Drei Jahre mit per saldo kräftig fallenden Aktienkursen sind genug. Jetzt holt Datagroup zum großen Gegenschlag aus, um die Notiz des IT-Service-Dienstleisters wieder auf Performance zu trimmen. So plant das Unternehmen einen Spin-off der Digitalisierungs- und Softwaretochter Almato, einen großvolumigen Aktienrückkauf zu 42,13 Euro je Anteilschein und will darüber hinaus auch noch das nur mäßig populäre Frankfurter Börsensegment Scale Richtung m:access nach München verlassen. Die bisherigen Prognosen für Umsatz und Ergebnis für das Geschäftsjahr 2023/24 (30. September) bestätigt CEO Andreas Baresel explizit. Einzige Änderung: Entgegen der bisherigen Politik wird die Datagroup zur Hauptversammlung (HV) im Frühjahr 2025 eine Nullrunde bei der Dividende vorschlagen.
Das wiederum wäre insofern konsequent, weil die Aktienrückkauf-Offerte ein Volumen von bis zu 34,4 Mio. Euro einnehmen wird. Das wiederum liegt signifikant oberhalb der zur vergangenen HV ausgeschütteten Dividende von insgesamt knapp 12,5 Mio. Euro – entsprechend 1,50 Euro je Aktie. „Das Gremium ist der Ansicht, dass sich der anhaltend gute Geschäftsverlauf, mit dem sich Datagroup sehr positiv vom Wettbewerb absetzt, in den vergangenen Monaten nicht im Kursverlauf der Datagroup -Aktie widerspiegelt“, heißt es zur Begründung für den Rückkauf. Am spannendsten ist allerdings klar das geplante Freiverkehrs-Listing von Almato im Verhältnis 1:1. Soll heißen: Für jede Datagroup-Aktie bekommen Investoren eine Almato-Aktie ins Depot gebucht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 223,14 | 272,10 | 306,77 | 358,21 | 444,71 | 501,41 | 497,79 | |
EBITDA1,2 | 27,04 | 34,46 | 46,88 | 41,81 | 67,29 | 76,46 | 80,23 | |
EBITDA-Marge3 | 12,12 | 12,66 | 15,28 | 11,67 | 15,13 | 15,25 | 16,12 | |
EBIT1,4 | 18,59 | 20,42 | 23,63 | 8,99 | 29,06 | 41,45 | 45,32 | |
EBIT-Marge5 | 8,33 | 7,50 | 7,70 | 2,51 | 6,54 | 8,27 | 9,10 | |
Jahresüberschuss1 | 11,20 | 12,87 | 14,51 | 0,25 | 21,01 | 22,03 | 28,27 | |
Netto-Marge6 | 5,02 | 4,73 | 4,73 | 0,07 | 4,72 | 4,39 | 5,68 | |
Cashflow1,7 | 32,48 | 18,99 | 4,52 | 21,68 | 49,99 | 70,25 | 46,66 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,41 | 1,55 | 1,76 | 0,02 | 2,52 | 2,64 | 3,39 | |
Dividende8 | 0,45 | 0,60 | 0,70 | 0,00 | 1,00 | 1,10 | 1,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Bansbach |
„Es wird davon ausgegangen, dass beide Unternehmen getrennt höher bewertet werden als in der heutigen Konstellation“, betont der Vorstand. Erworben hatte Datagroup die damalige Almato GmbH bereits Anfang 2018, die Gesellschaft aber immer wieder durch die Einbringung weiterer Aktivitäten gestärkt. Gegenwärtig steht das Unternehmen für rund 24 Mio. Euro sowie eine EBIT-Marge von mehr als 25 Prozent – also einem Betriebsergebnis von über 6 Mio. Euro. „Die eigenständige Aufstellung der Almato soll es dem Unternehmen ermöglichen, sich die für sein geplantes Wachstum und die entsprechenden Investitionen benötigten Finanzierungsquellen, darunter auch den Kapitalmarkt, zu erschließen“, betont Datagroup. Angesichts des Segmentwechsels der Mutter Datagroup wäre es naheliegend, dass künftig auch Almato im m:access gelistet wird.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang der Hinweis, wonach der Gesetzgeber offenbar zusätzliche regulatorische Anforderungen für das Scale-Segment einführen will – welche für andere qualifizierte Freiverkehrssegmente wie den m:access oder den Düsseldorfer Primärmarkt scheinbar nicht gelten sollen. Man muss kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass solch eine Entwicklung einen Exodus am Scale auslösen dürfte. Hier muss sich die Deutsche Börse AG also was einfallen lassen, sollte es tatsächlich zu der verschärften Regulierung kommen. Schon jetzt ist die Kombination m:access plus Xetra-Listing für viele Unternehmen eine praktikable und vor allen Dingen kostengünstigere Alternative – sofern nicht die große Lösung in Form eines Prime Standard-Uplistings in Frage kommt.
Kurzfristig zur Stimmungsaufhellung beitragen sollte zudem die Tatsache, dass der Datagroup-Vorstand den bisherigen Ausblick für 2023/24 ausdrücklich bestätigt, ohne freilich die recht eng gefassten Bandbreiten mit einer Tendenz zu versehen. Demnach ist bei Erlösen zwischen 510 und 530 Mio. Euro mit einem EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 77 bis 81 Mio. Euro sowie einem EBIT zwischen 43 und 46 Mio. Euro zu rechnen. Nun: Am 21. November steht bereits die Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen für 2023/24 an. Dann herrscht ohnehin Klarheit. Das Timing für die Kommunikation des IR-Pakets ist aber auch aus einem anderen Grund gut, denn am 25. bis 27. November wird Datagroup auf dem Deutschen Eigenkapitalforum in Frankfurt präsentieren.
Gut möglich, dass dann zusätzliche Investoren auf die Story aufmerksam werden. In den vergangenen Quartalen stand die Aktie von Datagroup auch deswegen im Abseits, weil die Investitionen in langfristig wachstumskritische Themen Künstliche Intelligenz (KI), Cyber Security und auch Cloud Services momentan auf die Ertragslage drücken. Dieser Aspekt dürfte in der neuen Gemengelage erst einmal in den Hintergrund treten. Immerhin erinnert die Konstruktion ein wenig an die Abspaltung von Nagarro aus dem Allgeier-Konzern.
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