Wenn boersengefluester.de sich die neuesten Zahlen der Unternehmen anschaut und Updates zu den Kurs-Chancen der jeweiligen Aktien gibt, gilt ein ganz besonderer Blick von uns zurzeit immer auch der Gestaltung des Geschäftsberichts. Immerhin ist der Jahresreport nicht nur die Basis für alle fundamentalen Bewertungskennzahlen, sondern liefert auch einen guten Einblick in mitunter eher weiche Kriterien wie zum Beispiel den Stellenwert der Investor Relations-Informationen. Nochmals einen deutlichen Schritt nach vorn gegenüber den 2019 eingeleiteten optischen Verbesserungen des Abschlussberichts hat diesbezüglich R. Stahl in seinem frisch vorgelegten Geschäftsbericht 2023 gemacht. Inhaltlich hat sich dabei gar nicht viel verändert, doch die zusätzlich spendierten Navigierfunktionen innerhalb .pdf-Dokuments sind für Aktionäre von R. Stahl eine enorme Erleichterung bei der Analyse des Geschäftsberichts. Am Ende zeigen solche Verbesserungen einfach auch, dass sich jemand diesbezüglich Gedanken macht – was leider längst nicht selbstverständlich ist im Nebenwertebereich. Dafür also einen großen Pluspunkt von boersengefluester.de!
Ansonsten haben wir in den vergangenen Monaten bereits dezidiert über die Eckdaten für das vergangene Jahr sowie die dann doch gekommene Totalabschreibung der russischen Beteiligung Zavod Goreltex berichtet (HIER). Am Aktienkurs ist die Wertberichtigung zwar nicht spurlos abgeperlt, insgesamt zeigt sich die Notiz aber doch vergleichsweise stabil. Die Anleger setzen also darauf, dass der Anbieter von Produkten rund um den elektrischen Explosionsschutz (Schalter, Steuerungen, Alarmsignale, Lampen etc.) nach erfolgreichem Turnaround weiter zurück in die Spur kommt und die Ertragskraft kontinuierlich stärkt. Für das erste Quartal 2024 zeigt R. Stahl allerdings noch ein um rund 19 Prozent rückläufiges bereinigtes EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 8,4 Mio. Euro, was insbesondere auf die Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Strategieprogramm Excelerate sowie höhere Personalkosten zurückzuführen ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 268,46 | 280,11 | 274,78 | 246,59 | 248,11 | 274,34 | 330,56 | |
EBITDA1,2 | 7,00 | 9,46 | 25,27 | 17,18 | 16,82 | 20,59 | 36,64 | |
EBITDA-Marge3 | 2,61 | 3,38 | 9,20 | 6,97 | 6,78 | 7,51 | 11,08 | |
EBIT1,4 | -10,69 | -4,16 | 6,34 | 0,49 | -0,06 | 3,85 | 19,12 | |
EBIT-Marge5 | -3,98 | -1,49 | 2,31 | 0,20 | -0,02 | 1,40 | 5,78 | |
Jahresüberschuss1 | -21,78 | -7,00 | 1,35 | -3,53 | -4,93 | 1,93 | 0,18 | |
Netto-Marge6 | -8,11 | -2,50 | 0,49 | -1,43 | -1,99 | 0,70 | 0,05 | |
Cashflow1,7 | 19,75 | 18,22 | 19,62 | 17,86 | 11,86 | 5,99 | 14,22 | |
Ergebnis je Aktie8 | -3,28 | -1,10 | 0,21 | -0,54 | -0,76 | 0,30 | 0,03 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Umsatz und Auftragseingang zeigen dagegen bereits deutlich Richtung Norden. „Die im letzten Quartal 2023 etwas eingetrübten Geschäftsaussichten scheinen sich schneller zu beleben als zunächst erwartet. So konnten Anfang 2024 bereits mehrere große Projekte gewonnen werden. Mit der sich entspannenden Lieferkettenproblematik kommt auch das Standardproduktgeschäft wieder zurück, nachdem viele Hersteller in den vergangenen zwei Jahren ihre Bestände massiv heruntergefahren hatten“, sagt CEO Mathias Hallmann. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand entsprechend mit einem Umsatz zwischen 335 und 350 Mio. Euro – nach 330,56 Mio. Euro für 2023. Das adjustierte EBITDA soll in einer Bandbreite von 35 bis 45 Mio. Euro ankommen. Die Messlatte von 2023 liegt hier bei 38,60 Mio. Euro. Da die russische Zavod Goreltex vollständig bereinigt ist und von dieser Seite keine Sonderabschreibungen mehr drohen, ist auch unterm Strich mit einem deutlich verbesserten positiven Konzernergebnis zu rechnen.
Potenzielle Belastungsfaktoren bleiben derweil die wieder wachsende Preisempfindlichkeit der Kunden sowie die tarifbedingt höheren Lohnkosten. Nun: Um die Erwartungen der Analysten zu toppen, sollte R. Stahl am Jahresende gleichwohl schon am oberen Ende der eigenen EBITDA-Prognose herauskommen. Bewertungstechnisch hält boersengefluester.de die Aktie weiter für hoch interessant. Auch unter Berücksichtigung der – freilich recht üppigen Pensionsrückstellungen von gut 69 Mio. Euro – in den Netto-Finanzverbindlichkeiten von ansonsten knapp 39 Mio. Euro, kommt das Unternehmen aus Waldenburg auf einen Unternehmenswert (Enterprise Value) von 248 Mio. Euro, was gemessen an den EBITDA-Zielen für 2024 recht moderat ist. Einzig das Thema Dividende müssen Anleger aufgrund des aufgelaufenen Bilanzverlusts auf Ebene der AG noch eine Weile aufschieben.
Jedenfalls ist auch für 2024 – also mit der HV im Jahr 2025 – noch keine Ausschüttung zu erwarten, wie es im Ausblickteil des Geschäftsberichts heißt. Diesbezüglich müssen sich die mächtigen Familienaktionäre und auch die von Norman Rentrop beherrschte Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV als maßgebliche Ankerinvestoren sowie der 20 Prozent ausmachende Streubesitz also noch gedulden. Die eigentliche Aktienstory von R. Stahl dreht sich aber ohnehin in erster Linie um das künftige Renditepotenzial, was sich so im Chartbild noch nicht ausreichend widerspiegelt. Die Analysten von NuWays haben das Kursziel zuletzt bei 31 Euro angesetzt. Nur geringfügig tiefer ist Solventis Research bei R. Stahl unterwegs.
Foto: Unsplash+
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