz die oberen Begrenzungsmarken, liegt aber trotzdem gut im Rennen. Neu ist, dass der Vorstand auch eine Prognose für das Konzernergebnis abgibt. Und die kann sich sehen lassen: Etwa 10 Mio. Euro sollen 2014/15 unterm Strich hängen bleiben. Bei der derzeitigen Aktienzahl von gut 5,5 Millionen umlaufenden Stücken entspricht das einem Ergebnis je Aktie von rund 1,80 Euro. Das wiederum ist deutlich mehr als zu erwarten war. Mit einem Profit in dieser Größenordnung hatten die Analysten eigentlich erst für das kommende Geschäftsjahr gerechnet. Da der Turnaround bei Raesch signifikante Effekte auf den Konzerngewinn hat, sollte auch im kommenden Jahr eine weitere Verbesserung möglich sein. Bei einem von boersengefluester.de geschätzten Ergebnis je Aktie von 2 Euro für 2015/16 käme der Spezialwert auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 10,5. Übermäßig hoch ist das nun wirklich nicht – auch wenn die weltweiten Konjunkturaussichten derzeit in Frage gestellt werden.
Eher im Mittelfeld anzusiedeln ist dagegen das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von gegenwärtig 2,3. Gemessen an der für das laufende Geschäftsjahr zu erwartenden Eigenkapitalrendite von respektablen 18 Prozent ist das zwar im grünen Bereich. Der Blick in den Rückspiegel zeigt aber an, dass die Aktie im Zehn-Jahres-Durchschnitt nur auf ein KBV von knapp 1,6 kommt. Dabei sieht die Eigenkapitalquote mit knapp 61 Prozent überdurchschnittlich komfortabel aus. Das spricht für Dr. Hönle. Hier hinterlässt die starke Performance des Nebenwerts dann doch ihre Spuren. Auch bei der Dividende müsste die Gesellschaft ordentlich draufsatteln, um auf das durchschnittliche Niveau von rund vier Prozent aus den vergangenen fünf Jahren zu kommen. Grund für eine generelle Trendwende beim Aktienkurs Richtung Süden sehen wir aber nicht. Letztlich kommt der Small Cap mit einem überzeugenden Gesamtpaket der einschlägigen Bewertungskennzahlen daher. Das gilt auch unter Einbeziehung der Nettofinanzschulden von gegenwärtig rund 12 Mio. Euro. Addiert man diese zinstragenden Verbindlichkeiten zum Börsenwert von 116 Mio. Euro dazu, wird Dr. Hönle mit dem 9,5-fachen des für 2014/15 in Aussicht gestellten EBIT gehandelt. Wir bleiben daher bei unserer Einschätzung: Kaufen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 101,93 | 126,49 | 107,75 | 93,88 | 115,17 | 126,50 | 106,34 | |
EBITDA1,2 | 18,14 | 33,84 | 20,32 | 14,71 | 13,85 | 15,40 | 0,33 | |
EBITDA-Marge3 | 17,80 | 26,75 | 18,86 | 15,67 | 12,03 | 12,17 | 0,31 | |
EBIT1,4 | 15,21 | 30,69 | 17,00 | 8,10 | 0,35 | -10,10 | -9,42 | |
EBIT-Marge5 | 14,92 | 24,26 | 15,78 | 8,63 | 0,30 | -7,98 | -8,86 | |
Jahresüberschuss1 | 10,41 | 21,73 | 12,40 | 5,61 | -4,86 | -11,90 | -10,93 | |
Netto-Marge6 | 10,21 | 17,18 | 11,51 | 5,98 | -4,22 | -9,41 | -10,28 | |
Cashflow1,7 | 12,15 | 27,88 | 23,06 | 16,61 | 1,13 | -6,00 | 3,14 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,89 | 3,84 | 2,26 | 1,02 | -0,80 | -2,20 | -1,82 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,80 | 0,80 | 0,50 | 0,20 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |