Auffällig: Bei 4 Euro hat der Aktienkurs von Deutz gegen Jahresende 2024 einen Boden gefunden und bewegt sich seitdem spürbar nach oben. Die Anfang Oktober nach unten korrigierten Prognosen für den Umsatz sowie die Sondereffekte bereinigte EBIT-Marge hat der Kapitalmarkt offensichtlich abgehakt. Demnach rechnet der Motorenhersteller für 2024 mit Erlösen von 1.800 Mio. Euro sowie einer adjustierten operativen Rendite zwischen 4,0 und 5,0 Prozent – entsprechend einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von im Mittel etwas mehr als 80 Mio. Euro. Zum Vergleich: Ursprünglich stellte CEO Sebastian C. Schulte für 2024 Umsätze in einer Bandbreite von 1.900 bis 2.100 Mio. Euro sowie eine bereinigte EBIT-Marge zwischen 5,0 und 6,5 Prozent in Aussicht, was im mittleren Szenario auf ein Betriebsergebnis von etwa 115 Mio. Euro hinausgelaufen wäre.
Die Anpassung der Vorschau für das abgelaufene Jahr war also durchaus erheblich. Andererseits zeigen die frisch formulierten Mittelfristziele, was in dem Unternehmen aus Köln für ein Potenzial steckt. Demnach kalkuliert Deutz bis 2028 bei Erlösen zwischen 3.200 und 3.400 Mio. Euro – bei einer adjustierten EBIT-Marge von 8,0 bis 9,0 Prozent. Das würde wiederum auf ein Betriebsergebnis auf Rekordniveau leicht nördlich von 280 Mio. Euro hinauslaufen. Zur Einordnung: Der aktuelle Börsenwert des SDAX-Unternehmens beträgt 627 Mio. Euro. Sollte Deutz die Ziele tatsächlich erreichen, wäre die Aktie also auffallend günstig bewertet. Eine lineare Annäherung an die Planungen wird es in den kommenden Jahren zwar kaum geben, schon gar nicht bei einer konjunktursensitiven Gesellschaft wie Deutz. Doch die Planungen zeigen, welches Potenzial in dem Unternehmen steckt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.479,10 | 1.778,80 | 1.840,80 | 1.295,60 | 1.617,30 | 1.953,40 | 2.063,20 | |
EBITDA1,2 | 240,00 | 161,40 | 175,50 | -0,20 | 123,10 | 176,20 | 180,00 | |
EBITDA-Marge3 | 16,23 | 9,07 | 9,53 | -0,02 | 7,61 | 9,02 | 8,72 | |
EBIT1,4 | 146,50 | 82,00 | 88,10 | -106,60 | 34,10 | 82,60 | 81,00 | |
EBIT-Marge5 | 9,90 | 4,61 | 4,79 | -8,23 | 2,11 | 4,23 | 3,93 | |
Jahresüberschuss1 | 121,20 | 69,90 | 52,30 | -107,60 | 38,20 | 80,20 | 81,90 | |
Netto-Marge6 | 8,19 | 3,93 | 2,84 | -8,31 | 2,36 | 4,11 | 3,97 | |
Cashflow1,7 | 112,70 | 97,50 | 115,60 | 44,90 | 93,30 | 57,70 | 138,80 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,00 | 0,58 | 0,43 | -0,89 | 0,32 | 0,66 | 0,66 | |
Dividende8 | 0,15 | 0,15 | 0,00 | 0,00 | 0,15 | 0,15 | 0,17 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Offensichtlich wird allerdings auch, wie groß die Diskrepanz zwischen der aktuell eher trüben Situation – nach neun Monaten 2024 lag das bereinigte EBIT bei nur 57,3 Mio. Euro – und den Planungen des Vorstands ist. Für Spannung ist also gesorgt. Das gilt auch für Berichte, wonach Deutz zum Interessentenkreis der zum Verkauf stehenden Marine-Sparte von ThyssenKrupp gehört. Damit würde die bislang eher im zivilen Bereich tätige Deutz in den Kreis der Defence-Unternehmen treten, denn ThyssenKrupp Marine System ist in erster Linie für militärische U-Boote bekannt. Interessant in diesem Zusammenhang: Deutz-Vorstand Schulte war von 2018 bis 2020 Geschäftsführer und CFO von ThyssenKrupp Marine Systems. Nun: Politisch korrekt wäre eine Ansiedlung der Marine-Aktivitäten von ThyssenKrupp bei Deutz wohl allemal eher als eine Private Equity-Lösung.
Losgelöst von diesem Komplex ist Deutz bemüht, die Präsenz im wichtigen US-Markt zu erhöhen. Mit aus diesem Grund hatte das Unternehmen Mitte 2024 auch Blue Star Power Systems, einen US-Anbieter von Stromgeneratoren, übernommen. Spätestens im März dürfte es einen ersten Überblick zu den Zahlen für 2024 geben, gefolgt von der Veröffentlichung des Geschäftsberichts am 20. März 2025. Nicht unwichtig für Anleger ist zudem, dass sich Deutz für die Zukunft zu einer verlässlichen Dividendenpolitik mit steigenden, mindestens aber stabilen Ausschüttungen, bekannt hat. Zur nächsten Hauptversammlung im Mai 2025 könnte es freilich noch einmal zu einer Kürzung kommen.
Last but not least ein Hinweis in eigener Sache: Vorerst noch in der “Public Beta-Version”, doch wer mag, kann HIER schon mal einen Blick auf die neue Webseite von boersengefluester.de werfen. Ein paar Dinge sind noch auf unserer To-Do-Liste, aber alle wesentlichen Inhalte stehen bereits. Hoffentlich gefällt es Ihnen. Wir haben lange dran gearbeitet und viel Energie in das Projekt gesteckt.
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