Spannende Geschichte, die da vor ein paar Tagen über den Reuters-Ticker lief: Demnach prüft das Medienunternehmen Axel Springer einen Verkauf seiner Beteiligung an dem populären Finanzportal finanzen.net. Dem Vernehmen nach ruft der ehemals selbst an der Börse gelistete Springer-Konzern rund 250 Mio. Euro für finanzen.net auf. Das hört sich zunächst einmal nach einer Stange Geld an, auch wenn es keine aktuellen Zahlen für finanzen.net – inklusive dem angeschlossenen Neobroker finanzen.net Zero – gibt. Entsprechend viel ist auch Spekulation, zumal ein Deal in dieser Größenordnung wohl eher ein Thema für Private Equity oder gut ausgestattete Brokerageplayer als für heimische Börsenverlage ist. Zudem fällt eine mögliche Transaktion in eine herausfordernde Zeit mit vielen Umwälzungen – sowohl im klassischen Medienbereich als auch im Brokeragegeschäft.
Ein indirekter Profiteur sollte gleichwohl die Aktie der Smartbroker Holding sein, bekannt insbesondere für das Börsenportal wallstreet:online sowie den technisch und organisatorisch frisch aufgestellten Broker Smartbroker+. Insbesondere der Neustart von Smartbroker+ hat viele Kapazitäten gebunden und das Ergebnis der Berliner massiv belastet, was wiederum den Aktienkurs in die Knie gezwungen hat. Besserung ist jedoch in Sicht. Aktueller Börsenwert der Smartbroker Holding: Etwas mehr als 100 Mio. Euro. Dabei plant CEO André Kolbinger für das laufende Jahr mit Erlösen zwischen 50 und 55 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer Bandbreite von minus 1 bis plus 3 Mio. Euro.
Das sollte angesichts der zur erwartenden Verbesserungen beim Smartbroker + jedoch nur eine Momentaufnahme sein. Die Analysten von Montega rechnen bereits für 2025 mit einem kräftig verbessertem EBITDA von 10 Mio. Euro, was auch unterm Strich für deutlich schwarze Zahlen bei der Smartbroker Holding reichen sollte. Das Montega-Kursziel von 11 Euro liegt entsprechend auch signifikant über der aktuellen Notiz von rund 6,50 Euro. Die kommenden Monate dürfte also spannend werden. Das gilt umso mehr, sollte sich bei Springer/finanzen.net tatsächlich etwas tun.
Wie ein Kaugummi zieht sich der nun schon viele Monate Verhandlungsprozess um einen finanzkräftigen neuen Großaktionär für den Kunstdaten-Anbieter Artnet. Eine vorteilhafte Lösung für alle Beteiligten herzustellen, erfordert offenbar enorm viel Geschick und auch guten guten Willen. Immerhin betont nun das Kunsthandelsunternehmen Weng Fine Art (WFA), einer der maßgeblichen Aktionäre von Artnet, dass weiter an einer Lösung gearbeitet wird und WFA unverändert den Verkauf eines Teils seiner Artnet-Beteiligung anstrebt. Mitte März hatte die Gesellschaft diesbezüglich bereits eine unverbindliche Absichtserklärung mit einem Investor aus London unterzeichnet und für einen begrenzten Zeitraum Exklusivität eingeräumt. Offen, inwiefern diese Konstellation noch aktuell ist. „Ein Verkauf kommt nur an einen neuen Investor in Frage, der bei Artnet die Führung übernehmen würde. Dies soll es der seit zwei Jahrzehnten chronisch defizitären Artnet ermöglichen, endlich ihr volles Potenzial auszuschöpfen“, betont WFA jetzt.
Die Wortwahl lässt ein wenig darauf schließen, dass nach der Phase des Burgfriedens nun wieder etwas mehr Säbelrasseln ins Spiel kommt. Zudem weist WFA darauf hin, dass die turnusmäßigen Verlängerungen der Kreditverträge mit den Banken allesamt positiv abgeschlossen wurden – es von dieser Seite also keinen Druck für die Monheimer gibt. „Zusätzlich zu den positiven operativen Effekten könnte die WFA mit Teilen des Erlöses ihre Finanzverbindlichkeiten reduzieren. Dadurch würde das Unternehmen seine Bilanz weiter stärken und den Zinsaufwand deutlich reduzieren können“, heißt es offiziell. Entsprechend bleibt Artnet der wichtigste Deal des Jahres für Weng Fine Art, wie boersengefluester.de schon mehrfach geschrieben hat. Trotzdem: Kurstechnisch ist die Hängepartie weder für die Aktie von WFA, noch für den Anteilschein von Artnet gut.
Entsprechend wäre es so wichtig, dass es möglichst bald zu zählbaren Ergebnissen kommt. Schließlich übertüncht dieser Komplex bei beiden Unternehmen die eigentliche operative Entwicklung im Kunstbusiness. Zumindest mit Blick auf das rasante Comeback des Bitcoin – ehemals ein markanter Indikator – könnten die massiv zurückgegangenen Handelsaktivitäten in wertvollen Kunstgegenständen schließlich wieder in Schwung kommen.
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