Anfang 2015 dürften sich die Manager des Energietechnikkonzerns Danfoss noch wie in einem schlechten Film vorgekommen sein – für den sie allerdings viel Eintritt gezahlt hatten und nicht vorzeitig aus dem Saal kamen. Grund: Im Februar 2014 untermauerten die Dänen ihre weit reichende Kooperationsvereinbarung mit SMA Solar durch den Erwerb von 20 Prozent der Aktien an dem im TecDAX gelisteten Wechselrichterhersteller. Als Preis wurden 43,57 Euro pro Aktie vereinbart, was zum damaligen Zeitpunkt einer Prämie von immerhin 50 Prozent auf den Kurs der vorangegangenen 60 Tage entsprach. Kein Wunder, dass die Börsianer irritiert waren, schließlich lagen die Kursziele der Analysten meilenweit unter dem Einstiegskurs von Danfoss – strategische Prämie hin oder her. Zudem verpflichtete sich Danfoss für die Dauer von zwei Jahren, weder weitere Aktien von SMA Solar zu erwerben noch welche zu verkaufen. Keine leichte Situation, schließlich rauschte die Notiz von SMA – begleitet durch eine lange Reihe schlechter Meldungen – bis Anfang 2015 um rund Dreiviertel auf 10,50 Euro in den Keller.
Spätestens seit der Anfang Juni gemeldeten Kooperation mit Siemens für den Bereich Photovoltaikkraftwerke sowie der vier Wochen später erfolgten Prognoseanhebung von Vorstandschef Pierre-Pascal Urbon für 2015 hat sich Blatt aber komplett gewandelt. Plötzlich zählt der Anteilschein von SMA Solar wieder zu den am heißesten diskutierten Werten in der heimischen Finanzszene. Kein Wunder: Eine Performance von mehr als 50 Prozent in gerade einmal zehn Tagen sorgt für Aufmerksamkeit. Allerdings ist der Titel schon wieder eine Art Glaubensfrage. Zwar haben mittlerweile etliche Analysten ihre Gewinnprognosen drastisch nach oben revidiert. Doch die aktuelle Notiz von 32 Euro toppt sogar schon wieder die von der Gruppe der zuversichtlichen Experten ausgerufenen Kursziele im Bereich um 30 Euro. Momentan beträgt die Marktkapitalisierung rund 1.110 Mio. Euro. Auf der Aktivseite hat das Unternehmen aus Niestetal in der Nähe von Kassel ein Nettofinanzguthaben von knapp 224 Mio. Euro. Demnach liegt der Enterprise Value (EV) für SMA Solar zurzeit etwa bei 886 Mio. Euro. Das für 2015 zu erwartende Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) hatte Urbon zuletzt auf eine Bandbreite von minus 25 Mio. Euro bis hin zur Nulllinie heraufgesetzt – nach zuvor minus 30 bis minus 60 Mio. Euro. Für die Erklärung des aktuellen Börsenwerts reicht das freilich nicht.
In den für SMA Solar grandiosen Jahren 2009 bis 2011 wurde die Aktie im Schnitt etwa mit dem 5,2-fachen des EBIT – bezogen auf den Enterprise Value (Marktkapitalisierung minus Nettofinanzguthaben) gehandelt. Um auf diese Relation zurückzukommen, müsste der TecDAX-Konzern momentan auf ein EBIT von rund 170 Mio. Euro zusteuern. Auf absehbare Zeit ist das eine unrealistische Vorstellung. Zur Einordnung: 2009 erzielte SMA Solar ein Betriebsergebnis von 228 Mio. Euro, 2010 schoss es dann auf 517 Mio. Euro, 2011 blieben schließlich 240 Mio. Euro hängen. Für 2017 bewegen sich die EBIT-Prognosen der Finanzexperten aber gerade einmal im Bereich um 45 Mio. Euro. Demnach muss der TecDAX-Konzern gewaltig an Ertragskraft gewinnen, um in frühere Bewertungsmultiples zu schlüpfen. Deutlich geschmeidiger sieht es dafür beim Blick auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) aus. Unsere exklusive 10-Jahres-Übersicht für alle TecDAX-Werte zeigt, dass SMA Solar im Schnitt mit einem KBV von 2,2 gehandelt wurde. Aktuell geht der Titel etwa zum Doppelten des Buchwerts über den Tisch. Trader werden das Papier kurzfristig vermutlich trotzdem eher auf die Verkaufsliste setzen, schließlich schreit eine derart starke Aufwärtsbewegung nach einer Korrektur. Langfristig orientierte Investoren sollten dagegen am Ball bleiben. Der Nachrichtenfluss geht nun endlich in die gewünschte Richtung, so wie es sich auch Danfoss Anfang 2014 vorgestellt hat. Die damals akzeptierten 43,57 Euro sind vermutlich das interne Kursziel der Dänen. Eine stramme Nummer, aber vielleicht noch nicht einmal komplett unrealistisch. Und bis zum Ende ihrer Lock-up-Periode ist es ja noch eine Weile hin. Vielleicht hat der Film ja doch ein Happy End.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 891,05 | 760,93 | 915,07 | 1.026,58 | 983,67 | 1.065,95 | 1.870,00 | |
EBITDA1,2 | 97,30 | -69,10 | 34,19 | 71,48 | 8,70 | 70,01 | 310,96 | |
EBITDA-Marge3 | 10,92 | -9,08 | 3,74 | 6,96 | 0,88 | 6,57 | 16,63 | |
EBIT1,4 | 44,10 | -151,71 | -11,77 | 27,91 | -32,97 | 31,89 | 269,50 | |
EBIT-Marge5 | 4,95 | -19,94 | -1,29 | 2,72 | -3,35 | 2,99 | 14,41 | |
Jahresüberschuss1 | 30,15 | -175,49 | -8,53 | 28,09 | -23,00 | 55,82 | 225,67 | |
Netto-Marge6 | 3,38 | -23,06 | -0,93 | 2,74 | -2,34 | 5,24 | 12,07 | |
Cashflow1,7 | 116,76 | -54,27 | -1,18 | -31,38 | 94,26 | 28,66 | 140,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,87 | -5,06 | -0,25 | 0,81 | -0,66 | 1,61 | 6,50 | |
Dividende8 | 0,35 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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