Nur auf den ersten Blick zählen die Aktien von Rhön-Klinikum zu den Tagesverlierern im MDAX – trotz eines Kursabschlags von 7,2 Prozent auf 22,29 Euro. Das „wahre“ Minus beträgt nämlich nur 1,2 Prozent. Grund: Die Anteilseigner des Klinik-Betreibers haben am 16. Oktober für jede Rhön-Aktie aus ihrem Bestand noch ein Andienungsrecht ins Depot gebucht bekommen. Für jeweils 21 solcher Andienungsrechte können Investoren zehn Rhön-Aktien zu jeweils 25,18 Euro an die Gesellschaft zurückgeben. Hintergrund ist das milliardenschwere Aktienrückkaufprogramm, mit dem die Gesellschaft einen Teil ihrer Erlöse aus der Veräußerung des Klinikbestandes an die Helios-Gruppe an die Anteilseigner auskehrt. Die wichtigsten Antworten und Fragen in Zusammenhang mit dem Aktienrückkauf hatte boersengefluester.de bereits zusammengestellt. Zu dem Beitrag kommen Sie über diesen LINK. Mit der Berechnung des Andienungsrechts lagen wir dabei ziemlich richtig. Auf Basis der Aktienkurse vom 15. Oktober hatten wir den Wert des Andienungsrechts auf 1,52 Euro taxiert. Aktuell wird das Andienungsrecht mit der WKN A12UPR zu 1,45 Euro gehandelt – unter stattlichen Umsätzen. Mit Spannung erwarteten Investoren daher, wie sich die Großaktionäre Braun Melsungen, Familie Münch und der Klinikbetreiber Asklepios verhalten werden. Branchenkenner rechnen mit einer Neuordnung der Aktionärsstruktur, schließlich war das Rückkaufprogramm auch als Rampe für ausstiegswillige Investoren konstruiert. Firmengründer Eugen Münch und seine Frau Ingeborg verkaufen jedenfalls schon fleißig Aktien – insgesamt gut 4,5 Millionen Stück. Das entspricht rund der Hälfte ihres Bestands.
Privatanleger, die auf Arbitragegeschäfte aus sind, haben dagegen momentan schlechte Karten: Wer aktuell 21 Andienungsrechte zu je 1,45 Euro sowie 10 Rhön-Aktien à 22,90 Euro kauft, muss dafür 253,35 Euro berappen – Spesen nicht eingerechnet. Dieses Bündel aus Aktien und Andienungsrechten könnte er zu einem Preis von jeweils 25,18 Euro – also für insgesamt 251,80 Euro – bei Rhön-Klinikum andienen. Kein kluges Investment in der gegenwärtigen Konstellation. Aber das kann sich ändern. Die Angebotsfrist läuft noch bis zum 14. November 2014. Wer hingegen in den frühen Morgenstunden zu Kursen um 1,10 bis 1,20 Euro bei den Andienungsrechten zugegriffen hat, darf sich freuen. Für diese Gruppe rechnet sich derzeit ein Umtausch. Offenbar war die Preisgestaltung für die Andienungsrechte zu Beginn des Börsenhandels noch nicht zu 100 Prozent effizient. Losgelöst davon: Die Aktie von Rhön-Klinikum steht bei uns auf „Kaufen“. Hier könnte eine interessante neue Investmentstory entstehen, zumal der Rhön-Finanzvorstand weitere Rückkaufprogramme in Aussicht gestellt hat.
