Der Ausbruch aus dem Penny-Stock-Terrain Anfang 2015 war zwar extrem dynamisch, allerdings nicht sonderlich nachhaltig. Längst ist bei Gigaset wieder Alltag eingekehrt und die Notiz deutlich zurückgefallen. Auf der DVFA-Frühjahrskonferenz Anfang Mai in Frankfurt bestätigte Finanzvorstand Kai Dorn die Ergebnisziele des Telefonherstellers und zeigte sich überzeugt davon, dass der Einstieg ins Geschäft mit Smartphones genau der richtige Schritt sei: „Wir sind spät, aber nicht zu spät.” Nun haben die Münchner ihre Zahlen zum Auftaktquartal 2015 vorgelegt – und die zeigen zumindest in die richtige Richtung. Bei einem Erlösanstieg von 7,8 Prozent auf 70,09 Mio. Euro drehte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von minus 7,70 auf plus 8,88 Mio. Euro. Zur Einordnung: Für das Gesamtjahr stellt Gigaset ein EBITDA im unteren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in Aussicht. Für das 2015er-Nettoergebnis macht das Unternehmen hingegen keine Prognosen. Nach Ende des ersten Quartals kam Gigaset aber auf einen Gewinn von 0,82 Mio. Euro – nach minus 12,23 Mio. Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode. Das Ergebnis je Aktie machte dementsprechend einen Umschwung von minus 0,12 auf plus 0,01 Euro. „Unsere Effizienzbemühungen greifen”, betont Dorn. Zum Ende des Sommers 2015 sollen die ersten Smartphones von Gigaset – gefertigt in enger Kooperation mit dem chinesischen Großaktionär Goldin – auf den Markt kommen. Gigaset verspricht sich hiervon bereits positive Effekte für das Ergebnis, ohne jedoch das Ausmaß zu beziffern. Sehr konkret lässt sich hingegen die Belastung aus der Aufdotierung der Pensionsrückstellungen von 71,01 auf 87,55 Mio. Euro aufgrund des gesunkenen Zinsniveaus benennen. Gigaset hat versicherungsmathematische Verluste von 10,9 Mio. Euro im Eigenkapital verbucht. Folge: Das Eigenkapital beträgt nun nur noch 27,56 Mio. Euro, was – bezogen auf die Bilanzsumme – einer Quote von gerade einmal 11,77 Prozent entspricht. Zum Jahresende waren es noch 16,38 Prozent. Mit der nötigen Aufstockung der Pensionsrückstellungen steht Gigaset aber nicht allein da. Das Problem betrifft viele Gesellschaften. Zuletzt sorgte etwa Heidelberger Druckmaschinen in dieser Beziehung für Schlagzeilen. Summa summarum bleibt die Gigaset-Aktie nur etwas für Zocker. Die Marktkapitalisierung beträgt – trotz des optisch niedrigen Kurses von 0,85 Euro – immerhin 103 Mio. Euro.
Kaum zu halten ist momentan der Aktienkurs von WCM. Selbst Gerüchte um die nahende Kapitalerhöhung können der Notiz des nach einer bilanziellen Sanierung seit einigen Monaten auf Gewerbeimmobilien fokussierten Unternehmens etwas anhaben. Am 20.Mai 2015 wird die Gesellschaft auf der mkk Münchner Kapitalmarkt Konferenz präsentieren. Das Interesse an der Vorstellung dürfte enorm sein, schließlich war WCM in Sachen Investor Relations bislang überwiegend in Frankfurt aktiv. Für den 22. Mai sind dann die Zahlen zum Auftaktquartal 2015 angesetzt. Am 10. Juni findet anschließend die Hauptversammlung von WCM statt. Für Diskussionsstoff sorgte derweil vor wenigen Tagen die Meldung, dass Christoph Kroschke mit sofortiger Wirkung aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden sei. „Die Gesellschaft wird dazu sehr zeitnah dem Gericht die Bestellung eines Aufsichtsratsmitglieds vorschlagen”, hieß es zusätzlich in der knappen offiziellen Mitteilung. Und in der Tat: Dem Vernehmen nach soll es bereits einen sehr namhaften Kandidaten geben. Gegenwärtig bringt es die noch im General Standard notierte WCM auf einen Börsenwert von knapp 132 Mio. Euro. Nach der vermutlich sehr üppig ausfallenden Kapitalerhöhung – boersengefluester.de hatte bereits Anfang Mai ein Bezugsverhältnis von 1:1 als mögliche Variante genannt – wird es deutlich mehr sein. Zuletzt ging es mit dem Kurs zwar etwas zu schnell bergauf auf. Grundsätzlich bleibt boersengefluester.de jedoch bei der Kaufen-Einschätzung für den Titel.
