Karsten Kölsch wartet darauf, dass endlich der Sommer zu Ende geht und das Wetter schlechter wird. Der Mann ist kein Menschenfeind oder Miesepeter, sondern der Finanzvorstand von Ahlers. In den ersten drei Quartalen lief das Geschäft des Herrenschneiders ausgezeichnet. Doch aufgrund des herrlichen Wetters der vergangenen Wochen stockt der Abverkauf der Winterkollektion. Die nach oben korrigierte Gewinnprognose will er aber auf der Analystenkonferenz in Frankfurt nicht kassieren. Um 5 bis 10 Prozent soll der Überschuss steigen. Da wieder eine ordentliche Dividende zu erwarten ist, bleibt besonders die Ahlers-Vorzugsaktie ein solides Langfrist-Investment für konservative Anleger.
Es ist Dienstag, der 21. Oktober 2014. In den Konferenzraum im 49. Stock der Commerzbank-Zentrale scheint die Sonne. Kurz nach 11 Uhr beginnt Kölsch mit seinem Vortrag. Er hat nur Gutes zu berichten. In den neun Monaten von Dezember 2013 bis August 2014 ist der Umsatz um 8 Prozent auf knapp 200 Mio. Euro gestiegen. Der Gewinn nach Steuern legte sogar um 23 Prozent auf 7,5 Mio. Euro zu. Mit trockenem westfälischem Humor erläutert er die Geschäftsentwicklung der vergangenen drei Quartale: Der Premium-Bereich mit den drei Marken Baldessarini, Otto Kern und Pierre Cardin verbesserte sich um gut 8 Prozent und macht inzwischen rund zwei Drittel des Umsatzes aus. Mit Jeans und Arbeitsklamotten der Marken Pioneer und Pionier wurden gut 10 Prozent mehr als im Vorjahr erlöst. Dieser Bereich steht für 27 Prozent des Ahlers-Geschäftes. Das Sorgenkind des vergangenen Jahres, Mens’s & Sportswear mit den Marken Gin Tonic und Jupiter konnte den Umsatzschwund auf knapp 2 Prozent vermindern.
Als Finanzmensch ist Kölsch mit seinen Zahlen sehr zufrieden. Endlich – denn nach dem schwierigen Jahr 2012/13, das maßgeblich durch die Restrukturierung von Gin Tonic belastet war, hat er schon an seinen Fähigkeiten gezweifelt. Doch nun trübt das gute Wetter seine Laune. „Im September“, so Kölsch, „verbuchte der deutsche Einzelhandel ein Minus von 9 Prozent. In den vergangenen Wochen ist es noch schlechter gelaufen.“ Nun hofft er, dass dicke Wolken und ein paar Regenschauer „die Männer aus den Gärten in die Städte zum Einkaufen treibt.“ Sein Wunsch wurde schon wenig später erhört. Keine Stunde nach dem Ende der Analystenkonferenz verdunkelte sich der Himmel über Frankfurt und es begann zu stürmen und zu regnen. Es bleiben noch rund sechs Wochen bis zum Ende des Geschäftsjahres. Glaubt man dem Wetterbericht, dann haben die Herforder gute Chancen, ein noch einigermaßen passables viertes Quartal hinzulegen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Abgesehen von volkswirtschaftlichen Risiken sieht Kölsch für das folgende Jahr gute Wachstumschancen. Aufgrund sinkender Kosten erwartet er weitere Gewinnsteigerungen. Nach erfolgreicher Restrukturierung soll sich allein bei Gin Tonic das Ergebnis um 3 Mio. Euro verbessern. Im operativen Bereich wird das Einzelhandelsgeschäft, das derzeit rund 10 Prozent zum Umsatz beiträgt, ausgebaut. Neben Baldessarini-, Pierre-Cardin- und Otto-Kern-Stores ist Ahlers seit September zusätzlich mit einem Multi-Brand-Konzept am Markt. In Hamburg, in bester Innenstadtlage, hat die erste Filiale unter dem Namen Elsbach Denim Libary eröffnet. Noch verläuft das Geschäft etwas zäh, weil die Bauarbeiten rund um das Geschäft nicht beendet sind. Daher ist eine Beurteilung des Erfolgs noch nicht möglich. „Die Männer kommen schwer rein“, sagt Kölsch, „dann aber kaufen sie gut – im Durchschnitt 2,5 Teile.“
Weitere Impulse erwarten die Herforder durch die verstärkte Internationalisierung. So konnten nun auch in Frankreich alle Lizenzen für Pierre Cardin erworben werden. Bisher wurden hier nur 7 Mio. Euro Umsatz erzielt. In Deutschland sind es zwischen 50 und 60 Mio. Euro. Die erheblichen Synergiepotenziale sollten auch dem Ergebnis gut tun. Risikoscheue Anleger, die sich über die magere Verzinsung ihrer Guthaben auf dem Sparkonto ärgern, legen sich ein paar Ahlers-Vorzugsaktien in das Depot. Es wartet eine Dividendenrendite von rund 5 Prozent.
Bild: Ahlers AG