Turbulente Wochen erleben zurzeit die Aktionäre von Mobotix. Dabei hängt die Notiz des Anbieters von Spezialkameras und der entsprechenden Software gar nicht so sehr am volatilen Gesamtmarkt. Nach den schwachen Geschäftszahlen, zahlreichen Personalrochaden auf Vorstandsebene, einem Downlisting in den schwach regulierten Entry Standard sowie den Unsicherheiten hinsichtlich der künftigen Strategie des Firmengründers und Großaktionärs Ralf Hinkel war die Stimmung unter den Anlegern ohnehin im Keller. Doch seit rund zwei Monaten stabilisiert sich die Notiz des Small Caps – boersengefluester.de hatte mehrfach auf die interessante Entwicklung hingewiesen. Insbesondere die Absichten von Hinkel – der gleichzeitig auch Aufsichtsratsvorsitzender von Mobotix ist – sind schwer durchschaubar. Ein Börsen-Detektiv hätte hier wohl alle Hände voll zu tun, um für mehr Transparenz zu sorgen. Vor wenigen Tagen teilte Hinkel mit, dass er zusammen mit seinem früheren Kompagnon Klaus Borchers eine neue Gesellschaft im Bereich Gebäudeautomation gegründet hat. Für Firmenkenner kommt der Schritt zwar nicht komplett überraschend und muss auch nicht unbedingt nachteilig für Mobotix sein. Dennoch sorgte so eine Ankündigung zunächst einmal für Verunsicherung auf dem Börsenparkett.
Raum für Spekulationen bietet auch die in einem Atemzug kommunizierte Neuordnung der Aktionärsstruktur: So hat Hinkel seine Anteile an der Dr. Ralf Hinkel Holding GmbH zu 80 Prozent an seine Frau und die vier Kinder übertragen. Bei den Stimmrechten beschränkt sich der Übertrag hingegen auf 50 Prozent. Zuletzt hielt die Dr. Ralf Hinkel Holding GmbH 49,46 Prozent der Mobotix-Aktien. Spätestens auf der Hauptversammlung am 18. Dezember 2014 dürfte diese Verschiebung und die Auswirkung auf Mobotix intensiv diskutiert werden. Eins ist aber klar: Die Fäden gibt Hinkel zunächst einmal nicht aus der Hand, zumal er auch Chefaufseher von Mobotix bleibt. Positive Neuigkeiten gibt es dagegen von rechtlicher Seite: Seit geraumer Zeit liegt der amerikanische Vertriebsarm von Mobotix mit den US-Gesellschaften e-watch und ComCam International im Clinch und musste für die Rechtsstreitigkeiten bereits stattliche Summen wegen angeblicher Patentverletzungen einkalkulieren. Mobotix sah sich stets zu Unrecht beschuldigt. Offenbar schließen sich die US-Richter der Argumentation von Mobotix an – zumindest für die US-Patente mit den Nummern 6.970.183 und 7.733.371 sind nun entsprechende Urteile gesprochen.
Für die Mobotix-Aktie sind das auf jeden Fall schon einmal gute Neuigkeiten. Spätestens am 20. November stehen dann die nächsten Nachrichten in Form des Geschäftsberichts für 2013/14 an. Hier sollten Anleger jedoch keine positiven Überraschungen erwarten. Die jüngsten Gewinnwarnungen sprechen eine deutliche Sprache. Interessant wird allerdings, ob sich Mobotix – trotz der mauen Orderlage – zu einer Dividende durchringen wird. Die Tendenz ist selbst für Spürnasen schwer abzuschätzen: Boersengefluester.de kalkuliert daher vorsichtshalber mit einer Nullrunde. Wir bleiben bei unserer Einschätzung: Die Aktie hat – völlig zu Recht – ordentlich eins auf den Deckel bekommen. Nun stabilisiert sich die Notiz und entwickelt sogar einen Drang nach oben. Risikobereite Investoren greifen zu und setzen darauf, dass die Pfälzer im kommenden Geschäftsjahr den operativen Dreh hinbekommen und zudem nicht die Lust an der Börsennotiz verlieren. Auch das ein ganz wichtiger Punkt für Anleger.