Fast schon ein wenig kurios mutet der Verlauf der Kapitalerhöhung von UMT United Mobility Technology an. Im Rahmen einer groß angelegten Roadshow warb Vorstandschef Albert Wahl vor wenigen Wochen um frische Mittel für die Münchner Beteiligungsgesellschaft UMT. Die Investmentstory von UMT besteht im Wesentlichen aus Verbreitung der mobilen Bezahllösung iPAYst – unter anderem mit Hilfe von Bonusangeboten wie der mittlerweile auch in München gelaunchten Restaurant-Restplatzbörse Delinski. UMT hält knapp ein Viertel der Anteile an der schnell wachsenden Plattform aus Österreich. Das Kalkül von Firmenlenker Wahl: Je mehr Anreize es für die Kunden gibt, via IPAYst zu bezahlen, desto schneller wird die Akzeptanz der Nutzer wachsen. Zudem besteht die Möglichkeit, die eigene Technologie als “White-Label-Anbieter“ für Dritte anzubieten.
Zunächst einmal sind für die Expansion jedoch erhebliche Mittel notwendig, schließlich ist die Konkurrenz hellwach. Dementsprechend stattlich war das Volumen der Kapitalerhöhung dimensioniert: Immerhin sollten bis zu 10.000.000 neue Anteile mit Bezugsrecht 1:1 zum Preis von 1,50 Euro das Stück platziert werden. Zur Einordnung: Bislang war das Kapital in 13.146.983 Aktien eingeteilt. Ebenso mutig war die Wahl des Ausgabepreises, schließlich notierte die UMT-Aktie zwischenzeitlich sogar leicht unter den aufgerufenen 1,50 Euro. Beim Besuch in den Redaktionsräumen machte Vorstandschef Albert Wahl bereits vor einigen Wochen klar, dass es ihm darum geht, neue Investoren an Bord zu holen. Laut Wertpapierprospekt liegt der Streubesitz bei gerade einmal 39 Prozent. De facto dürfte er sogar deutlich niedriger anzusiedeln sein. In der Small-Cap-Szene ist der Kreis aus Fonds und Familiy Offices eher überschaubar. Ende Juli meldete UMT dann, dass von den Altaktionären 485.900 Anteile gezeichnet wurden. Zudem wurden 1.156.667 Aktien im Rahmen einer Privatplatzierung bei institutionellen Investoren untergebracht. Daraus ergibt sich ein Mittelzufluss von brutto knapp 2,5 Mio. Euro. Aufhorchen ließ allerdings der Hinweis, dass es noch Zeichnungserklärungen von „strategischen Investoren“ über 10.000.000 Stück zum Preis von ebenfalls je 1,50 Euro geben würde.
Ganz wohl war Firmenlenker Wahl bei dieser Investorengruppe aber offenbar nicht. Denn schon damals teilte er blumenreich mit: „Im wohlverstandenen Interesse der Gesellschaft und unter Würdigung der aktuellen, maßgeblich bewertungserhöhenden Geschäftsentwicklung sowie der großen strategischen Bedeutung einer wesentlichen Blockbeteiligung entscheidet der Vorstand zeitnah über die Berücksichtigung dieses Angebots.“ Immerhin: Albert Wahl hat sich zeitnah entschieden – und für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Besagte Investoren wurden nämlich abgewiesen. „Unser Ziel ist es, dass der Erfolg des Unternehmens auch einer wachsenden Zahl von kleinen und mittelgroßen Aktionären zu Gute kommt. Die Hereinnahme eines primär finanzielle Ziele verfolgenden Investors lässt sich mit diesem Ziel nicht vereinbaren. Eine derart hohe Kapitalaufnahme durch einen Investor auf der heutigen Bewertungsbasis würde nicht nur zu einer erheblichen Verwässerung, sondern auch zum Kontrollverlust der Gründer und Altaktionäre führen“, erklärt Wahl.
Wie ist diese Entscheidung nun einzuschätzen? Die Formulierung, eine wachsende Zahl von kleinen und mittelgroßen Aktionären am Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen, gehört mit zum Standardrepertoire des Investor-Relations-Marketing. Geschenkt also. Wenn Wahl zum gegenwärtigen Moment dennoch jemandem einen Korb gibt, der die komplette Kapitalerhöhung auf einen Schlag zeichnen möchte, kann das eigentlich nur eines heißen: UMT steht tatsächlich vor größeren Abschlüssen und möchte einen – möglicherweise fordernden – neuen Investor nicht zu diesen Konditionen und zu diesem Zeitpunkt zum wichtigsten Anteilseigner werden lassen. Für 15 Mio. Euro Einsatz hätte der Interessent künftig immerhin rund 43 Prozent der Stimmen kontrolliert und damit wesentlich mehr zu sagen gehabt als Vorstandschef Wahl.
Ausgeschlossen ist die Aufnahme von neuen Investoren damit allerdings nicht. Im Gegenteil: UMT weist explizit darauf hin, dass„alle entsprechenden Angebote permanent auf ihre Sinnhaftigkeit geprüft werden“. Bei „entsprechender Entscheidungslage“ will das Management dann wieder auf die Aktionäre zugehen. Soll heißen: Zu einem höheren Preis und einem späteren Zeitpunkt können sich die Münchner sehr wohl mit neuen Investoren anfreunden – wohl auch in größeren Dimensionen. Der Aktienkurs von UMT könnte von der jüngsten Entwicklung durchaus profitieren. Immerhin lässt sie Raum für Spekulationen um wichtige Neuigkeiten. Und mit den Mitteln aus der jüngsten Kapitalerhöhung kann UMT offenbar auch gut leben, wie zu hören ist.