Wenig Mühe hatte Bernd Bartmann, Vorstandsmitglied bei PWO, die Zuhörer nach dem Mittagessen aus dem Gulasch-Koma zu erwecken. Sein Unternehmen formt Metallteile für die Automobilindustrie. Was sich so trivial anhört, ist ein Hightec-Geschäft, das enorme Erfahrung erfordert. Es ist nämlich nicht so einfach, aus einer Metallplatte zum Beispiel ein Gehäuse für einen Elektromotor zu pressen, besonders wenn er leicht und dennoch haltbar sein, unterschiedliche Materialstärken aufweisen und schnell in hohen Stückzahlen produziert werden soll. Durch permanente Weiterentwicklung der Herstellungsverfahren und des Aufbaus des Teils ist PWO in der Lage, kontinuierlich die Kosten und auch das Gewicht der Produkte zu verringern. So wurde zum Beispiel bei einem Querträger durch die Optimierung der Geometrie die Anzahl der Teile reduziert. Dadurch verringerten sich das Gewicht um 18 Prozent und die Kosten um zehn Prozent. Bei einer Lenkradverstellung wurde das Magnesium-Gussteil durch ein Stahlteil ersetzt. Das brachte zwar keinen Gewichts- aber einen 20-prozentigen Kostenvorteil.
Dennoch verlief das Jahr 2014 bisher „schwächer als erwartet”, räumt Bartmann ein. Die neu angelaufenen Serienproduktionen blieben hinter den Erwartungen zurück. Das belastete in Deutschland und Kanada die Produktion von Querträgern für Ford und in Kanada zusätzlich die Produktion von Luftfedern für Continental. In Mexiko hat der Beetle nicht die erwünschten Stückzahlen erreicht, und der Start des Jetta hat sich verschoben. Nach den Neun-Monats-Zahlen wurde die Prognose nach unten revidiert. „Die gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Risiken haben zugenommen”, sagt Bartmann. Daher werden die Umsatzerlöse die Zielmarke von 385 Mio. Euro eher unterschreiten und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) am unteren Rand der Spanne von 20 bis 21 Mio. Euro liegen. Mit gut gefüllter Vertriebspipeline bleibt Bartmann nicht nur optimistisch für die nächsten Quartale, sondern auch für die weitere Zukunft. Wachstumspotenziale sieht er in der steigenden weltweiten Fahrzeugproduktion.
Eines der Highlights des Tages war MS Industrie. Mit seiner kompetenten, ruhigen und sympathischen Ausstrahlung zog Vorstand Andreas Aufschnaiter sofort das Auditorium in seinen Bann. Und er hatte aucrfreuliches zu berichten: Der Spezialist für Antriebstechnik und Ultraschallschweißen ist in diesem Jahr in allen Bereichen gewachsen. Daher hat Aufschnaiter auch die Prognose für das ganze Jahr nach oben korrigiert. So werden zum Jahresende rund 210 Mio. Euro Umsatzerlöse erwartet – nach 180 Mio. Euro 2013. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres legte der Umsatz um gut 20 Prozent und das EBIT um mehr als ein Viertel zu. Ab 2016 wird der Gewinn von rund 2 Mio. Euro Firmenwertabschreibungen entlastet.
Nicht nur diese Sondersituation macht MS Industrie interessant. Es sind die langfristig gewachsenen Kundenbeziehungen mit erfolgreichen Unternehmen gepaart mit innovativen Spezialitäten. Im Bereich Dieselmotoren, der zwei Drittel des Umsatzes ausmacht, liefert MS Systeme und Komponenten zum Beispiel für Daimler, MAN, MTU oder Rolls Royce. Bei dem „Weltmotor” von Daimler, von dem seit 2007 rund eine halbe Million Stück verkauft wurden, ist MS der externe Lieferant mit dem größten Anteil – immerhin 900 Euro pro Aggregat. „Solche Kundenbeziehungen reichen von der Wiege bis zur Bahre”, sagt Aufschnaiter. Bei Daimler sind es inzwischen 40 Jahre.
Rund zehn Prozent des Umsatzes tragen Elektromotoren bei, die speziell für eine Vielzahl von Kunden aus unterschiedlichen Branchen produziert werden. Für die gesamte Automobilindustrie stellt MS Sondermaschinen mit innovativer Ultraschweißtechnik für Kunststoffteile her. Mit einem Anteil von 20 Prozent am Konzernumsatz ist MS hier „ein großer Player in einem kleinen Markt”, sagt Aufschnaiter. Noch etwas „zäh” verläuft das Geschäft mit Ultrasonic-Systemen und -Komponenten zum Beispiel für die Verpackungsindustrie. Hier ist das Unternehmen ein sehr kleiner Spieler in einem sehr großen Markt. Doch die Ultraschweißtechnik bietet enorme Vorteile. Das haben bereits ein japanischer Hersteller von Teebeuteln, ein amerikanischer Chips-Bräter, der Zahnbürstenhersteller Oral B oder Hewlett Packard erkannt.
Ein echtes Schnäppchen ist die MS-Industrie-Aktie zwar nicht mehr, dennoch ist das Dividendenpapier für boersengefluester.de der Top-Pick unter den sieben in Stuttgart vorgestellten Aktien.
Die Deutsche Rohstoff kann nicht nur günstig einkaufen, sondern auch sehr gut verkaufen. Das gilt nicht nur für die Ölfelder des Rohstoffproduzenten. Finanzvorstand Thomas Gutschlag bewies sein Talent in Stuttgart beim „Verkaufen” der Deutsche-Rohstoff-Aktie. Highlight in seiner Präsentation und im Geschäftsjahr 2014 war der Verkauf von Ölfeldern der Tekton Energy für satte 200 Mio. Dollar. Die katapultierten das Halbjahresergebnis von knapp 10 Mio. Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum auf stolze 36 Mio. Euro. „Der Währungsgewinn, den wir inzwischen durch die 10-prozentige Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar erzielt haben, sind da noch gar nicht mit eingerechnet”, sagt Gutschlag süffisant grinsend. Leider gab es auch ein paar Wermutstropfen. So belastete der Verkauf der australischen Wolfram-Mine die Ertragsrechnung mit gut 18 Mio. Euro.
Der Schwerpunkt der Investitionen wird weiterhin im Bereich Öl und Gas liegen. Trotz – oder gerade wegen – des derzeit extrem niedrigen Ölpreises sollen noch in diesem Jahr neue Ölfelder erworben werden. Zwar ist die Ertragserwartung bei der Exploration aktuell sehr niedrig, doch das bringt auf der anderen Seite Chancen bei der günstigen Flächenakquisition. Darüber hinaus will sich das Unternehmen bei der Förderung Seltener Erden engagieren. Dazu sollen riesige Abraumhalden – vornehmlich in Osteuropa –, die bei der Düngemittelherstellung anfallen, ausgebeutet werden.
Das Engagement in Aktien der Deutsche Rohstoff ähnelt ein wenig dem Glücksspiel, hängt es doch nicht nur von den extrem volatilen Rohstoffpreisen, sondern auch von dem Glück bei der Rohstoffsuche ab.