Erklärungsbedürftig sind die Zahlen zum ersten Quartal 2014 von Geratherm Medical. Schließlich sehen ein Umsatzrückgang von zwölf Prozent und ein Abfall des Betriebsergebnisses um 18 Prozent auf 0,35 Mio. Euro nicht sonderlich erotisch aus. Der Nettogewinn knickte gar um 27,3 Prozent auf 0,18 Mio. Euro ein. Zunächst einmal kämpft der Anbieter von Medizintechnikprodukten gegen ein relativ gutes Vergleichsquartal 2013 an – Stichwort Basiseffekt. Letztlich bewegen sich Umsatz und Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) im ersten Viertel 2014 aber beinahe exakt auf dem durchschnittlichen Niveau der vergangenen sieben Jahre. Demnach ist der Auftakt 2014 also keine Meisterleistung, aber eben auch kein ungewöhnlicher Rückfall. Zudem leidet Geratherm noch immer unter der schwachen Entwicklung in Südamerika – insbesondere Brasilien belastet. Im Zwischenbericht spricht Vorstandschef Gert Frank von einem insgesamt „soliden operativen Quartalsergebnis“.
Enttäuschend wirken dagegen die Umsatzrückgänge von zwölf Prozent im Bereich Lungenfunktionsmessung – einem der neuen Hoffnungsträger der Gesellschaft aus Geschwenda in Thüringen sowie das Erlösminus von beinahe einem Drittel im Geschäft mit Produkten für medizinische Wärmesysteme (Rettungsdecken, Unterkühlung bei Operationen). Geratherm begründet die Minuszeichen hier mit der Auslieferung eines größeren Auftrags im Vorjahr und geht von einer „zügigen Aufholung der Umsatzrückgänge in den kommende Monaten“ aus. Lediglich der Bereich Schlaganfallprävention glänzt durch hohe Zuwächse – allerdings sind die absoluten Zahlen hier noch immer sehr überschaubar. Gerade einmal 140.000 Euro betrugen die Cardio/Stroke-Erlöse im ersten Jahresviertel.
Für das zweite Quartal stellt Firmenlenker Frank deutliche Zuwächse bei Umsatz und Ertrag in Aussicht. Zum Gesamtjahr äußert sich Geratherm im Zwischenbericht nicht. Demnach hat die bisherige Prognose Bestand, wonach für Umsatz und EBIT mit zweistelligen Wachstumsraten zu rechnen sei und sich die Marge auf Konzernebene in Richtung der Zielgröße von zehn Prozent bewegen soll. Zur Einordnung: 2013 kam Geratherm – unter Ausklammerung des Brasilien-Effekts auf eine operative Rendite von 8,5 Prozent. Inklusive Brasilien lag die EBIT-Marge im Vorjahr bei 4,7 Prozent. Zur Hauptversammlung am Dienstag, 27. Mai, steht eine von 0,20 auf 0,24 Euro erhöhte Dividende an. Bezogen auf den aktuellen Kurs von 8,14 Euro entspricht das einer Rendite von immerhin 2,9 Prozent. Wichtig: Im Gegensatz zu früheren Jahren ist die Ausschüttung diesmal nicht „steuerfrei“, sondern wird unmittelbar zur der Auszahlung mit den üblichen Steuern belegt. Beim Aktionär sollten daher im Normalfall 0,176 Euro pro Anteilschein ankommen.
In den vergangenen Wochen hat sich die Geratherm-Aktie sehr ansehnlich entwickelt und den Sprung über die Marke von 8 Euro gemeistert. Die gegenwärtige Marktkapitalisierung von 40,40 Mio. Euro entspricht etwa dem Doppelten des Buchwerts und bewertet jeden im Vorjahr erzielten Euro Umsatz mit rund 2,40 Euro. Das sieht zunächst einmal hoch aus, allerdings besitzt Geratherm im Zuge des Wandels vom Spezialisten für Fieberthermometer und Blutdruckmessgeräte zum Anbieter höherwertiger Medtechprodukte gute Wachstumsperspektiven. Hinzu kommt die solide Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von 72 Prozent und einem Netto-Cash von zuletzt 10,13 Mio. Euro – entsprechend 2,05 Euro je Aktie.
Auf Basis der Gewinnschätzungen von boersengefluester.de kommt der Small Cap derzeit auf ein KGV von gut 20. Auch das wirkt zunächst einmal ambitioniert. Aber hier gilt ebenfalls: Geratherm hat stattliches Expansionspotenzial und ist solide finanziert. Boersengefluester.de bleibt daher bei der Einschätzung „Kaufen“ – auch wenn der Quartalsbericht nicht unbedingt super sexy daherkommt. Wie soll er aber auch – ohne Unterstützung aus Brasilien?