Eine einzige Katastrophe ist die jüngste Kursentwicklung bei Intershop. Allein seit der Hauptversammlung am 12. Juni 2014 hat die Aktie des Anbieters von E-Commerce-Software um fast 20 Prozent an Wert verloren. Auf dem aktuellen Niveau von 1,35 Euro beträgt die Marktkapitalisierung nur noch 40,7 Mio. Euro – so wenig wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Knackpunkt der mauen Performance dürften die Ereignisse rund um das jüngste Aktionärstreffen sein. Der in dem Aktionsbündnis HV-Initiative gebündelte Stimmenpool – es dürfte sich hierbei ganz überwiegend um Privatanleger handeln – stemmte sich auf der Veranstaltung erfolgreich gegen die Schaffung eines weiteren Kapitals zur Expansionsfinanzierung. Nicht ohne Grund: Immerhin verfügt Intershop noch über einen Ermächtigungsrahmen von bis zu 7,5 Millionen Aktien. Seit Wochen wird nun spekuliert, wann sich die Gesellschaft aus Jena nun mit einer Finanzierungsmaßnahme aus der Deckung wagt. Doch mit jedem weiteren Kursrückgang sinkt auch die Attraktivität einer Kapitalerhöhung – ein nur schwer zu lösender Knoten.
Beinahe noch pikanter ist die auf der Hauptversammlung beschlossene Sonderprüfung hinsichtlich der Geschäfte mit dem Großaktionär Ebay. Treiber des Anliegens war die bei Intershop engagierte Fondsgesellschaft Axxion, unterstützt wurde das Vorhaben aber auch von der HV-Initiative. Der Vorstand von Intershop hingegen hielt die Maßnahme für überflüssig und sah darin eine Verschwendung von Zeit und Geld. Ebay wollte sich neutral verhalten – so das vermeintliche Agreement vor der HV. Nun scheint der US-Konzern eine Rolle rückwärts zu machen und will den Beschluss anfechten. Das berichtet jedenfalls Roland Klaus, Sprecher der HV-Initiative. „Aus unserer Sicht wird Ebay an dieser Stelle wortbrüchig. Einiges an diesem Verhalten deutet darauf hin, dass es tatsächlich Vorgänge aus der Vergangenheit geben könnte, die man vor einem Prüfer verbergen möchte“, sagt Klaus. Ein offizielles Statement von Intershop gibt es dazu noch nicht. Unterm Strich eine heikle Situation. Eine öffentliche Schlammschlacht wäre alles andere als förderlich.
Der beste Konter für Intershop wären ansprechende Geschäftszahlen und eine klare Aussage hinsichtlich der Kapitalerhöhung. Immerhin: Mit dem Büroausstatter Papier Liedl aus Regensburg hat Intershop erneut einen Kunden aus dem Mittelstandsbereich gewonnen. Ähnliche Meldungen konnte Intershop zuletzt bereits mehrfach lancieren. Dem Aktienkurs haben sie bislang allerdings nicht nachhaltig geholfen. Boersengefluester.de bleibt dennoch bei der Kaufen-Empfehlung für den Titel, auch wenn es momentan Schmerzen bereitet. Rein fundamental ist die Bewertung des Small Caps viel zu niedrig. Die Halbjahreszahlen stehen am 6. August 2014 an.