Fast genau zehn Monate nach dem Börsengang im Oktober 2013 an der US-Börse Nasdaq hat die Aktie von Voxeljet immer noch nicht ihren rechten Platz gefunden. Zwar konnte der große Ausverkauf nach dem Mitte November erreichten Gipfel bei gut 68 Dollar im Mai 2014 endlich gestoppt werden. Doch die anschließende Kursrally erwies sich ebenfalls als nicht nachhaltig und erreichte Anfang Juli bei 25,90 Dollar bereits wieder ihren Höhepunkt. Zurzeit wird der Anteilschein mit 16,17 Dollar gehandelt. Auf diesem Niveau beträgt die Marktkapitalisierung des Herstellers von industriellen 3D-Druckanlagen und Druckzentren ziemlich genau 300 Mio. Dollar. Das sind umgerechnet rund 225 Mio. Euro – deutlich weniger als auf dem Top, aber für eine Firma von der Größe Voxeljets noch immer eine sehr stattliche Hausnummer.
Umso gespannter waren Anleger, was die Gesellschaft aus dem bayerischen Friedberg im neuesten Zwischenbericht zu präsentieren hatte. Nach sechs Monaten 2014 erreicht das Unternehmen aus dem bayerischen Friedberg nun ein Umsatzplus von 22,1 Prozent auf 5,47 Mio. Euro. Das operative Ergebnis verschlechterte sich gegenüber dem Vergleichszeitraum 2013 von minus 0,35 Mio. auf minus 1,98 Mio. Euro. Unterm Strich türmten sich die Verluste zum Halbjahr auf knapp 2,12 Mio. Euro. Grund für die roten Zahlen sind spürbar höhere Personalaufwendungen und weitere Ausgaben im Zuge der Expansion. Zudem hat die Gesellschaft deutlich mehr in Forschung und Entwicklung gesteckt. Beinahe ein wenig kurios klingt die Tatsache, dass Voxeljet im zweiten Quartal 2014 lediglich zwei neue Maschinen verkauft hat, auch wenn dies einer Steigerung von 100 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresviertel entspricht – eher Manufaktur als Massengeschäft. Hier sahen die ursprünglichen Erwartungen der Börsianer ganz anders aus. Kein Wunder, dass viele Investoren erst einmal wieder auf den Verkaufsbutton drückten und den Aktienkurs nachbörslich um gut sieben Prozent in die Tiefe beförderten.
Vorstandschef Ingo Ederer zeigt sich mit der wirtsxhaftlichen Entwicklung dennoch zufrieden: „Wir haben unsere wesentlichen Wachstumsinitiativen im zweiten Quartal weiter umgesetzt. Die Nachfrage nach unseren 3D-Drucksystemen sowie der On-Demand-Fertigung in unseren Dienstleitungszentren bleibt robust. Wir bekräftigen unsere Finanzprognose für 2014.“ Demnach rechnet Ederer für 2014 mit Umsätzen von mindestens 18 Mio. Euro. Zuversichtlich stimmt ihn dabei der Auftragsbestand für 3D-Drucker von knapp 4,3 Mio. Euro zum Halbjahr – das entspricht acht Anlagen. Voxeljet geht davon aus, dass die meisten dieser Drucker noch im laufenden Jahr ausgeliefert werden. Im Bereich der Servicecenter (überwiegend Sandformen und Kunststoffmodelle auf Abruf) sind die Vorlaufzeiten wesentlich geringer, daher fällt dieser Bereich beim Auftragseingang nicht so sehr ins Gewicht. Letztlich müssen die Bayern im zweiten Halbjahr aber noch eine gehörige Schippe drauflegen, um die Ziele zu erfüllen. Deutlich verschoben haben sich mit dem Börsengang und der jüngsten Kapitalerhöhung die Bilanzrelationen. Zum Halbjahr weist Voxeljet nun ein Eigenkapital von 73,6 Mio. Euro aus – bei einer Bilanzsumme von 82,7 Mio. Euro. Das Netto-Finanzguthaben liegt bei gut 19 Mio. Euro. das kann sich durchaus sehen lassen. Weitere Kapitalmaßnahmen scheinen trotzdem nur eine Frage der Zeit zu sein.
Insgesamt kommt die Voxeljet-Aktie aber weiter wie von einem anderen Stern daher. Jeder für 2014 erwartete Euro Umsatz wird mit rund 12 Euro bewertet. Beim TecDAX-Aspiranten SLM Solutions sieht die Sache zwar nicht wesentlich günstiger aus – auf Basis der Schätzungen von boersengefluester.de bewegt sich das Kurs-Umsatz-Verhältnis im Bereich um zehn. Dafür agiert das auf Druckanlagen für die Bereiche Vakuum- und Metallgießen sowie das selektive Laserschmelzen spezialisierte Unternehmen bereits jetzt in den schwarzen Zahlen. Aber auch für die Aktie der Lübecker gilt: Anleger sollten ihren Blick mindestens auf 2016 richten. Vorher sehen alle herkömmlichen Bewertungskennzahlen eher komisch aus. Daher bleiben die Aktien beider deutschen 3D-Drucker-Hersteller sehr risikoreiche Wetten. Stets gilt es einzukalkulieren, dass die Titel von einflussreichen Short-Spekulanten ins Visier genommen werden könnten. Andererseits sind – mit positiver Marktstimmung für den 3D-Druckbereich in den USA – auch schnell kräftige Kurszuwächse möglich. Das hat man bei Voxeljet ganz deutlich im Juni 2014 gesehen. Dabei hat sich fundamental an dem Unternehmen zuletzt wenig geändert. Für boersengefluester.de bieten beide Papiere auf die ganz lange Sicht enorme Chancen. Grundsätzlich würden wir dabei die Aktie von SLM Solutions vorziehen. Doch auch Voxeljet hat seine Reize. Auf jeden Fall müssen Anleger das Depotgewicht sehr konservativ dosieren.
Foto: Voxeljet AG