One, two, three – where is it..? So waren die Anfänge von RTL, als in den späten 80er-Jahren ein Hütchenspieler namens Salvatore auf dem Bildschirm auftauchte und mit seinem Hütchenspiel unterhielt. Bis 1991 lief die Show, sie wurde danach von Kassenschlagern wie GZSZ oder Alarm für Cobra 11 aus dem Programm gedrängt. Jetzt macht sich RTL daran, auch die etablierten Sender von ARD und ZDF zu ärgern – in deren Kerngebiet. Denn Nationalmannschaftsfußball war, abgesehen von einigen “Randspielen” bei der WM, klares Hoheitsgebiet der Öffentlich-Rechtlichen. Die RTL Gruppe hat nun aber den Zuschlag für Qualifikationsspiele der Nationalmannschaft erhalten. Auch wenn Kai Ebel als Feldreporter dem ein oder anderen Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte, dem Investor könnte es gefallen. RTL Group ist im Mediensegment nicht teuer und es lockt der Aufstieg in den MDAX.
Die Fernsehgruppe hat im Kampf um die Übertragungsrechte einen Coup gelandet. Experten erwarten, dass die gute Geschäftsentwicklung im Gesamtjahr anhält. Der Konzern will künftig 50 bis 75 des bereinigten Gewinns als Dividende ausschütten. Etliche Investoren spekulieren allerdings darauf, dass es 2014 erneut eine Sonderausschüttung geben wird.
Große Freude bei der RTL Group: Die Qualifikationsspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die EM 2016 und die WM 2018 werden künftig nicht mehr von ARD und ZDF, sondern von RTL übertragen. Der private TV-Sender hatte am 10. Juli von der Europäischen Fußball-Union UEFA den Zuschlag erhalten. „Fußball ist auch ein Stück Unterhaltung und ein großes Thema in der Tageskommunikation. Die richtige Kombination des Ganzen hinzubekommen, das ist unsere Aufgabe. Also absolut seriöse Fußball-Berichterstattung mit dem entsprechenden Know-How. Aber natürlich auch mit Elementen, bei denen man zumindest mal schmunzeln darf“, sagte Sportchef Manfred Loppe zufrieden.
Investoren erwarten, dass die gute Geschäftsentwicklung bei der Sendergruppe anhält. 2012 hat der Konzern 6 Mrd. Euro umgesetzt und damit den Konkurrenten Pro7Sat1 mit 2,4 Mrd. Euro weit hinter sich gelassen. Im ersten Quartal hatte der Umsatz von RTL trotz der Rezession in der Euro-Zone leicht zugelegt auf 1,3 Mrd. Euro. Der operative Gewinn verbesserte sich kräftig auf 207 Mio. Euro, wodurch sich die Gewinnmarge von 14,4 auf 15,6 Prozent erhöht hat. Experten erwarten daher, dass der Konzern 2013 ebenso wie in den vergangenen 3 Jahren einen operativen Gewinn von mehr als einer Mrd. Euro erwirtschaften wird.
Etliche Börsianer spekulieren zudem darauf, dass dann wieder eine Sonderdividende abfallen könnte. Wegen der guten 2012er-Geschäfte hatte der Konzern am 7. März neben der Dividende von 5,10 Euro, die auf dem Vorjahresniveau lag, auch eine Sonderdividende von 5,40 Euro je Aktie ausgekehrt. Damit flossen Aktionären insgesamt 1,6 Mrd. Euro zu. Darüber konnte sich vor allem der Großaktionär Bertelsmann freuen. Zudem hat RTL die Dividendenpolitik geändert. Das Unternehmen will künftig 50 bis 75 Prozent des bereinigten Gewinns an Aktionäre auskehren. Darüber können sich neben Bertelsmann künftig auch viele andere Anteilseigner freuen. Denn nachdem Bertelsmann Ende April ein 17-Prozent-Paket verkauft hatte, und die Aktie vom freien Handel in den regulierten Handel gewechselt war, befinden sich nun 23,6 Prozent der Papiere im Free Float.
Im Juni ist der Medienkonzern in den SDAX aufgestiegen. Zur Überraschung vieler damals, denn angepeilt war der bei vielen Indexexperten der MDAX. Platz machen für HHLA und RTL Group im SDAX mussten damals IVG Immobilien und Constantin Medien. Doch die nächste Chance wartet schon: Denn Hochspannung verspricht nun der nächste Überprüfungstermin am 4. September 2013. Dann stehen DAX, MDAX, SDAX als auch TecDAX auf der Agenda. Und sollte ProSiebenSat.1 in den DAX aufsteigen, könnte RTL Grroup die Medien-Lücke im MDAX schließen.
Dieser Beitrag stammt von den Kollegen der boersengefluester.de-Partnerseite Feingold Research.
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