Schockwellen sendet der russische Kali-Gigant Uralkali mit seinem angekündigten Ausstieg aus der russischen Vertriebsallianz und der Einschätzung eines deutlich rückläufigen Kalipreises. In der Folge bricht die K+S-Aktie stärker ein als die Energieversorger nach der Katastrophe von Fukushima. Investoren schätzen den Ausstieg von Uralkali aus dem Branchenverbund offenbar so ein, als würde Bayern München die gemeinsame Fernsehvermarktung der Bundesliga aufkündigen.
Das Problem von K+S ist, dass sie einem Preiskampf nicht mit höheren Produktionsmengen begegnen können, dafür sind ihre Kapazitäten zu gering. Eins scheint aber festzustehen: Der Gewinn bei K+S könnte einknicken. Hinter vorgehaltener Hand spricht manch Analyst von 40 Prozent Abschlag. Zwei Dinge darf man aber nicht vergessen: Zum einen sorgen Stopp-Loss-Orders für zusätzlichen Druck auf K+S. Außerdem haben die Russen bisher nur eine Meinung und Ankündigung von sich gegeben. Nicht alles, was der Konkurrent als Szenario ins Spiel bringt, muss auch so eintreten. Hinzu kommt, dass noch niemand weiß, welche Strategie die Russen wirklich verfolgen. „In der nächsten Zeit rechnen wir damit, dass der Wettbewerb stärker wird, das wird die Preise nach unten treiben“, sagt Vladislav Baumgertner, Chef von Uralkali, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. „Die Kalipreise könnten bis auf 300 Dollar je Tonne fallen.“ Gegenüber Bloomberg sagt Baumgertner, dass sein Unternehmen die Produktion um 30 Prozent auf 13 Millionen Tonnen 2014 ausbauen will.
Ein um 30 Prozent niedrigerer Potash-Preis würde laut Commerzbank zu einem Gewinneinbruch bei K+S von 50 Prozent führen. Das Verrückte an der Nachricht: Für einen deutlich härteren Wettbewerb würden die Russen ganz von selbst sorgen, indem sie nämlich ihre Zusammenarbeit mit Belaruskali einstellen. Uralkali und Belaruskali sind seit acht Jahren Partner im Gemeinschaftsunternehmen BPC gewesen, das immerhin 43 Prozent der weltweiten Kali-Exporte abdeckte. Ein Analyst, Dmitry Ryzhkov von Renaissance Capital, malt schwarz: „Es ist so, als würde Saudi Arabien aus der Opec austreten“. Derweil versucht K+S die Märkte zu beruhigen. “Die in der Presse kolportierten Preise für Kalidüngemittel sind für uns nicht nachvollziehbar und entsprechen aus unserer Sicht in keiner Weise der aktuellen Angebots- und Nachfragesituation. Die positiven mittel- und langfristigen Trends im Kalidüngemittelgeschäft haben nach wie vor Bestand. Eine umfassende Bewertung der aktuellen Situation ist uns derzeit nicht möglich. Wir beobachten die weitere Entwicklung sehr genau”, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. Auch wenn die Investoren derzeit möglicherweise übertreiben. Momentan ist die K+S-Aktie wohl nur noch eine Halten-Position.
Dieser Beitrag stammt von den Kollegen der boersengefluester.de-Partnerseite Feingold Research.
Foto: K+S AG