Wie angekündigt, hat der BVB am 22. August den Wertpapierprospekt für seine zweite Kapitalerhöhung des laufenden Jahres auf seine Homepage gestellt. Boersengefluester.de hat für Sie bereits nachgeschaut, denn das insgesamt 261 Seiten umfassende Dokument enthält wichtige Informationen, die bislang so noch nicht bekannt waren. Zunächst einmal ist jetzt auch klar, wie sich die drei Investoren Evonik Industries, Puma und Signal Iduna die Zeichnungsverpflichtung für bis zu 17.600.000 junger Aktien von Borussia Dortmund, für die Altaktionäre möglicherweise kein Bezugsrecht ausüben, aufteilen. Demnach würde Evonik maximal 8.000.000 Aktien aus diesem Pott übernehmen, Puma höchstens 4.600.000 Stücke und der Versicherungskonzern Signal Iduna bis zu 5.000.000 Papiere.
Konkret heißt das: Evonik hält bislang bereits 6.120.011 Aktien. Bezogen auf die bisherige Gesamtzahl von 67.545.011 umlaufender BVB-Papiere entspricht das einem Anteil von 9,06 Prozent. Aus dem bestehenden Paket stehen dem MDAX-Konzern Bezugsrechte für 2.225.458 neue Aktien zu. Dafür müsste das Spezialchemie-Unternehmen rund 10,37 Mio. Euro auf den Tisch legen. Anschließend hätte Evonik dann 8.345.469 BVB-Anteile. Sollte Evonik darüber hinaus noch die maximale Option von weiteren 8.000.000 Papieren ziehen können – dafür wären noch einmal 37,28 Mio. Euro fällig –, kämen die Essener (bei Vollplatzierung der Kapitalerhöhung) auf einen Anteil von bis zu knapp 17,75 Prozent. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte zuletzt gemutmaßt, dass Evonik wohl bei einer Beteiligung zwischen zehn und 15 Prozent landen werde.
Der Sportartikelkonzern Puma lässt es etwas gemächlicher angehen und will sich mit höchstens 4.600.000 jungen Aktien eindecken. Dafür müsste das SDAX-Unternehmen gut 21,4 Mio. Euro auf den Tisch legen. Allerdings macht Puma eine Einschränkung, da die Herzogenauracher den angestrebten Anteil von maximal fünf Prozent auf das erhöhte Grundkapital beziehen. Das heißt: Je nachdem, wie viele Aktionäre ihr Bezugsrecht ausüben, könnte der Anteil auch geringer sein. Keine Extrawurst gibt es bei Signal Iduna, die für 5.000.000 Aktien gerade stehen wollen. Noch ist das allerdings graue Theorie, denn alle Altaktionäre bekommen ein Bezugsrecht. Das heißt: Für je elf bestehende Aktien können sie vier neue zu je 4,66 Euro zeichnen. Demnach kann das Trio am Ende deutlich weniger Stücke abbekommen. Offen ist zudem, wie sich Evonik, Puma und Signal Iduna in diesen Fall die Anteile aufteilen würden. Schleißlich gäbe es verschiedene Zuschlüsselungsvarianten. Dazu steht allerdings nichts im Prospekt.
Den Bruttoemissionserlös hatte der Bundesligist bislang mit rund 114,4 Mio. Euro angegeben. Laut Emissionsprospekt gehen hiervon bis zu 3 Mio. Euro an Provisionen für das als Lead Manager agierende Bankhaus Close Brothers Seydler sowie für Rechtsberatung, Prospekterstellung und Börsengebühren drauf. Netto fließen dem BVB also wohl nur etwa nur 111,42 Mio. Euro zu.
Ebenfalls eine interessante Information für manchen Privatanleger ist, dass die neuen Aktien aus der Kapitalerhöhung bis zur Auszahlung der Dividende für das Geschäftsjahr 2013/14 nach der Hauptversammlung am 24. November 2014 mit einer eigenen ISIN (DE000A11QXQ6) bzw. unter der WKN A11QXQ gehandelt werden. Hintergrund: Die Aktien aus der jetzigen Kapitalerhöhung sowie der „Evonik-Kapitalerhöhung“ von Ende Juni sind erst ab dem Geschäftsjahr 2014/15 dividendenberechtigt. Um Enttäuschungen zu vermeiden, hier die klare Aussage: Wer als Privatanleger Aktien zeichnet, bekommt auf die neuen Aktien im November 2014 keine Dividende gezahlt. Das ist einsichtig, denn schließlich wird auf der nächsten Hauptversammlung über die Gewinnverwendung für das am 30. Juni 2014 beendete Geschäftsjahr 2013/14 entschieden – und da gab es die jungen Aktien ja noch gar nicht. Die „alten“ BVB-Aktien sollen nach der HV eine Dividende von jeweils 0,10 Euro erhalten.
Zu beachten ist der Punkt mit der separaten Wertpapierkennnummer jedoch noch aus einem anderen Grund. Wer seine jungen Aktien schnell wieder verkaufen möchte, stößt nämlich womöglich auf einen relativ engen Markt. Inklusive der Evonik-Kapitalerhöhung sind zwar bis zu 30,67 Millionen Aktien mit der vorübergehenden WKN A11QXQ ausgestattet. Da aber sowohl Evonik als auch Puma und Signal Iduna einen vorzeitigen Verkauf nicht in Erwägung ziehen, ist das tatsächliche Marktvolumen deutlich kleiner. Auf jeden Fall sollten sich Anleger darauf einstellen, dass der Handel mit den neuen Aktien zunächst einmal illiquider ist als mit den „normalen“ Aktien. Verkaufsorders können sich also womöglich ein wenig in die Länge ziehen. Ist aber auch kein Drama – vermutlich ist der Handel mit jungen BVB-Aktien lebhafter als bei sehr vielen Nebenwerten. Nach der Hauptversammlung im November 2014 werden beide Gattungen dann ohnehin zusammengelegt und das Problem ist aus der Welt geschafft.