Ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von beinahe 5,6 ist für einen Maschinenbauer aus der Old Economy nicht unbedingt alltäglich – da muss in Sachen Bilanzqualität schon fast alles stimmen. Der Fräsanlagenhersteller Berthold Hermle ist so ein Multitalent. Laut dem gerade vorgelegten Geschäftsbericht für 2013 kommt die Gesellschaft aus Gosheim (rund 30 Kilometer von Villingen-Schwenningen entfernt) auf eine komfortable Eigenkapitalquote von 71,5 Prozent. Dem Börsenwert von 810 Mio. Euro – dabei ist unterstellt, dass auch die nicht notierten Stammaktien den gleichen Kurs wie die Vorzüge haben – stehen liquide Mittel von 101,6 Mio. Euro entgegen. Die Eigenkapitalrendite beträgt 24,6 Prozent. Die operative Marge der Schwaben erreicht gut 20 Prozent. Unterm Strich blieben 2013 von jedem Euro Umsatz fast 15 Cent als Nettogewinn hängen. Von solchen Relationen können die meisten Unternehmen wohl nur träumen.
Ebenfalls bemerkenswert: Für 2013 zahlt Hermle, neben der Basisdividende von 0,85 Euro, erneut einen Bonus von 7,20 Euro je Anteilschein. Insgesamt gibt es also 8,05 Euro pro Vorzugsaktie. Damit bringt es der stimmrechtslose Anteilschein auf eine Rendite von annähernd fünf Prozent. Die Hauptversammlung findet am 2. Juli 2014 statt. Der Ausblick des gewöhnlich stockkonservativ prognostizierenden Unternehmens hört sich vielversprechend an: „Die Maschinenfabrik Berthold Hermle AG ist schwungvoll in das Jahr 2014 gestartet. Angesichts unseres soliden Auftragsbestands und der insgesamt günstigen Branchenaussichten sieht der Vorstand gute Chancen, im Gesamtjahr eine Umsatzsteigerung mindestens im oberen einstelligen Prozentbereich und entsprechende Ergebniszuwächse zu erzielen.“ Vor diesem Hintergrund relativiert sich auch das auf den ersten Blick nicht gerade niedrige KGV von knapp 15. Einschränkungen macht der Hermle-Vorstand nur hinsichtlich einer möglichen Verschärfung der Ukraine-Krise. Aber dieser Punkt betrifft vermutlich alle Unternehmen.
Nicht unbedingt jedermanns Sache ist womöglich auch der optisch hohe Aktienkurs von 162 Euro. Doch davon sollten sich Anleger auf keinen Fall abschrecken lassen. Letztlich war die Hermle-Aktie schon immer relativ teuer. Und so müssen Investoren bei diesem Papier mitunter auch längere Seitwärtsphasen einkalkulieren. Auf lange Sicht sieht die Performance aber beeindruckend aus. Allein in den vergangenen zwei Jahren zog die Notiz um mehr als 80 Prozent an. Zu beachten sind allerdings die vergleichsweise niedrigen Börsenumsätze. Dennoch: Für boersengefluester.de bleibt das Papier ein klarer Kauf, auch wenn auf dem jetzigen Niveau vermutlich schon viel erreicht wäre, wenn der Aktienkurs den Dividendenabschlag im Juli mindestens wieder aufholen würde. Fünf Prozent Rendite sind so verkehrt schließlich auch nicht.