Unterschiedlicher als bei der Mühlbauer Holding könnten Chartbild und Fundamentaldaten kaum sein. Während die Notiz des Spezialmaschinenbauers und Teileproduzenten zur Herstellung von Reisepässen, ID-Karten, Halbleiterprodukten oder auch E-Mobility-Anwendungen seit knapp drei Jahren per saldo kaum von der Stelle kommt, sehen die Ergebnisse im jetzt vorgelegten Geschäftsbericht 2023 wieder richtig aus. Die seit 2019 kräftig heraufgefahrenen Investionen, die 2023 ein Spitzenniveau von gut 56 Mio. Euro erreichten, beginnen sich also auszuzahlen. So ist Mühlbauer unter anderem im Bereich Produktionsanlagen für Brennstoffzellen und Elektrolyseure deutlich vorangekommen und erzielte in dem 2023 neu geschaffenen Segment Atech – trotz Verzögerungen bei Großprojekten – bereits Erlöse von knapp 5,6 Mio. Euro.
„Ein Schritt mit dem die asiatische Konkurrenz, welche einen Kompetenzvorsprung von 15 Jahren hatte, innerhalb von zwei Jahren überholt wurde und welcher Mühlbauers Position als europäischer Pionier im Bereich der Wasserstoffmobilität untermauert“, heißt es dazu im Geschäftsbericht der im Freiverkehr notierten Gesellschaft. Eigentlicher Treiber war jedoch das mit Abstand größte Segment von Mühlbauer: Der Bereich Automation, von dem Unternehmen aus Roding nordöstlich von Regensburg auch als Herzstück bezeichnet. Hier kamen die Erlöse um fast 62 Prozent auf annähernd 273 Mio. Euro voran. Auf Konzernebene kletterten die Umsätze 2023 um rund 43 Prozent auf 464,4 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) machte einen Satz von 8,1 auf 66,3 Mio. Euro. Unterm Strich drehte das Ergebnis je Aktie von minus 0,21 auf plus 3,20 Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 266,40 | 275,35 | 286,92 | 283,06 | 343,01 | 324,47 | 464,41 | |
EBITDA1,2 | 57,46 | 68,36 | 79,91 | 58,16 | 92,98 | 33,41 | 94,63 | |
EBITDA-Marge3 | 21,57 | 24,83 | 27,85 | 20,55 | 27,11 | 10,30 | 20,38 | |
EBIT1,4 | 42,38 | 44,17 | 66,44 | 43,67 | 76,73 | 8,08 | 66,32 | |
EBIT-Marge5 | 15,91 | 16,04 | 23,16 | 15,43 | 22,37 | 2,49 | 14,28 | |
Jahresüberschuss1 | 27,06 | 44,17 | 44,65 | 34,66 | 58,93 | -3,02 | 48,41 | |
Netto-Marge6 | 10,16 | 16,04 | 15,56 | 12,24 | 17,18 | -0,93 | 10,42 | |
Cashflow1,7 | 33,76 | 49,32 | 39,59 | 67,95 | 59,18 | 39,68 | 38,76 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,87 | 3,07 | 3,12 | 2,43 | 4,13 | -0,21 | 3,35 | |
Dividende8 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 1,00 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Consaris |
Einzig beim negativen Free Cashflow von gut 17 Mio. Euro zeigen die Investitionen noch ihre belastende Wirkung, zumal der operative Cashflow mit 38,8 Mio. Euro annähernd auf Vorjahresniveau blieb, was gemessen an der allgemeinen Entwicklung freilich auch noch nicht das Gelbe vom Ei ist. Hier müsste Mühlbauer in den kommenden Jahren aber spürbar besser abschneiden, was auch für die operativen Margen gilt. Hier hat die Company noch nicht frühere Hochs erreicht. Summa summarum spricht Mühlbauer aber selbst davon, dass das Geschäftsjahr 2023 Licht und Schatten brachte. Die Dividende zur Hauptversammlung am 8. August 2024 lässt Mühlbauer konstant bei 1,00 Euro je Anteilschein, was derzeit aber nur für eine Dividendenrendite von weniger als 2 Prozent reicht.
Den Ausblick für das laufenden Jahr formuliert CEO Josef Mühlbauer mit leicht höheren Umsatzerlösen sowie ebenfalls leichten Verbesserung des operativen Ergebnisses noch vergleichsweise zurückhaltend. Doch Mühlbauer hält den Ball mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut bewusst flach, zumal es ein offenes Geheimnis in der Spezialwerteszene ist, dass das Thema Börse für Mühlbauer eher zweitrangig ist und er dem Kapitalmarkt vermutlich gern den Rücken kehren möchte. Nach den regelmäßigen Insiderkäufen und Aktienrückerwerben dürfte der Streubesitz ohnehin nur noch knapp zweistellig sein. Andererseits gibt es das Squeeze-out-Szenario nun auch schon viele Jahre. Dabei müsste die Deutsche Börse super froh sein, dass Qualitätsunternehmen wie die Mühlbauer Holding auf dem heimischen Kurszettel gelistet sind – seit nun mittlerweile knapp 26 Jahren.
Bewertungstechnisch findet boersengefluester.de die Aktie hoch interessant, zumal die Gesellschaft enorm von technischen Entwicklungen rund um KI, Sicherheitssysteme zur Identifizierung von Dokumenten und Personen oder eben auch Wasserstoff profitiert. Das sollte sich deutlich stärker im Chart des Spezialwerts zeigen.
Foto: Unsplash+
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