Kein anderer SDAX-Wert kann mit Sicht auf die vergangenen zwölf Monate eine ähnlich gute Kursentwicklung vorweisen wie Ströer Media. Um fast 80 Prozent gewann der Anteilschein des Spezialisten für Außenwerbung in diesem Zeitraum an Wert. Investoren honorieren vor allem, dass die Kölner dank mehrerer Zukäufe nicht nur deutlich internationaler, sondern vor allem wesentlich digitaler aufgestellt sind. Die Kursziele der Analysten bewegen sich momentan zwischen 17,60 Euro (Kepler Chevreux) und 22 Euro (Hauck & Aufhäuser). Aktuell kostet das Papier knapp 17 Euro. Boersengefluester.de hatte rechtzeitig auf die positive Entwicklung hingewiesen. Alles gut also, zumal auch die frisch vorgelegten Halbjahreszahlen noch einen Tick besser als erwartet ausfielen. Weniger schön ist nach Auffassung von boersengefluester.de die Tatsache, dass Ströer Media zu der Gruppe von Unternehmen zählt, die ihre Ertragskraft in Form einer vergleichsweise beliebig gestaltbaren Kennzahl – dem „Operational EBITDA“ – nach außen demonstriert: Hierunter versteht das Unternehmen den um wesentliche Einmaleffekte wie etwa Restrukturierungsaufwendungen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Die Diskrepanz zwischen dieser Kennzahl und dem traditionellen Jahresüberschuss ist enorm. 2013 klaffte zwischen dem Operational EBITDA von 118 Mio. Euro und dem Nettogewinn von 5,1 Mio. Euro – wie auch in all den Jahren zuvor – eine erhebliche Lücke. Der Bereinigungsmodus führt dazu, dass es bei Ströer Media zwei verschiedene Ergebnisausweise gibt. Beispiel: Das 2013er-KGV auf Basis des bereinigten Ergebnisses je Aktie beträgt 22,2. Bei der unkorrigierten Methode ergibt sich dagegen ein KGV von 211 (!). Ähnlich krass ist die Relation zum Ablauf des ersten Halbjahres 2014. Dem bereinigten Ergebnis je Aktie von 0,33 Euro steht ein normaler Gewinn je Anteilschein von gerade einmal 0,05 Euro gegenüber. Dementsprechend können sich Anleger die Bewertung der SDAX-Werts nach Belieben in die eine oder andere Richtung biegen. Nach der tollen Kursentwicklung ist die Luft nach oben ohnehin deutlich dünner geworden. Wir stufen das Papier auf „Halten“ herunter. Aus charttechnischer Sicht kommt es nun darauf an, ob die Aktie das bisherige Jahreshoch bei gut 17 Euro signifikant überwinden kann.
Nach zwei Jahren mit einer Top-Performance bekommen die Aktionäre von LS Telcom 2014 ihr Fett ab. Um knapp ein Viertel verlor der Anteilschein des Spezialisten für die Nutzung des Funkfrequenzspektrums bereits an Wert. Momentan läuft es einfach nicht rund für die Gesellschaft aus Lichtenau in Baden-Württemberg. Immerhin: Der nun vorgelegte Neun-Monats-Bericht zeigt Besserungstendenzen gegenüber dem mauen zweiten Quartal 2013/14. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) liegt nach neun Monaten mit 1,3 Mio. Euro zwar signifikant unter dem vergleichbaren Vorjahreswert von 4,6 Mio. Euro. Im dritten Quartal kam das Unternehmen jedoch – bei Erlösen von knapp 8,3 Mio. Euro – auf ein EBIT von gut 0,7 Mio. Euro. Das ist wohl mehr als man erwarten konnte. Für das Gesamtjahr bleibt LS Telcom bei seinem – bereits reduzierten – Ausblick, wonach bei einer geringen Erlössteigerung mit einem positiven Ergebnis zu rechnen sei. Sonderlich konkret ist das zwar nicht. Womöglich könnte das Abschlussquartal aber für weitere Schadensbegrenzung sorgen. Dabei zeichnet der Vorstand im Zwischenbericht kurzfristig kein sonderlich positives Bild: „Aufgrund der weltpolitischen Umstände und der Stärke des Euro im Vergleich zu anderen Währungen ist mit weiteren Verzögerungen bei Auftragsvergaben und teilweise auch Budgetkürzungen zu rechnen.“ Zur nächsten Hauptversammlung am 5. März 2015 müssen sich die Anleger wohl auf eine spürbare Dividendenkürzung einstellen. Soweit zu den negativen Faktoren für das laufende Jahr. Für boersengefluester.de zählt LS Telcom dennoch zur Gruppe von Nebenwerten, die sich durch eine überdurchschnittliche Qualität auszeichnen – bilanziell und von der Produktseite her. Die Marktkapitalisierung beträgt zurzeit 40,5 Mio. Euro. Das entspricht gut dem Doppelten des Buchwerts, was sicher nicht zu hoch gegriffen ist. Das KGV auf Basis der 2015er-Ergebnisschätzungen von boersengefluester.de ist mit knapp 14 ebenfalls akzeptabel. Eher gruselig sieht hingegen das Chartbild aus. Per saldo bleiben wir bei unserer Halten-Einschätzung. Gutes Unternehmen, aber momentan wohl nicht gerade der perfekte Zeitpunkt für einen Neueinstieg.
Keine Gnade kannten die Investoren mit der Aktie von SKW Stahl nach der massiven Verlustankündigung für das laufende Jahr. Im Tief ging es für den Kurs um annähernd 60 Prozent auf 3,50 Euro in den Keller. Immerhin veranschlagte Kay Michel, der neue Vorstandschef des Stahlzulieferers, den voraussichtlichen Wertberichtigungsbedarf auf rund 84 Mio. Euro. In einem Interview mit der BÖRSEN-ZEITUNG legte Michel nun nach und stellte seiner Vorgängerin Ines Kolmsee dabei ein schlechtes Zeugnis aus. Offenbar gab es klare Fehleinschätzungen und auch Versäumnisse. Perspektivisch wird SKW Stahl wohl nicht um eine Kapitalerhöhung herumkommen. „Über einen derartigen Schritt wird man nachdenken müssen“, sagt Michel in dem Gespräch. Kein Wunder. Die Banken haben sich zunächst einmal nur bis Ende September bereit erklärt, keine Kredite fällig zu stellen. Die wichtigste Botschaft von Michel für Aktionäre lautet aber: „Das Kerngeschäft funktioniert, wir haben kein Liquiditätsproblem.“ Wie nach einem derart krassen Absturz nicht anders zu erwarten, pendelt die Notiz von SKW momentan hektisch auf und ab. Hartgesottene Trader lieben solche Konstellationen. Für strategische Investments scheint es allerdings noch viel zu früh. Die momentanen Bilanzrelationen – etwa der Blick auf das Eigenkapital – liefern noch keine sinnvollen Erkenntnisse für die Aktienbewertung. Der Halbjahresbericht ist für den 28. August angesetzt. Auch die Analysten werden abwarten wollen, bis sich ein klares Bild über die tatsächliche Situation abzeichnet. Dennoch: Wer den Titel noch nicht verkauft hat, kann im Prinzip engagiert bleiben. Die schlimmsten Nachrichten sollten im Kurs enthalten sein. Boersengefluester.de stuft die SKW-Aktie daher von Verkaufen auf Halten herauf.