Da gibt es überhaupt nichts schön zu reden: Die Performance der Aktie von bmp media investors ist eine komplette Enttäuschung. Seit die Notiz der Venture-Capital-Gesellschaft im Februar kurzfristig über die 1-Euro-Marke lugte, und die Berliner prompt eine Kapitalerhöhung durchführten, geht es mit dem Aktienkurs kontinuierlich bergab. Das bis Anfang Juli unterm Strich doch relativ freundliche Börsenumfeld verlieh dem Papier zu keiner Zeit positive Impulse. Im Tief sackte der Kurs des Small Caps zuletzt auf 0,65 Euro. Nach neun Monaten bewegt sich der Net Asset Value bei 0,98 Euro – und damit ganz leicht über dem Stand zum Halbjahr. Keine negativen Überraschungen brachte der Nachrichtenfluss der vergangenen Wochen: Bei (Neu)beteiligungen wie sleeps (www.perfekt-schlafen.de), dailyme.tv (App für TV-Serien) und iversity (Online-Studiengänge) gab es zuletzt Finanzierungsrunden. Das Langzeitinvestment Heliocentris, der Energiespezialist passt schon allein aufgrund seiner Geschäftsausrichtung nicht mehr wirklich ins Portfolio, soll zwar weiter abgebaut werden. Doch hier spielt die Zeit offenbar nun wieder für bmp. Zuletzt gab Heliocentris jedenfalls ansprechende Umsatzzahlen bekannt und wird in Spezialwertekreisen als heißer Tipp gehandelt. Zudem steht – wie vor wenigen Wochen durchsickerte – wohl auch die Beteiligung an dem Wirtschaftsmagazin brand eins zur Disposition. Der Aktienkurs der polnischen Onlineagentur K2 hielt sich im dritten Quartal einigermaßen stabil. Durchgerechnet hat das Engagement zurzeit einen Wert von rund 1 Mio. Euro und gehört damit eher zu den kleineren Beteiligungen. Heliocentris und brand eins einmal ausgeklammert, sind derzeit die iversity (bmp hat hier zuletzt auf 25,25 Prozent aufgestockt), dailyme.tv und der Videospezialist castaclip die wichtigsten Assets der Berliner. Per saldo kalkuliert bmp-Vorstand Oliver Borrmann für das Abschlussquartal mit ein bis zwei Exits. Das klingt ein wenig vorsichtiger als zum Halbjahr. Ende Juli sprach Borrmann von „mindestens“ zwei Verkäufen. Auch wenn boersengefluester.de bislang falsch lag mit der Kaufen-Einschätzung für die bmp-Aktie. Fundamental sehen wir das Unternehmen auf Kurs, das Beteiligungsportfolio sieht ansprechend wie lange nicht aus. Eigentlich hat bmp damit alle Zutaten für eine fluffige Internetstory. Aktie und Unternehmenswert klaffen unserer Meinung nach merklich zu weit auseinander.
Ein neues Lebenszeichen sendet der Aktienkurs von Epigenomics. Auslöser ist eine von dem US-Chinesischen Vertriebspartner BioChain gezeichnete Kapitalerhöhung, die umgerechnet rund 4,4 Mio. Euro in die Kassen der Berliner spült. „Die eingeworbenen Mittel sind für uns sehr wichtig, um die Reichweite unserer Liquidität für die Durchführung der bedeutenden letzten Schritte in der Zulassung und Kommerzialisierung unseres Hauptprodukts Epi proColon in den USA und in China zu erhöhen“, sagt Epigenomics-Vorstand Thomas Taapken. Durch die Kapitalerhöhung steigt die Aktienzahl um zehn Prozent auf 14.868.647 Stück. Dementsprechend ergibt sich für den Hersteller eines blutbasierten Tests zur Früherkennung von Darmkrebs derzeit eine Marktkapitalisierung von 50,7 Mio. Euro. Die ausgehandelten Konditionen der Finanzierungsrunde sprechen für Epigenomics. BioChain bezahlt 3,08 Euro je Anteilschein, was etwa dem Preis vor Bekanntgabe der Maßnahme entspricht. Es gab also keinen nennenswerten Discount. Erst Anfang Oktober hatte Epigenomics ein Update zur aktuellen Situation veröffentlicht. Schließlich hängt das Unternehmen mit dem so wichtigen Zulassungsantrag für Epi proColon in den USA noch immer in der Luft, was sich im Kursverlauf den vergangenen Wochen widerspiegelt. Momentan will die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA herausbekommen, ob sich mit Hilfe des blutbasierten Tests tatsächlich mehr Menschen zu einer Darmkrebsfrüherkennung motiviert fühlen als bei einem traditionellen Stuhltest. Für den chinesischen Markt hatte BioChain bereits positive klinische Studien vorgelegt, so dass Taapken hier in „naher Zukunft“ mit einem Zulassungsantrag rechnet. Losgelöst davon: Die Zuführung frischer Gelder ist ein sehr positives Signal und überlebenswichtig. Im laufenden Jahr hat Epigenomics einen Finanzmittelverbrauch von gut 1,6 Mio. Euro pro Quartal. So wiesen die Berliner im Halbjahresbericht noch einmal explizit darauf hin, dass die vorhandene Liquidität nicht ausreicht, um die kommenden 24 Monate zu überleben. Vor diesem Hintergrund ist auch die positive Reaktion der Börse zu verstehen, nimmt sie doch – zumindest kurzfristig – eine Menge Unsicherheit aus der Aktie. Dennoch: Ein Investment in den Small Cap bleibt hochriskant, bei allerdings auch enormen Chancen.