Nach einer gefühlten Ewigkeit von Quartalen mit hohen zweistelligen Zuwächsen bekommt der Finanzdienstleister Lang & Schwarz den Basiseffekt zu spüren. Mit 5,16 Mio. Euro lag der Rohertrag (Zinsergebnis plus Provisionsergebnis und Handelsergebnis) im Auftaktviertel 2015 um 2,4 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Damit haben die Düsseldorfer die Erwartungen klar verfehlt. Zwar war von einem Abflachen des Wachstums auszugehen, doch der rasante Anstieg des DAX – immerhin legte der Leitindex von Januar bis Ende März 2015 um 22 Prozent zu – schürte doch die Hoffnung auf eine dynamischere Entwicklung. Für André Bütow, Vorstand von Lang & Schwarz, sind die Zahlen trotzdem ein Erfolg: „Nach unserem Gewinnsprung im vergangenen Jahr, in dem wir im ersten Quartal schon das gesamte Vorjahresergebnis übertroffen hatten, sind wir sehr zufrieden, auch im ersten Quartal 2015 nochmal eine kleine Schippe drauflegen und den Trend bestätigen zu können.” Bütow scheint aber eine Vorahnung gehabt zu haben, dass die Börsianer mit mehr rechneten. Als eine Art Mutmacher schob er nämlich noch die Aussage nach, dass der Verlauf des zweiten Quartals „weiterhin sehr erfreulich ist”. Bei der entsprechenden Presseerklärung vor zwölf Monaten schien dieser Zusatz überflüssig, so grandios liefen die ersten drei Monate 2014. Was tun mit der Aktie? Kein Frage: Die Beteiligung an Wikifolio induziert weiterhin ein schönes Geschäft: Die Zeiten der ganz großen Wachstumssprünge scheinen vorerst trotzdem passé. Damit fehlt eine wichtige Triebfeder für den Small Cap. Das Rückschlagrisiko ist für uns aber ebenfalls überschaubar. Immerhin wird der Titel – auf Basis der Gewinnschätzungen von boersengefluester.de – nur etwa mit einem KGV von zehn gehandelt. Hinzu kommt die stattliche Dividendenrendite von 6,7 Prozent. Zur Hauptversammlung am 27. August 2015 steht die Ausschüttung von 1,17 Euro je Anteilschein an. Das könnte im Spätsommer noch einige Investoren in den Titel drängen. Zu hoch sollten Anleger diesen Effekt jedoch nicht gewichten. Die meisten Anleger, die sich mit Lang & Schwarz beschäftigen, wissen seit vielen Monaten um die attraktive Verzinsung. In die Kategorie „Dividendenüberraschung” fällt das Papier damit nicht. Die Zahlen zum ersten Quartal 2015 sind für jeden Investor also eine gute Gelegenheit, die eigene Erwartungshaltung kritisch zu hinterfragen. Wer einen günstigen Small Cap mit hoher Dividendenrendite sucht, ist bei Lang & Schwarz gut aufgehoben. Wer hingegen immer noch primär die Karte „Unbekannter FinTech-Profiteur” spielen möchte, sollte sich woanders umsehen.