Am 19. Juli 2004 ist Epigenomics nach einem beschwerlichen Börsengang und der Senkung des Emissionspreises auf neun Euro je Aktie an die Börse gegangen. Grund zum Feiern werden die Aktionäre im Juli 2014 allerdings kaum haben, war doch der Kurs Anfang Juni um fast 50 Prozent abgesackt. Aktuell liegt er bei 3,70 Euro. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte damals dem Hoffnungsträger Epi proColon, einem Test zur Frühdiagnose von Darmkrebs im Blut, die Zulassung verweigert. Stattdessen fordert die FDA noch weitere Daten. „Es wird erwartet, dass eine zusätzliche Studie notwendig sein wird, um die offenen Anforderungen der FDA zu erfüllen“, erklärte Epigenomics. Die weiteren Daten sollen nachweisen, dass Patienten, die derzeit keine Maßnahmen zur Darmkrebs-Früherkennung, wie Darmspiegelung durchführen, tatsächlich dazu bewogen werden, an einem Darmkrebs-Screening teilzunehmen.
Immerhin ist Epi proColon seit 2012 auf dem europäischen Markt zugelassen. Und in China hat der Epigenomics-Partner BioChain, ein in Kalifornien ansässiges US-Unternehmen, einen Antrag auf Zulassung von Epi proColon gestellt. Bei einer Zulassung soll die Vermarktung des Tests in China 2015 starten. Nach der negativen Entscheidung der FDA könnte es Epigenomics aber sehr schwer fallen, die 2014er-Prognose zu erreichen. Unter der Voraussetzung, dass Epi proColon die Zulassung für die USA erhalte, hatte Vorstandschef Thomas Taapken einen Verlust von 7,5 bis 8,5 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Im 2013er-Geschäftsbericht hatte der Firmenlenker angesichts der liquiden Mittel von lediglich acht Mio. Euro zum Jahresende gewarnt, könne jede Verzögerung oder negative Entscheidung in den USA „unsere Finanzlage rasch und deutlich gefährden.“ Er werde daher weiter alle strategischen Optionen der Gesellschaft prüfen. „Zu diesen Optionen zählen explizit auch weitere Kapitalmarkttransaktionen.“
Taapken hatte bereits damals unmissverständlich klar gemacht, dass das Geschäft in Europa einen Rückschlag in den Vereinigten Staaten nicht wettmachen könne. Im ersten Quartal 2014 hat der Konzern bei einem Umsatz von 0,4 Mio. Euro einen Verlust von 2 Mio. Euro ausgewiesen. Die Liquidität war allerdings Ende März auf 8,4 Mio. Euro leicht angestiegen.
Die Verzögerung in den USA belastet Epigenomics erheblich. Der Börsenwert von nur mehr 50 Mio. Euro zeigt, dass Anleger die Perspektiven des Small Caps skeptisch einschätzen. Immerhin: Zurzeit zeichnet sich eine Bodenbildung im Bereich um 3,70 Euro ab. Der Kurssturz von Anfang Juni hat sich also nicht weiter fortgesetzt. Andererseits: Die Trendrichtung bei Epigenomics kann sich schnell und heftig ändern. Das haben die vergangenen Monate eindrucksvoll gezeigt. Anleger warten ab, wie es in den USA weitergeht und könnten von einer Kapitalerhöhung kaum überrascht werden.