Die schlechte Nachricht vorweg. Mit dem Verlauf des Geschäftsjahrs 2013 war Rainer Baumgart, Vorstandsvorsitzender von Secunet Security Networks, unzufrieden. Immerhin musste Baumgart im Oktober 2013 die ursprünglichen Prognosen für Umsatz und Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zum Teil deutlich zurücknehmen. Auslöser waren Verschiebungen im Geschäft mit Kunden aus dem öffentlichen Sektor. Secunet arbeitet eng mit Behörden zusammen und ist IT-Sicherheitspartner der Bundesrepublik Deutschland. In Kontakt mit Secunet-Produkten kommen Bürger etwa bei der elektronischen Steuererklärung ELSTER oder automatisierten Grenzkontrollen.
Für die Aktionäre von Secunet war 2013 dennoch ein Traumjahr. Die Aktie der Essener gewann um 63,5 Prozent an Wert. Selbst von der Gewinnwarnung ließen sich die Investoren kaum beeindrucken. Grund: Im Zuge der zahlreichen Datenabhörskandale zählt IT-Sicherheit zu den angesagtesten Themen auf dem Parkett. Zudem sorgt die Aktionärsstruktur von Secunet für anhaltende Kursfantasie. 78,96 Prozent der Anteile sind dem Banknoten- und Sicherheitskonzern Giesecke & Devrient (G&D) aus München direkt zuzurechnen. Da köcheln immer wieder Abfindungsspekulationen hoch. Im laufenden Jahr kletterte die Notiz um zehn Prozent auf zuletzt 21,95 Euro.
Keine wirkliche Überraschung waren die nun vorgelegten finalen Zahlen für 2013, zumal Secunet die Angaben zu Umsatz und EBIT bereits Ende Januar präsentierte. Demnach musste die Gesellschaft bei einem Umsatzrückgang um 4,5 Prozent auf 63,89 Mio. Euro einen Ergebnisverfall um 35,6 Prozent auf 2,38 Mio. Euro hinnehmen. Das Ergebnis je Aktie knickte von 0,57 auf 0,37 Euro ein. Dennoch hat Firmenlenker Baumgart eine Überraschung parat: „Erstmalig in der Unternehmensgeschichte wird Secunet eine Dividende an seine Aktionäre auszahlen.” Demnach soll für 2013 eine Gewinnbeteiligung von 0,15 Euro pro Anteilschein fließen. Die Hauptversammlung findet am 14. Mai 2014 statt. Von einem Renditeknaller ist Secunet damit allerdings weit entfernt. Die Verzinsung erreicht damit gerade einmal knapp 0,7 Prozent. Große Sprünge dürften bei der Dividende allerdings auch künftig nicht zu erwarten sein. „Wir streben eine langfristig stabile und verlässliche Ausschüttungspolitik an”, sagt Baumgart.
Lohnenswert ist ein Blick in die Bilanz. Secunet arbeitet mit einer komfortablen Eigenkapitalquote von 57,6 Prozent. Auf der Aktivseite türmen sich liquide Mittel von 29,27 Mio. Euro. An Finanzverbindlichkeiten sind in erster Linie nur Pensionsrückstellungen über 3,72 Mio. Euro zu nennen. Dem steht eine Marktkapitalisierung von gegenwärtig 141,37 Mio. Euro gegenüber. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei nicht ganz niedrigen 4,4. Ansprechend ist dagegen der Ausblick. „Für das laufende Jahr 2014 erwarten wir eine deutliche Steigerung sowohl der Umsatzerlöse als auch des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern: Die Geschäftsergebnisse sollen diejenigen aus dem guten Jahr 2012 noch übertreffen,“ sagt Secunet-Chef Baumgart. Zur Einordnung: 2012 kamen die Essener auf ein EBIT von 5,69 Mio. Euro. Das reichte für ein Ergebnis je Aktie von 0,57 Euro. Ungefähr hier sollte demnach die Untergrenze für den zu erwartenden Gewinn für 2014 liegen. Boersengefluester.de kalkuliert derzeit mit einem Ergebnis je Anteilschein von 0,63 Euro.
Auf Basis unserer Gewinnschätzung für 2015 käme der Titel dann auf ein KGV von 29. Keine Frage: ein stattlicher Wert. Dennoch bleiben wir bei unserer Kaufempfehlung. Secunet bewegt sich in einem wachstumsträchtigen Markt, hat eine solide Bilanz und verfügt weiterhin über einen Schuss Abfindungsfantasie. Der Streubesitz beträgt zurzeit nur 10,38 Prozent. Wer sich von den vergleichsweise niedrigen Handelsumsätzen nicht abschrecken lässt, findet in Secunet einen interessanten Small Cap.
Foto: Secunet Security Networks AG