Nanu, was ist denn da los: Konkurrenz für das SDAX-Unternehmen Zooplus? Mit der Zoogigant AG taucht nämlich seit dem 17. Juni plötzlich ein zweiter Onlinehändler für Tierbedarf auf dem Kurszettel auf. Wirklich vergleichbar sind die beiden Unternehmen aber wohl kaum. Außerdem werfen die Details der Notizaufnahme von Zoogigant einige Zweifel an der Investmentqualität auf. Gewählt hat Zoogigant für das Listing den „Dritten Markt“ an der Börse Wien. Hierbei handelt es sich um ein umstrittenes Segment mit extrem niedrigen Publizitätsanforderungen. Am ehesten vergleichbar dürfte der Dritte Markt mit dem mittlerweile geschlossenen First Quotation Board der Frankfurter Börse sein.
Zweite Auffälligkeit ist die Schweizer ISIN (CH 020 229 320 2) der Gesellschaft. Laut Impressum sitzt Zoogigant in der Gemeinde Hünenberg, im schweizer Kanton Zug. Hervorgegangen ist Zoogigant, die seit März 2010 unter der Domain www.zoogigant.de online ist, aus der in Duisburg ansässigen TD Handels GmbH. Nebenwertekenner werden bei derartigen Konstruktionen stets hellhörig. Neben dem Onlinehandel für Tierbedarf betreibt die TD Handels GmbH noch die Plattform www.traumdiscount.eu, auf der Möbel und Matratzen zum Kauf angeboten werden. Im vergangenen Jahr erzielte die Gesellschaft nach eigenen Angaben 800.000 Umsatz, die sich etwa gleich auf das Zoogeschäft und den Handel mit Einrichtungsgegenständen verteilen. Ergebniszahlen für 2012 nennt das Unternehmen noch nicht. 2011 fiel jedoch ein Fehlbetrag von 184.000 Euro an. Einen operativen Gewinn (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) erwartet das Management nach derzeitiger Planung „voraussichtlich im Jahr 2016“.
Einbezogen in den Handel an der Wiener Börse wurden 907.200 Anteilscheine zu einem Preis von 1,75 Euro. Dementsprechend betrug die Marktkapitalisierung zum Start knapp 1,6 Mio. Euro. Mindestens 20 Prozent davon sollen sich nach der Notizaufnahme im Streubesitz befinden. Angestrebt wird ein Wert zwischen 20 und 40 Prozent. Zum Vergleich: Die im SDX gelistete Zooplus (WKN: 511170) aus München hat einen Börsenwert von rund 245 Mio. Euro. Eine gewaltige Diskrepanz, doch Zoogigant hat ambitionierte Pläne: So möchte das Unternehmen „einer der 5 größten europaweiten Onlineanbieter für Tierbedarf“ werden. Eine wichtige Finanzierungsfunktion soll dabei offenbar die Börsennotiz einnehmen. Noch ist das Papier aber eine ziemliche Blackbox für Anleger. Testierte Abschlüsse sind Fehlanzeige. In einem Exposé kündigt Zoogigant jedoch an, die Transparenz im Laufe des kommenden Jahres zu erhöhen und einen Börsenprospekt zu erstellen.
Wirkliche Börsenkonkurrenz hat Zooplus durch die Notizaufnahme von Zoogigant also nicht bekommen. Für Anleger besteht derzeit aber auch bei den anderen heimischen E-Commerce-Anbietern kein Handlungsbedarf. So dümpeln die Notierungen von Getgoods.de (WKN: 556060) und Ecommerce Alliance (WKN: A1C9YW) weiter herum – eine Folge der enttäuschenden Geschäftszahlen beider Gesellschaften. Und auch die Notiz von Zooplus kommt seit einigen Monaten nicht mehr vom Fleck. Hier schrecken Investoren vor der hohen Bewertung bei unterm Strich enttäuschenden Margen zurück. Um die Zoogigant-Aktie sollten Privatanleger ebenfalls einen Bogen machen. Auf dem aktuellen Kurs von 2 Euro beträgt die Kapitalisierung lediglich 1,8 Mio. Euro. Die Handelsumsätze an der Wiener Börse sind verschwindend klein. Daher der Rat von boersengefluester.de: Finger weg!